Vegane Maultaschen, Discounter-Shirts aus Bio-Baumwolle, Handtaschen aus Apfelleder – Der Umschwung hin zu ethischem und umweltbewusstem Konsum hat in der Industrie größtenteils schon stattgefunden. Nachhaltigkeit als Gesamtbegriff ist im Bewusstsein des produzierenden Gewerbes angekommen.

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Doch welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit auf dem Caravan Salon Düsseldorf, dem Schaufenster der Camping-Branche? Ich mache mich auf die Suche.

Alternative Energielösungen

Solar. Solar. Solar. Wohin das Auge blickt, hängen, liegen oder kleben die charakteristischen Paneele. Mein erster Eindruck beim Gang durch die Düsseldorfer Messehallen ist: Wer Solar kann, zeigt es auf dem Caravan Salon.

Lilie zeigt ein neues, modulares Solarsystem fürs Womo-Dach. Doch auch Powerboozt, Green Akku, Ective, Ecoflow und viele mehr sind dabei und präsentieren mobile Solarmodule, teilweise mit passenden Powerstations. Große Hersteller wie Dometic und Reimo zeigen Solarmodule, die hauptsächlich für die Verarbeitung durch andere Hersteller vorgesehen sind. Grüne Werbeflächen sieht man dabei viel, doch das schlagende Verkaufsargument ist die Autarkie, nicht die Nachhaltigkeit.

SFC-Energy setzt derweil auf Methanol und stellt Efoy vor – die Brennstoffzelle für unterwegs. Der Treibstoff für den Energielieferanten ist in einigen Fritz-Berger-Filialen erhältlich.

Liste von Produkten:

  • Lilie Energy, Campere Solarmodule, ab 69 Euro
  • Powerboozt, Solar Kraftpaket 180/200/330 W, ab 636,60 Euro – im Partnershop Powerbootz Solar kaufen
  • GreenAkku, Solartasche, ab 179,88 Euro
  • Ective, Klappbares Solarmodul 80/100 W, ab 181,62 Euro – bei Amazon das Ective Solarmodul kaufen
  • Ecoflow, Solarpaneel 110/160/220/400 W, ab 249 Euro - im Partnershop das Ecoflow Solarpaneel kaufen
  • SFC-Energy, Efoy, aktuell 2.852 Euro

Toilettensysteme und -zusätze

Unsere Notdurft kann inzwischen auf jegliche Art nachhaltig optimiert werden. Zu meinem Erstaunen war der Bereich Toilette und Co der mit Abstand auffälligste auf dem Caravan Salon unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit.

Gleich mehrere Hersteller von Trockentrenntoiletten präsentierten ihre nachhaltigen Produkte. Wassersparend und ohne Chemie funktioniert dieses Toilettensystem. Trobolo geht noch weiter und produziert seine Toiletten zu einem großen Teil aus FSC-zertifiziertem Holz, statt reinem Plastik. Genauso ist der Rest ihrer Produktpalette auf Nachhaltigkeit getrimmt. Dass sie als Unternehmen Wert auf den Titel "nachhaltig" legen, zeigen sie auf dem CSD offen.

Die Hand Einstreu, eine Art Katzenstreu, die den Verdauungsresten hinterhergeworfen wird, kann ebenfalls aus nachhaltiger Quelle erworben werden. Wie weit man dabei gehen will, unterscheidet sich dann noch an einer Plastiktüte oder einer Schicht Pappe als Umverpackung der Streu.

Für die Reinigung können CamperInnen ebenfalls auf umweltfreundliche Mittelchen zurückgreifen. Zum Beispiel mit den bekannten Produkten von Berger Bewusst oder ganz neu: einem Eco-Badreiniger von Thetford.

Ebenfalls ohne Chemie und Wasser kommt die Cinderella aus. Hier reden wir nicht etwa von der amerikanischen Disney-Prinzessin, sondern einer Verbrennungstoilette. Diesmal wird nicht getrennt und mit Streu beworfen, sondern verbrannt. Die übrige Asche kann direkt im Blumenbeet oder dem häuslichen Kompost entsorgt werden.

Die erste mobile und wasserlose Verschweiß-Toilette Clesana beansprucht für sich, umweltfreundlich zu sein. Wie ihre Verwandten kommt sie ohne Wasser und Chemie aus. Allerdings kompostiert sie die menschlichen Hinterlassenschaften nicht, sondern verschweißt sie fein säuberlich in kleine Plastikbeutelchen. Dennoch, so Clesana, sei diese Methode umweltfreundlicher als eine Standard-Chemietoilette.

Von Hause aus im Camper verbaut, findet man Alternativen zum Chemieklo noch selten. Ein Vorreiter ist hier Wochner. Der Hersteller verbaut Trockentrenntoiletten im Teilintegrierten Clou und im neuen Summiteer 6.0.

Wer keine neue Toilette in seinem Camper verbauen will, findet auf dem Markt eine Vielfalt an Zubehör-Produkten, die die Umwelt schonen. Statt der altbewährten Chemie-Zusätze macht Solbio ein gutes Gewissen und verschont dabei Dichtgummis und andere empfindliche Materialien.

Liste von Produkten:

Leichtbau und E-Mobilität bei Campingfahrzeugen

Für den geliebten Verbrenner bedeuten weniger Zuggewicht und eine verbesserte Aerodynamik weniger Sprit-Verbrauch. Das ist nicht nur nachhaltig für den Geldbeutel, sondern leistet darüber hinaus einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz. Für die E-Mobilität bedeuten Fortschritte im Leichtbau-Segment der Caravans eine bessere Reichweite des Gespanns. Damit wird diese Reiseform erstmals wirklich attraktiv für Camper.

Als Star in der Light-Kategorie der Wohnwagen präsentierte Knaus den Leichtbau-Wohnwagen Yaseo. Durch eine Verkleinerung der Stirnfläche und eine Reduktion auf 905 kg fahrbereites Gewicht für den kleineren Grundriss, kann ein E-Auto den Wohnwagen ziehen. Der Reichweiten-Verlust hält sich dabei vorgeblich in Grenzen.

Gesehen haben wir jedoch noch deutlich leichtere und wesentlich kompaktere Caravans als den Yaseo, die ein E-Auto ohne Weiteres ziehen könnte. Wer dem kompakten Reisen etwas abgewinnen kann, findet bereits eine große Auswahl leichter Wohnwagen auf dem Markt. Diese haben wir uns auf dem Caravan Salon angesehen und dabei festgestellt, das minimalistisches Reisen ganz schön im Trend liegt. Sogar beim Material preschen die stylishen Mini-Wohnwagen vor. Etwa der Roam Adventure Trailer. Er wird aus nachhaltigem Holz und recycelten Materialien hergestellt.

Auch die Marke LMC weist an ihrem Stand bei ihren Wohnwagen darauf hin, welche Grundrisse besonders "E-Auto-freundlich" sind.

Unter den Wohnmobilen waren keine nennenswerten Sprünge in der E-Mobilität zu sehen. VW gab erst kürzlich bekannt, den ID.Buzz nicht zum Camper ausbauen zu wollen, der neue California basiert auf dem VW Multivan Gewichtsprobleme sind der Hauptgrund dafür.

Auf dem Caravan Salon traute sich immerhin NordVan an den ID.Buzz und präsentierte den Nordvan ID.Bee. Dometic zeigt einen ID.Buzz mit sportlichem Ausbau und Dachzelt. Die Stimmung in der Branche ist jedoch alles in allem verhalten. Die großen und schweren Akkus in Kombination mit dem B-Führerschein und dem Reichweitenproblem bereiten Kopfschmerzen.

Projekte wie der E-Power-Drive von Knaus oder der Lineo E von Bürstner waren in diesem Jahr nicht auf dem Caravan Salon zu sehen. Die Begründung von Bürstner: die mangelnde Serienreife. Der elektrische Lineo soll erst präsentiert werden, wenn er erhältlich ist.

  • Knaus, Baureihe: Yaseo, Preis: ab 22.719 Euro
  • Roam Adventure Trailers, Baureihe: Explorer, Preis: ab 15.900 Euro
  • NordVan, Baureihe: ID.Bee, Preis: ab 75.000 Euro

Nachhaltige Materialalternativen

Recyclingpolsterstoffe sind bei LMC ein weiterer Teil der Nachhaltigkeits-Initiative und werden mithilfe von Aufstellern am Stand und Aufklebern in den Fahrzeugen beworben. Leicht zu übersehen, wie ich feststellen musste. Glücklicherweise hat der Hersteller uns auf Anfrage darauf hingewiesen.

Das kleine Unternehmen Camperboards, das Regale oder Ablagen für Campingfahrzeuge herstellt, arbeitet unter anderem mit Bambusgras-Fasern aus Europa, einem schnell nachwachsenden Rohstoff. Außerdem achten sie auf möglichst kurze Lieferketten und lokale Auftragsvergaben.

Luxus-Campingbus-Hersteller Robeta aus Slowenien verwendet ein besonderes Leichtbaumaterial. Für die luftig, leichten Platten werden zu 100 % recycelte PET-Flaschen verwendet. Damit sparen sie pro Fahrzeug etwa 200 kg an Gewicht ein und tun zusätzlich noch etwas für die Umwelt.

Passivkühlbox wie die von Qool erleben außerdem wieder einen Aufschwung. Die gespeicherte Kälte von speziellen Kühlakkus über möglichst lange Zeit zu nutzen, statt einen beständigen Stromfresser, ist im Sinne der Nachhaltigkeit. Obendrein besteht die schwarze Eco+ aus recyceltem Kunststoff.

Dormiente – "besser grün schlafen" lautet das Motto des Herstellers von Naturlatexmatratzen und Naturhaardecken für Camper. Er wirbt am Stand großflächig mit verschiedenen Siegeln und Zertifikaten seiner Produkte. Stellwände und -regale sind naturell gehalten. Die Farbe Grün steht hier für Öko-grüne Produkte.

Insgesamt ist das Zubehör-Segment eher gewillt, mit der Nachhaltigkeit ihrer Produkte offen zu werben, wie bereits im Toiletten- und Chemie-Bereich zu sehen war. Auf dem Caravan Salon begegnet uns unter anderem ein neues Campinggeschirr von Brunner, zu 100 % aus recycelten PET-Flaschen.

Liste von Produkten:

  • Camperboards, verschiedene Module, ab 219 Euro
  • Qool, Kühlbox Eco+, ab 420 Euro – im Partnershop die QOOL Kühlbox Eco+ kaufen
  • Dormiente, Ökologische Matratzen
  • Brunner, Caminggeschirr rPET, noch nicht erhältlich

Rückmeldung der Hersteller

Vier große Wohnmobil-Hersteller haben wir angefragt, warum das Thema Nachhaltigkeit ihrer Meinung nach in der Branche nicht viel vordergründiger behandelt wurde. Geantwortet hat uns nur LMC:

"Die Umsetzungen unserer Nachhaltigkeitsthemen in der Produktion sind uns natürlich wichtig. Dazu haben wir noch nicht den passenden Weg zur Darstellung auf unserem Messestand gefunden."

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Trotz der oft eher versteckten Hinweise wissen wir natürlich, dass eigentlich alle Big Player ihre Nachhaltigkeitsprogramme haben. Dazu zählt die Forschung im Leichtbau, die Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Materialien sowie die schrittweise Umstellung der Produktionslinien hin zur CO₂-Neutralität.  © Promobil

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