Fangen wir hinten an. Genauer gesagt im Heck des Laika Ecovip 645. Das zeigt sich als wahres Multitalent. Es kann als Sitzgruppe genutzt werden. In die gemütliche U-förmige Sitzrunde passen fünf bis sechs Personen, die sich um einen ausreichend großen Tisch gruppieren. Sowohl Kopf- als auch Beinfreiheit sind passabel. Der Sitzkomfort ist dank bequemer Sitz- und Rückenpolster in Ordnung. Zum Schlafen werden aus der Sitzgruppe zwei Längseinzelbetten – wobei für diesen Zweck der optionale Kunstlederbezug der Polster weniger gut geeignet erscheint.

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Laika Ecovip 645 (2023)

  • Grundpreis ab 65.136 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,70 m
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2

Kurze Einzelbetten im Heck

Beide Betten haben eine Breite von 65 Zentimetern. Während das Bett auf der Beifahrerseite 189 Zentimeter lang ist, hat das Pendant gegenüber lediglich eine Länge von 171 Zentimetern und ist damit nur für kleinere Personen passend. Beim Umbau von der Sitzgruppe zu Einzelbetten verschwinden die an den Seitenwänden platzierten Rückenpolster im Podestboden unterhalb der Sitzgruppe, der Tisch und sein Fuß kommen ins Staufach unterhalb des linken Bettes. Bleibt die Frage: Wohin mit dem Rückenpolster von der Heckseite? Für dieses Polsterstück findet sich beim Bettenbau kein sinnvoller Platz im Fahrzeug, es wandert wahlweise ins Bad oder in die vordere Sitzgruppe und stört gegebenenfalls dann dort.

Wem die Liegefläche auf den beiden Einzelbetten nicht ausreicht, der hat die Möglichkeit, die Betten zu einer großen Schlaffläche zu erweitern. Dazu werden insgesamt vier Querstreben zwischen den Bettkästen eingesetzt. Auf diesen Traversen liegt der seitlich ausziehbare Lattenrost der beiden Betten auf. Darauf platziert man die beiden Rückenpolster von den Längsbänken. So entsteht eine große Schlaffläche mit komfortablen 182 Zentimetern Breite. Die Rückenpolster sind mit jeweils 157 Zentimetern allerdings nicht besonders lang. Somit ist der Liegebereich in der Mitte eher nur für ein Kind als für einen dritten Erwachsenen geeignet. Die flexible Umbaumöglichkeit des Heckbereichs von der Sitzgruppe zu Einzelbetten oder zur großen Liegewiese ist eine clevere Idee. Allerdings ist die Umsetzung nicht so ganz ausgereift. Vor allem das Handling mit den Polstern und den Lattenrosten ist zu umständlich. Letztere lassen sich hochgeklappt nicht fixieren und müssen mit einer Hand gehalten werden, während man mit der anderen im Staufach darunter herumkramt – das erweist sich als wenig komfortabel.

Wohnen im Detail

Die Hecksitzgruppe ist gemütlich, vor allem wenn man auf ihr bequem sitzen und dabei die Beine hochlegen will, beispielsweise zum Fernsehen. Im Heck des Testwagens ist dafür eigens – wie auch an der vorderen Sitzgruppe – ein TV-Gerät angebracht. Sobald es ans Umbauen der Heckeinrichtung geht, ist der Spaß allerdings schnell vorbei. Wem das ständige Hin und Her zu mühsam ist, nutzt das Heck wohl vor allem als Einzelbetten-Schlafzimmer und hat vorn zudem noch eine Kastenwagen-typische Sitzgruppe mit Halbdinette zur Verfügung. Die bietet einen guten Sitzkomfort. Die Rückenlehne der Sitzbank kann im Winkel verstellt werden, dadurch entsteht eine bequeme Lounge-Stellung. Die Tischplatte stützt sich an der Wand ab, dadurch ist kein störendes Bein im Weg. Außerdem kann die Platte zur Hälfte zusammen- oder auch ganz runter an die Wand geklappt werden. Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich leicht drehen und sind gut in die Sitzgruppe einbezogen. Die aufpreispflichtigen, hellbeigen Kunstlederbezüge (716 Euro) machen optisch was her, Schmutz und Abnutzung sind auf ihnen allerdings relativ schnell sichtbar.

Die Küchenzeile ist in dunklem Mokkabraun mit Querstreifen gehalten. Dazu passen die Wand und Arbeitsplatte in Steindekor, ergänzt durch goldfarbene Kanten – ein Look wie in einer italienischen Espresso-Bar. In der Praxis gefallen besonders die drei geräumigen Schubladen, die mit Soft-Close-Einzügen und breiten, versenkbaren Griffen ausgestattet sind. Ebenfalls gut: Gleich zwei 230-Volt-Steckdosen befinden sich in der Küche – eine an der Rückwand, die andere seitlich am Küchenblock. Der 84-Liter-Kompressorkühlschrank ist rechts neben der Küchenzeile platziert und in einer komfortablen Höhe eingebaut. Wer besonders viel Platz zum Kühlen benötigt, wählt die optionale 138-Liter-Variante (1.399 Euro). Ziemlich knapp fällt dagegen die Arbeitsfläche aus. Auf dem Küchenblock ist praktisch kein Platz zum Schneiden oder Abstellen. Die ausklappbare Verlängerungsplatte ist nicht besonders groß und hat zudem einen Absatz zur Hauptarbeitsplatte.

Sanitäreinrichtung

Das Bad besitzt ein für Campingbusverhältnisse angenehm großes Waschbecken. Dahinter und daneben finden sich drei Spiegelflächen, wobei der Hauptspiegel so stark nach vorne geneigt ist, dass größere Personen sich darin nicht betrachten können. Zum Duschen wird die Waschtischwand über die Toilette geschwenkt. Der dadurch entstehende Raum bietet genug Platz zum Einseifen und Abduschen. Die Duschwanne ist praktischerweise mit zwei Abläufen ausgestattet, dadurch kann das Wasser auch dann abfließen, wenn das Fahrzeug nicht ganz eben steht.

Anders sieht es mit der Schwenkwand aus, die keine Arretierung in Duschposition aufweist und bei Schräglage zurückschwingt und beim Duschen stört. An Bad-Accessoires wie Toilettenpapierhalter, Trockenstange und Haken für Handtücher haben die Entwickler gedacht, ebenso an einen kleinen Badschrank sowie zwei offene Ablagen. Das Drucktastenschloss des Schranks funktioniert jedoch nur hakelig. Für eine gute Belüftung des Bads sorgen die Dachluke sowie ein Seitenfenster, das sich kurioserweise aber hinter der Schwenkwand versteckt. Immerhin kann es so nicht nur zum Lüften nach dem Duschen, sondern auch als Durchreiche für die Duschbrause genutzt werden.

Der Stauraum im Ecovip

Der Kleiderschrank des Ecovip befindet sich unterhalb des Kühlschranks. Er ist ausreichend groß und praktischerweise lässt sich die Kleiderstange herausziehen, was das Aufhängen von Jacken und Hemden in dem tief unten eingebauten Schrank erleichtert. Über der Hecksitzgruppe finden sich zudem sechs Hängeschränke. Sie sind allerdings nicht besonders groß und besitzen zudem einen recht hakeligen Mechanismus zum Öffnen und Schließen. Gleiches gilt für die beiden Hängeschränke über der vorderen Sitzgruppe. Unter beiden Wohnbereichen kann man zudem jeweils ein Fach im Podestboden entdecken. Vorn lassen sich dort perfekt Schuhe unterbringen, hinten passen gut längliche, flache Dinge rein – das Fach ist immerhin rund 167 Zentimeter lang, aber nur 18 Zentimeter hoch.

Während die Einzelbetten aufgebaut sind, ist dieses Fach allerdings – wie bereits erwähnt – meist durch die Rücklehnenpolster blockiert. Bleibt noch der Platz auf dem Podestboden im Gang zwischen den Betten. Hier können etwa Klappkisten mit Zubehör untergebracht werden, die durch eine Schottwand vor dem Nachvornrutschen gesichert sind. Nachteil: Die Schottwand kann nur ziemlich weit hinten oder ganz vorn eingesetzt werden, so dass entweder nur wenig Stauraum entsteht oder der Zugang zu den Betten erschwert ist. Sinnvoll wäre es, noch eine mittlere Position vorzusehen, die Stauraum und Betteinstieg gleichermaßen berücksichtigt. Der festinstallierte Podestboden macht zudem den Transport von Fahrrädern im Innenraum nahezu unmöglich. Immerhin gibt es einen optionalen Heckträger ab Werk.

Zur Bordtechnik

Zur Bordtechnik: Der Laika hat einen angemessen großen Frischwassertank mit 100 Liter Volumen installiert. Dank des optionalen Komfort-Pakets (2.909 Euro) ist der unterflur montierte Abwassertank im Testwagen isoliert und beheizbar, was ihn tauglich fürs Wintercamping macht. Gefallen kann auch die Beleuchtungsausstattung des Ecovip 645. Zahlreiche dimmbare LED-Lichtleisten, die auf verschiedenen Ebenen angebracht sind, sorgen mit ihrem warmweißen Licht für ein angenehmes Ambiente. Als Hauptbeleuchtung zieht sich eine ganze Reihe dimmbarer LED-Spots längs durch das Fahrzeug. Sie sind in die Decke eingelassen. Insgesamt sechs Leselampen – zwei an der vorderen Sitzgruppe und vier im Heck – ergänzen die durchdachte Lichttechnik.

Apropos Licht: Über dem Fahrerhaus ist ein großes Panoramafenster platziert, das viel Helligkeit in den Ducato bringt. In der Basisversion ist er mit dem 140-PS-Motor und Schaltgetriebe ausgestattet – im Testwagen kommt die 180-PS-Version mit Neun-Gang-Automatik zum Einsatz. Die 40 zusätzlichen PS im Vergleich zur Basisversion sind eine sinnvolle Investition, die sich beim Überholen oder am Berg positiv bemerkbar macht. Die harmonisch arbeitende Automatik ist im Vergleich zum Handschalter ein echter Komfortgewinn. Im Testwagen sind zahlreiche Pakete und optionale Extras enthalten. Das sorgt dafür, dass zum Basispreis von etwas mehr als 65.000 Euro noch einmal fast die Hälfte an Sonderausstattung hinzukommt und der Preis des Testfahrzeugs fast 100.000 Euro erreicht.

Das fiel uns auf

(+) Auf Knopfdruck: Der Abwassertank kann über einen Schalter an der Dinette elektrisch beheizt werden.
(+) Bringt Licht in den vorderen Teilb des Busses: das große Panoramafenster über dem Fahrerhaus.
(+) Was passiert in meinem Rücken? Der digitale Rückspiegel zeigt die Situation hinter dem Fahrzeug.

(+) (-) Hält lästige Mücken draußen, ist aber leider nur im Komfort-Paket erhältlich: das Fliegengitter für die Schiebetür.

(-) Schlecht abgedichtet: Bei einem Leck in der Toilettenkassette droht Unheil im Fahrzeuginneren.
(-) Mangel bei der Verarbeitung: An der Schwenkwand im Bad ist ein deutlicher Riss zu erkennen.

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Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, innen Stoffverkleidung, Isoliermaterial Dach/Boden XPS/XPS, Wände und Dach mit Alu-folierten Ecofibermatten, 7 Kunststoff-Isolier-fenster mit Aluminium-Rahmen, 1 Dachhaube, 3 Panorama-Dach-fenster.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6 D, 6 Ausströmer (Sitzgruppe, Einstieg, Küche, Bad, 2 x Heck), Wasseranlage: Frisch- & Abwasserschläuche, Tauchpumpe, 3 x 230-V-Steckdose, 8 x USB-Steckdose.
  • Basisfahrzeug: Fiat Ducato Heavy 180 Multijet, Kastenwagen L4H2, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2184 cm3, Leistung 132 kW/180 PS bei 3500/min, Drehmoment 450 Nm bei 1500–3000/min, Neun-Gang-Wandlerautomatikgetriebe
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,0/11,6/17,0 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h (Automatik) 4,1/9,4 s, Testverbrauch 10,4 L/100 km.
  • Maße und Gewichte: Länge X Breite X Höhe 6,36/2,05/2,70 m, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg

Preise

  • Grundpreis: 65.136 Euro (Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) ohne TÜV und Zulassungsbescheinigung II
  • Testwagenpreis: 97 229 Euro
  • ✘ 3,5-t-Heavy-Chassis (40 kg) 1.466 Euro
  • ✘ 180 PS/9-Gang-Automatik (20/3 kg): ✔ 4.181/3.911 Euro
  • ✘ Lackierung "Lanzarote Grey" (0 kg): 1.232 Euro
  • ✘ Komfort-Paket: Fliegengitter an Schiebetür, Abwassertank isoliert und beheizt u. a. (18 kg) : ✔2.909 Euro
  • ✘ Digital-Paket: 10"-Display, Rückfahrkam. (4 kg): ✔ 3.120 Euro
  • ✘ Chassis-Paket: Radiobedienung am Lenkrad, Vorbereitung DAB-Radio, Berganfahrhilfe u. a. (2,6 kg) ✔: 831 Euro
  • ✘ Panoramafenster über Fahrerhaus (5 kg): ✔ 1.577 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Wertung

bei Testurteil maximal 5 Punkte möglich

  • Wohnen: 3,4 von 5 Punkten
  • Beladen: 3,3 von 5 Punkten
  • Technik: 3,6 von 5 Punkten
  • Fahren: 3,6 von 5 Punkten
  • Preis & Service: 3,0 von 5 Punkten

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