Andere Länder, andere Sitten? Nicht unbedingt. Egal, ob Deutschland oder Japan – Flexibilität und Freiheit auf (zumeist) vier Rädern werden hierzulande ebenso geschätzt wie in Fernost. Im Rahmen der Japan Mobility Show, wie die einstige Tokyo Motor Show jetzt heißt, fand die Japan Camping Car Show statt. Wir haben uns in der Messehalle umgesehen.

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Camping im Kei Car

Die Hitliste der meistverkauften Autos in Japan wird seit jeher von Kei Cars angeführt. Die Kleinstwagen mit einem maximal 64 PS starken und 660 ccm großen Motor, deren Karosserielänge das Format von 3,48 Metern nicht überschreiten darf, kann man im Land der aufgehenden Sonne auch dann zulassen, wenn man keinen eigenen Parkplatz vorweisen kann.

Die Folge: Von Daihatsu über Honda und Suzuki hin zu Toyota haben alle Hersteller eine Vielzahl entsprechender Modelle im Portfolio – meist als hochbauender Kastenwagen für maximale Raumausnutzung. Das hilft auch beim Ausbau als Freizeit-Van.

Die 1,48 Meter schmalen, kompakten Modelle wie Toyota Townace und Co. gibt es von verschiedenen Camping-Ausbauern mit Sitzgruppen im Heckabteil, die sich zur Liegefläche umbauen lassen. In einem Land, in dem viele Menschen aufgrund der engen Wohnraumsituation kaum Privatsphäre haben, dürften Fahrzeuge wie die Kei-Car-Vans auch zum entspannten Abschalten zwischendurch dienen.

Für Küchenmodul und Kühlschrank bleibt auf einer Verkehrsfläche von knapp über fünf Quadratmetern kaum Platz. Die volle Camping-Ausstattung bieten größere Modelle wie der Fiat Ducato. Richtig gelesen: Der Italiener, bei uns Platzhirsch in der Basisfahrzeug-Szene, ist auch im fernen Japan populär.

Der Disney-Ducato

Als Rechtslenker zeigen die Ausbauten des Kastenwagens eine spiegelverkehrte Anordnung der Wohnraumelemente hinter der links am Fahrzeug angebrachten Schiebetür. Einen besonderen Ducat-Camper hat die Firma Fun Factory im Gepäck. Mit einem Sondermodell werden 100 Jahre Disney gefeiert. Der komplette Innenraum ist mit Emblemen und Konterfeis der Comic-Helden um Goofy und Co. ausstaffiert, bis zu Plüschfiguren auf der Liegefläche im Heck.

Obwohl es neben den bis zu sechs Meter langen Ducatos auch größere Alkoven-Modelle auf Toyota-Basis zu sehen gibt, wirken die Europa-Importe auf der Messe wie Schlachtschiffe aus einem anderen Universum. Ein lokaler Importeur zeigt Integrierte von Adria und Dethleffs auf Basis von Ducato und Mercedes-Benz Sprinter. Mit den bis zu 8,60 Meter langen Dreiachsern findet man bestimmt einen Platz am Fuße des Mount Fuji – die engen Straßen von Tokio und anderen Städten des Landes sollte man damit aber tunlichst meiden.

Toyota Hiace statt VW T6.1

Auffallend ist die Dominanz des Toyota Hiace. Der Großraumvan, auch für Shuttle-Dienstleister erst Wahl, ist das Basisfahrzeug-Pendant zum bei uns populären VW T6.1. Im Gegensatz zum California ab Werk verzichtet Toyota jedoch auf ein eigenes Angebot.

Die Bandbreite der Hiace-Derviate reicht von Freizeit-Vans wie dem "Relax Wagon", über edle Personentransporter wie den neunsitzigen "Elegance" mit feinem Leder-Interieur bis zum fahrenden Dampfbad.

Das mobile Dampfbad

Auf den ersten Blick wirkt dieser Ausbau befremdlich, hat er doch mit einem Mehrzweckfahrzeug nichts zu tun. Der Raum hinter dem Fahrerhaus wird zur Hälfte vom voll funktionalen Dampfbad (dessen Funktion mit Blick auf das eigene Messe-Outfit nur von außen begutachtet wurde) in Beschlag genommen. Hinter der Schiebetür ist Platz für ein Kaltwasserbecken, eine Duschmöglichkeit und eine Anrichte für Make-up und Frisur-Pflege.

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Die Firma Nuku Maru, ein Tochterunternehmen des weit verzweigten Toyota-Konzerns, bietet den Dampfbad-Hiace nicht zum Kauf an, sondern nutzt das Fahrzeug als mobilen Service. Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder einem weiten Weg zu entsprechenden Einrichtungen können das gesundheitsfördernde Dampfbad auf Rädern buchen und vor Ort nutzen. Erste Tests sollen in Kürze starten.  © Promobil

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