Bei der Buchung von Reisen ist Vorsicht geboten: Es kommt immer wieder vor, dass Reisewillige viel Geld verlieren, weil sie auf betrügerische Webseiten hereinfallen und das gebuchte Ferienhaus nur auf Fotos existiert.

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Die Website sieht auf den ersten Blick seriös aus: Hochauflösende Bilder von Traumferienhäusern und eine Suchmaske, wie man sie von Buchungsportalen kennt. Es gibt eine stattliche Auswahl an Ferienimmobilien, ein Impressum, ein Bild der vermeintlichen Inhaberin, Kontaktdaten, Siegel. Es sieht wirklich seriös aus, auch wenn man sich etwas weiter durchklickt.

Doch häufig handelt es sich um Fakes, vor denen der Verband Deutscher Ferienhausagenturen (VDFA) warnt. Wer einen Blick darauf wirft, beginnt zu verstehen, wie perfide und professionell Ferienhausbetrug ablaufen kann. Seit Anfang des Jahres berichtet der VDFA von sich häufenden Betrugsmeldungen.

Rabatt bei 100 Prozent Anzahlung? Vorsicht bei solchen Angeboten

Ferienhäuser werden bei der klassischen Masche äußerst preisgünstig angeboten, bei 100 Prozent Anzahlung gibt's noch mal Rabatt. Einige Zeit nach der Zahlung storniert die angebliche Vermittlungsagentur jedoch die Buchung – beispielsweise aufgrund eines vermeintlichen Schadens am Gebäude. Die Rückerstattung des Geldes bleibt dann aus.

Bei der Buchung eines Ferienhauses ist Vorsicht geboten, wenn Angebote für erstklassig ausgestattete Häuser an beliebten Urlaubsorten auffallend günstig erscheinen. Das gilt vor allem dann, wenn der Preis gleich komplett fällig wird.

Wie der Verband mitteilt, sei eine Vorauszahlung in Höhe von 20 Prozent üblich. Lediglich bei kurzfristigen Buchungen wird normalerweise der vollständige Preis sofort fällig.

Um die Glaubwürdigkeit eines Anbieters zu überprüfen, können viele Bewertungen ein Anhaltspunkt sein. Allerdings nutzen das auch Betrüger mittlerweile für sich: Laut dem VDFA veröffentlichen sie auf Bewertungsportalen im Internet Rezensionen angeblich zufriedener Urlauber über die betrügerischen Websites. Es ist also wichtig zu beachten, dass Bewertungen allein noch keine Garantie für Seriosität darstellen.

Der Verband hat online Tipps veröffentlicht, auf die man achten sollte, um Betrug bei Ferienhausbuchungen zu vermeiden. Auf einer weiteren Website werden die Online-Adressen gelistet, für die es Betrugswarnungen gibt. Ist man also skeptisch, ob eine Website für Ferienhausbuchungen seriös ist, kann man dort nachschauen – ist sie aufgelistet: Finger weg!

Immer mehr Betrugsseiten im Internet

Auf einen "zweistelligen Millionenbetrag" schätzte der VDFA im vergangenen Jahr die Schäden, die Urlaubern schon entstanden sind. Sie sind auf gefälschte Seiten und deren vermeintlich professionellen Anstrich reingefallen, haben tausende Euros gezahlt – und standen am Ende ohne Ferienhaus und ohne das gezahlte Geld da. 2023 habe es so viele Betrugsseiten im Internet wie noch nie gegeben, warnt der VDFA.

Beim Deutschen Ferienhausverband (DFV) schätzt man die Lage differenzierter ein: Bei den Mitgliedsportalen des DFV nehmen die Betrugsfälle in jüngerer Vergangenheit demnach ab, während sie auf oftmals gefälschten privaten Vermieterseiten tendenziell zunehmen.

"Über diesen Weg ist der Betrug leider viel zu einfach, und immer noch zu oft erfolgreich", sagt der DFV-Vorsitzende Göran Holst. "Eine professionell ausschauende Seite kann mit Baukästen relativ leicht gefälscht werden."

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Wie erkennt man falsche Ferienhaus-Websites?

Um Ferienhaus-Betrügern nicht auf den Leim zu gehen, haben Branchenverbände und Verbraucherschützer die folgenden Tipps:

  • Preise: Ist das Ferienhaus extrem günstig, sollten die Alarmglocken schrillen. Für Fake-Angebote sei das typisch, warnt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Deshalb sollten Urlauber den Preis immer mit anderen Angeboten in der Gegend vergleichen. Das gibt Aufschluss darüber, ob der Preis realistisch sein kann.
  • Impressum: Verfügt die Website über gar kein Impressum, gilt generell Finger weg! Aber wie das Beispiel der eingangs genannten Fake-Seiten zeigt: Selbst auf ein vermeintlich seriöses Impressum mit Kontaktadresse, Steuernummer und weiteren Angaben kann man nicht blind vertrauen. Betrüger kopieren teils schamlos Daten von anderen Websites. Der Rat: Diese Daten prüfen und gegebenenfalls bei Verbänden, Vermittlungsagenturen oder örtlichen Tourismusverbänden nachfragen, ob der Anbieter und die Immobilie existieren.
  • Vorkasse: Eine Anzahlung des Reisepreises in Höhe von zehn bis 30 Prozent ist bei Ferienhausbuchungen üblich. Betrüger aber verlangen laut den Verbraucherschützern oft den Gesamtpreis im Voraus, zum Teil über Transferdienste wie Western Union oder Moneygram. Darauf sollte man nicht eingehen. Wenn man doch zahlt (bei Last-Minute-Buchungen etwa wird oft direkt der Gesamtpreis fällig), dann im Zweifel lieber per Lastschrift oder Kreditkarte. So lässt sich das Geld im Betrugsfall gegebenenfalls durch die Bank zurückbuchen.
  • Siegel: Sie sollen für eine gewisse Qualität und Seriosität des Anbieters bürgen. Unter anderem vergibt der Deutsche Ferienhausverband ein Siegel. Doch natürlich machen Betrüger auch davor nicht Halt und packen mitunter ein Bild des Siegels auf ihre Website. Tipp: Auf das Siegel klicken. "Nur verlinkte Siegel sind echte Siegel", sagt Göran Holst. Nach dem Anklicken erhält man die Information, dass die Seite das Siegel zu Recht trägt.

Die beiden Branchenverbände VDFA und DFV haben Websites im Netz, auf denen sie aktuelle Betrugsmeldungen bündeln. Wer also bei einem Portal unsicher ist, kann auch einen Blick auf diese Seiten werfen – taucht dort die Domain auf, hat man Klarheit.

Am besten über eine seriöse Plattform buchen

Über eine seriöse Vermittlungsplattform zu buchen, ist unbedingt empfehlenswert, um nicht Betrügern aufzusitzen. Denn dort werden auch die Vermieter in der Regel auf Herz und Nieren geprüft.

Göran Holst ist auch einer der Geschäftsführer des Portals Travanto. Bei ihnen müssten Vermieter beispielsweise Grundbuchauszüge und Ausweisdokumente, Wasser- und Stromrechnungen zeigen, sagt er. Und: "Wir prüfen über Google Maps, ob es das Objekt gibt."

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Anbieter haften – Höhe unterscheidet sich

Kommt es doch zum Betrug, haften zum Teil die Anbieter bis zu einer gewissen Summe. Der Deutsche Ferienhausverband verpflichtet seine Mitglieder zu einer Mindesthaftung von 500 Euro pro Buchung. "Alles darüber ist anbieterabhängig", sagt Holst.

Wer tausende Euro für ein Ferienhaus zahlt, bleibt im Betrugsfall womöglich auf einer hohen Summe sitzen. Wie genau es um die Absicherung in einem Betrugsfall bestellt ist, verraten nur die Geschäftsbedingungen (AGB) der jeweiligen Plattform.

Generell gilt: Man sollte im Zweifel immer über die Plattform buchen. Teils bieten Vermieter den Urlaubern an, die Ferienhaus-Buchung direkt abzuwickeln, um die fälligen Servicegebühren für das Vermittlungsportal zu sparen, die durchaus mehrere hundert Euro betragen können. Doch Vorsicht: Mit dem Verlassen der Plattform verlässt man auch deren Schutzmechanismen – gerät man an Betrüger, gibt es vom Portal dann definitiv kein Geld zurück. (Tom Nebe, dpa/sbi)

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