Alles schon gesehen? Aber nicht zu jeder Jahreszeit, oder? Wem vor Touristenströmen in brütender Hitze graust, hat eigentlich nur eine Chance: im Winter fahren! Klar, das Wetter ist wechselhafter, Sehenswürdigkeiten und Restaurants haben teils geschlossen. Doch das ist es gerade, was so einen Trip ausmacht: spazieren über einsame Strände. Schlendern durch verwaiste Fußgängerzonen. Verweilen und beobachten, wie wechselnde Wetterstimmungen das tausendfach Gesehene und Fotografierte in neuem Licht erscheinen lassen.

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Geheimtipp 1: Florenz

So wie in Florenz. Wenn nach einem Regenschauer die weltberühmte Stadtansicht von der Piazzale Michelangelo auf den Arno, die Ponte Vecchio, den Dom und die Uffizien plötzlich im weichen Abendlicht erstrahlt und das milde, aber dennoch unerhört klare Licht jedes Detail herausarbeitet. Dann kann man sich einfach nicht sattsehen. Entdeckt immer wieder Neues, im sommerlichen Hitzedunst schlicht Übersehenes. Lernt tiefer kennen. Hier finden Sie noch mehr Tipps für eine Wohnmobil-Tour durch die Toskana.

Am Ortsrand von Florenz gibt es einen Campingplatz, der zwar etwas mehr kostet, aber viele positive Bewertungen im Stellplatz-Radar einheimsen konnte: "Sanitäranlagen sehr sauber und es gibt einen Shop für Waren des täglichen Bedarf, ein Restaurant und Pools zur Abkühlung."

Gratis kann man auf diesem Stellplatz in Florenz übernachten. Seine jüngste Bewertung lautet: "Für eine Nacht okay, Bus ins Zentrum direkt vor dem Stellplatz."

Geheimtipp 2: Nizza

Nizza ist Weltkulturerbe der UNESCO seit Juli 2021. Und zwar als "Winterurlaubsstadt an der Riviera". Das heißt jetzt also, dass die Stadt ihre ersten Winter hinter sich hat mit diesem stolzen Titel. Ob sie und ihre Menschen sich anders gefühlt haben als sonst? Ich glaube nicht.

Mondän und ausreichend stolz auf sich selbst ist der Südfranzose ja von Haus aus. Seine Gäste entsprechend auch. Und trotzdem hat ein Artikel in der "Zeit" über diesen letzten Winter in Nizza eine sehnsüchtige Unruhe in mir ausgelöst, einerseits, und andererseits, als direkte Folge aus der Unruhe, eine Sehnsucht nach dem Gefühl, wie es ist, im Winter an der Riviera zu sein. Diese Mischung aus mediterranem Flair auf Stand-by und einer Meer-Sonnen-Kombination, die einen permanent im hormonellen Frühlingsgefühl hält, ist unverschämt menschlich.

Die Cafés und Bars, das Essen, der Wein tun ihr Übriges. Dazu der Müßiggang, der jedem und allen und allem innewohnt. Dem man nicht entkommt und der auch, und gerade im Winter, jedes schlechte Gewissen überdeckt, weil der Zustand des Klimas nur diese hingebungsvolle Lebensart zulässt. Im Hinterland Fahrradstrecken für Fahrradfahrer und vorn der Strand. Und eine Flora und Fauna, in der man sich selbst konserviert fühlt, bereit zum Aufblühen.

Von diesem Campingplatz in den Bergen des Hinterlands benötigen Sie mit dem Pkw 22 oder mit dem Zug ca. 38 Minuten bis ins Zentrum von Nizza: "Wunderschöner kleiner Campingplatz, mit Liebe hergerichtet und betrieben."

Ähnlich nah liegt dieser gebührenfreie Stellplatz an der Stadt.

Geheimtipp 3: Berlin

Der Ort hat nichts Spektakuläres, und doch überfällt er einen mit seiner geradezu zufällig brutalen Unmittelbarkeit. Rund 300 Meter entfernt vom Hotel und City Camping Süd in Kleinmachnow, einem der wenigen Campingplätze, die sich als Basislager für einen Berlin-Trip anbieten, liegt der ehemalige Kontrollpunkt Dreilinden, heißt die ehemalige Grenze zwischen der DDR und Westberlin.

Bis 1969 wurde hier der Transitverkehr in die Stadt kontrolliert. Auch Todesopfer gab es hier. Noch immer erkennt man auf der schon reichlich heruntergekommenen Autobahnbrücke über den Teltowkanal die bröckelnden Aufschriften der verschiedenen Fahrspuren. Ein Denkmal des Unrechts, sollte man meinen, das sich Zeit und Natur langsam, aber sicher zurückholen. Und doch: Das Kind da auf dem Foto ausgelassen auf der rissigen Fahrbahnherumtollen zu sehen, fühlt sich irgendwie wie ein Sieg der Gerechtigkeit an.

Der City Camping Süd heimste bislang überwiegend positive Bewertungen in der Stellplatz-Radar-App ein – vor allem dank seiner Lage am Teltow-Kanal: "Anbindung in die Stadt ist gut, wenn auch die Beschilderung der Bahnhöfe manchmal etwas merkwürdig ist."

Wer direkt weiter in der Gegend tourt, findet hier viel Ruhe und Camping-Tipps zwischen Berlin und Oder.

Geheimtipp 4: Stopover in Greven oder Hockenheim

Kein Entkommen, keine Wahl. Wenn einen die Außerirdischen holen, wenn das Ufo Höhe Leverkusen-Bürrig an der A 1 auftaucht und einen entführt. Kein Entkommen vor Fast Food. Wenn der Burger lockt oder der Currywurst-Schnitzel-Horror an der Raststätte einen fast in die Knie zwingt. Aber so schlimm muss es nicht sein auf unseren Autobahnen, denn das Ufo ist nur ein Wasserturm, der einen nicht hochbeamt oder seziert, und seit Google die Suche "entlang der Route" hat, findet man auch schnell etwas Gutes zum Essen neben der Bahn.

Zum Beispiel das Chinarestaurant in Greven. Da schmeckt es genauso, wie es in einem Chinarestaurant in Greven schmecken muss: berechenbar lecker. Wer in Hockenheim, da, wo mal Formel 1 war, eine Stulle isst, die einem die nette Frau gibt, kann vor dem Eingang am Toy Cube glücklich werden. Denn es gilt: Jedes Spiel gewinnt!

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Wer nach dem Menü in Greven müde ist und übernachten möchte, findet mit dem Camp Marina Alte Fahrt Fuestrup einen gepflegten Wohnmobilstellplatz direkt am Wasser: "Sanitäranlagen sauber aber etwas klein." Am Dortmund-Ems-Kanal kann man wunderbar spazieren gehen.

In Hockenheim wartet am Ortsrand am Aquadrom ein Stellplatz auf: "Super Platz, sehr ruhig, gerne wieder." Ganz in der Nähe lohnt ein Abstecher ins Motor-Sport-Museum Hockenheim.  © Promobil

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