Die Baureihe Fendt Bianco ist quasi das Sinnbild des gehobenen, nicht aber abgehobenen Reisecaravans, getrimmt auf Solidität und Wohnkomfort. Diesen nochmals zu steigern, ohne den Caravan größer zu machen, hat sich Fendt für 2024 vorgenommen; und so wurde aus dem Fendt Bianco Activ 515 SD der Fendt Bianco Activ 515 SGD. Dass die Tür hinter die Achse wanderte, ist der einzige äußere Hinweis darauf, dass und was innen durchgemischt wurde.

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Bleiben durfte das Raumbad im Heck, das französische Bett in der Wagenmitte wurde durch zwei Längsbetten im Bug ersetzt – weil getrennt schlafen das Komfort-Nonplusultra darstellt. Die Küchenzeile wanderte auf die rechte Seite, der Kühlschrank steht nun links vom Eingang und der Kleiderschrank gegenüber der Küche. Statt der einstigen U-Sitzgruppe gibt es nun eine Dinette, die zum Essen und Trinken groß genug, zum Fläzen aber knapp bemessen ist. Reicht das schon für ein Urteil? Natürlich nicht.

Fendt Bianco Activ 515 SGD

  • Grundpreis ab: 30.580 Euro
  • gesamt Länge/Breite/Höhe: 7,51/2,32/2,66 m
  • Zul. GesamtgewichT: 1.700 kg
  • Schlafplätze: 2+1

Sitzgruppe

Ist die Einstiegshöhe von angenehmen 38 Zentimetern überwunden, fällt ziemlich rasch auf, dass die Dinette zwar kompakt, aber durchdacht ist. Die Sitzbänke mit links 82 und rechts 98 Zentimeter Länge sind gemütlich für zwei, zur Not kommt auch noch ein Gast am Mittagstisch unter. Das ist in Ordnung, denn dieser Caravan ist der Einzelbetten wegen ein waschechter Zwei-Personen-Wagen. In der kleineren hinteren Sitztruhe ist die Boiler-Heizung Combi 4 von Truma untergebracht – übrigens ein Merkmal aller Bianco-Activ-Modelle.

Die vordere, etwas größere Sitztruhe offeriert gut nutzbaren Stauraum. Hier wird die Mover-Batterie (2.138 Euro) untergebracht, ihr Hauptschalter ist von außen gut erreichbar. Weil der 32-Ah-Akku nur das Rangiersystem, nicht aber Licht und Einbaugeräte versorgt, braucht man für maximale Autarkie das 2.859 Euro teure Batterie-Paket II mit neuer 150-Ah-Lithiumbatterie. Hinter der längeren vorderen Rückenlehne ist eine USB-Ladebuchse eingelassen – zeitgemäße Ausstattung, zu der sich Fendt erst zur Saison 2024 durchringen konnte.

Das zu ladende Gerät kann man auf dem Rückenpolster oder auf dem Hubtisch ablegen. Dieser wird während der Fahrt mit zwei Fangbändern gut gesichert, vor Ort lässt er sich frei bewegen. Mit 70 mal 85 Zentimeter Größe ist die Platte groß genug für drei Gedecke. Bestellt man den relativ dicken Teppich für 369 Euro, kippelt der Tisch darauf ein wenig, auf nacktem PVC-Boden indes steht er unerschütterlich.

Die komfortablen, zehn Zentimeter dicken Sitzpolster laden durchaus zum Verweilen ein. Das Fehlen einer dritten Lehne kompensiert zu einem gewissen Maß das gepolsterte Brett unterhalb des Fensters. So kann man sich relativ gemütlich in die Ecken hineinlehnen und die Beine auf die Sitzpolster legen.

Beim Gang in den Bug fällt positiv die abgeschrägte Ecke der rechten Rückenlehne auf: Sie erleichtert den Durchgang an der 50 Zentimeter breiten Engstelle des Wagens deutlich. In Fahrtrichtung links finden wir den großen Kleiderschrank, in dem auch der Sicherungskasten unterkommt. Daneben ist der optionale Router zu finden, der mit einer SIM-Karte für WLAN an Bord sorgt. Warm und trocken wird Klammes durch ein im per Bewegungsmelder beleuchteten Schrank verlaufendes Heizungsrohr. Unter dem Kleiderschrank steht ein praktisches Fach für Schuhe bereit.

Küche und Schlafbereich

Doch spannender als das ist die Küchenzeile, die gegenüber steht. Der 150 mal 94 mal 60 Zentimeter große Unterbau beherbergt drei große Schubladen und einen schmalen, aber tiefen Apothekerauszug für Flaschen und andere Behältnisse, die griffbereit sein und stehend lagern sollen. Spüle und Dreiflammkocher sind weit Richtung Fenster eingebaut, so entsteht etwas mehr Arbeitsfläche.

Links zwischen Küche und Bett wurde eine erhöhte Theke für Kaffeemaschine, Wasserkocher oder Handy konstruiert. Darüber die zwei 230-Volt-Steckdosen der Küche, zwei Lichtschalter (für die zwei Lichtebenen der Kochzeile sowie für den Schlafbereich) und die Füllstandsanzeige für den optionalen 45-Liter-Frischwassertank. Hier, an der Rückwand der Küche, sieht man eine weitere Neuerung: eine graue Wandverkleidung, bisher dem Diamant vorbehalten. Sie wertet die Kombüse nicht nur optisch auf, sondern lässt sich auch leicht mit einem feuchten Tuch reinigen.

Kommen wir in den Schlafbereich. Zwei Längsbetten mit optionalem ausziehbaren Lattenrost samt zweiteiligem Zusatzpolster in der Mitte sorgen für bestmöglichen Schlafkomfort und die Möglichkeit, eine Großliegefläche zu schaffen. Beide Festbetten (links 195 x 85 Zentimeter, rechts 200 x 85 Zentimeter) haben 17 Zentimeter dicke Matratzen, die auf hochwertigen Lattenrosten ruhen. Gasdruckfedern machen die riesigen Stauräume zugänglich.

Serienmäßig ist übrigens die Durchlademöglichkeit zwischen den zwei Bettkästen, die in Form zweier Türen daherkommt. Sie werden gegeneinander geöffnet und bilden eine Art Tunnel. So kann man lange Gegenstände querladen. Am besten lässt sich die Durchlade nutzen, wenn man die optionale zweite Serviceklappe für 316 Euro ordert. Auch rund um das Nachtlager sind die Oberschränke mit Schnappverschlüssen versehen. Die Schränke können ordentlich Ladung aufnehmen und sicher halten.

Zwei Ablagen pro Eck am Kopfende sowie je ein LED-Spot erhöhen den Komfort. Rechts findet sich eine 230-Volt-Steckdose, links ein USB-Anschluss. Legt man sich hin, blickt man direkt auf die unbedeckten, dafür aber sauber eingedrehten Schrauben in der Unterseite der Oberschränke – das ist typisch Fendt, wo Nutzwert immer vor Optik steht. Dafür ist der Blick aus dem Bett in den Wohnraum sehr frei – es sei denn, der zweiteilige, blickdichte Raumtrenner aus Filz ist zu. Dieser ist im Modelljahr 2024 grau – so fügt er sich besser in die zwischenzeitlich modernere Farbwelt der Fendt-Caravans.

Bad

So weit, so gut. Ab ins Raumbad im Heck. Es wurde vom Vorgänger Fendt Bianco Activ 515 SD übernommen. Aber nicht ohne eine kleine Optimierung: Die Tür des Waschbeckenunterschranks ist nach unten gekürzt worden – übrigens nicht nur im Fendt Bianco Activ 515 SGD. So wirkt Fendt der Gefahr entgegen, dass man sich die Füße an der offenen Tür stößt.

Witzig: Es ist möglich, auf der Thetford-Drehtoilette, die einen eigenen Spülwasservorrat hat, fernzusehen. Denn – ob Absicht oder nicht – der Schwenkarm lässt den Fernseher nicht nur Richtung Betten oder Sitzgruppe schauen, sondern auch in die Nasszelle hinein.

Für unbegrenzten Duschgenuss sorgt der City-Wasser-Anschluss für 518 Euro inklusive 45-Liter-Tank. Tatsächlich liefert Fendt den 515 SGD serienmäßig mit 25-Liter-Fässchen aus. Die serienmäßige Dusche glänzt mit fester Kunststoffwand. Allerdings öffnet sich die Tür der Kabine nach innen. Das engt insbesondere beim nassen Aussteigen extrem ein und sollte besser gelöst werden.

Ebenfalls suboptimal ist der nach unten geneigte Spiegel. Personen über 1,80 Meter sehen nur ihren Torso, aber nicht ihr Gesicht. Generell gibt der Bianco Activ 515 SGD keine großen Anlässe zu Kritik. Obwohl Fendt sich also fürs Modelljahr 2024 Konsolidierung auf die Fahnen schrieb, wurden Detailverbesserungen angestoßen. Zwar sind die Preise nochmals gestiegen, aber immerhin deutlich milder als bisher.

Der Fendt Bianco Activ 515 SGD ist schlicht, elegant und hochwertig. Vielleicht ist ihm lediglich seine Unaufgeregtheit anzukreiden. Wer einen Blickfang sucht, muss sich woanders umsehen. Wer aber ein solides, komfortables Feriendomizil für zwei will, trifft mit ihm ins Schwarze.

Das fiel uns auf

(+) Füllstandsanzeige vom Wassertank genau dort, wo man sie braucht: in der Küche. Praktisch.
(+) Der Frischwassertank ist gut zugänglich unter dem linken Bett. Er taugt zum Austarieren des Wagens.
(+) Der praktische Tunnel zum Durchladen zwischen den Einzelbetten ist serienmäßig.

(+) (-) Der Unterbau der Thetford-Drehtoilette ist passgenau verbaut. Eine Abdichtung fehlt allerdings.

(-) Der Zugang zum Gaskasten ist sehr niedrig, die Kurbel für die Stützen friemelig herauszuholen.
(-) Der Schlüssel lässt sich mit wenig Kraft weiter als nötig drehen. So verhakt sich die Verriegelung.

Preis

Grundpreis: 30.580 Euro

TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 179 Euro

Überführungspauschale: 0 Euro

Testwagenpreis: 35.555 Euro

  • ✘ Auflastung auf 2.000 kg zul. Gesamtmasse: ✔ 1.065 Euro
  • Fahrstabilitätssystem Alko ATC (4,5 kg): ✔ 1.149 Euro
  • ✘ Außenstauklappe rechts (2 kg): ✔ 316 Euro
  • ✘ Mover Smart A (32 kg): ✔ 2.138 Euro
  • ✘ Einzelbettauszug mit Liegepolster (11 kg): ✔ 475 Euro
  • ✘ Fliegenschutztür (5 kg): ✔ 284 Euro
  • Markise Thule Omnistor (48 kg): ✔ 1.782 Euro
  • ✘ City-Wasser-Anschluss: ✔ 518 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

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Daten und Messwerte

Karosserie

  • Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach aus Glattblech (39 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag(31 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (47 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag. Einteilige Aufbautür 185 x 58 cm.Einstiegshöhe 38 cm. Serviceklappe 74 x 29 cm. Vorzeltumlaufmaß 1017 cm. Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger. Bugelemente aus LFI, integrierte Rangiergriffe. Separater Einfüllstutzen für WC.
  • Fenster/Hauben: Sechs Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. Drei Dachhauben mit Duoplissee.

Möbel

  • Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern und Kunststoff-Hakenschnäppern an den Oberschränken des Wohnraums. Pushlocks in der Küche. Schubladen mit Selbsteinzug. Drehstangenschloss Schrank, kein Schloss an der Badtür.

Bordtechnik

  • Gas/Heizung: Kombiheizung Truma Combi 4, 12-Volt-Gebläse, Sieben Ausströmer (1 x Eingang, 2 x Sitzgruppe, 2 x Schlafbereich, 1 x Bad, 1 x im Flur).
  • Wasseranlage: 45-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, separater Spülwassertank.
  • Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-03. Sechs Steckdosen (1 x TV-Platz, 1 x in der Sitzgruppe, 1 x im Bad, 2 x in der Küche, 1 x im Schlafbereich). Zwei USB-Anschlüsse, einmal in der Sitzgruppe, einmal am Bett.
  • Beleuchtung: Zwei LED-Deckenleuchten, zwei LED-Lesespots, ein LED-Leuchtstab als Küchenarbeitslicht. Zweite Lichtebene über den Oberschränken. LED-Vorzeltleuchte.
  • Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe, Edelstahlspüle mit integriertem Hebelmischer, Glasabdeckung. Absorberkühlschrank Dometic Slim Tower mit 133 Liter Nutzinhalt, davon 12 Liter Gefrierfach.
  • Sanitär: Thetford-Drehtoilette mit Spülwassertank (12 Liter).Waschbecken mit Hebelmischer.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

  • Wohnen: 4,1
  • Beladen: 3,9
  • Technik: 3,6
  • Fahren: 4,2
  • Preis und Service: 4,2

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