Ein Kollege informiert Sie nur selektiv über ein bestimmtes Projekt. Er versteht Sie absichtlich falsch oder setzt Sie unter Druck...

Mehr zum Thema Karriere

Frau blickt nach hinten
Vorsicht Falle: Wir werden öfter manipuliert, als wir denken. © Archiv

In dieser oder einer ähnlichen Situation haben Sie vielleicht schon das Gefühl gehabt, manipuliert zu werden. Doch was können Sie gegen die Manipulation im Beruf tun? Wie können Sie sich wehren?

"Unter Manipulation verstehe ich den bewussten oder unbewussten Einsatz unfairer Verhaltensweisen, so dass dem Manipulierten die Möglichkeit genommen wird, sich frei zu entscheiden", betont Dr. Thomas Wilhelm, selbständiger Berater und Coach aus München, der zum Thema Manipulation bereits mehrere Bücher verfasst hat.

Ein Beispiel für eine manipulative Argumentation sei die sogenannte "Brunnenvergiftung": Sie liegt dann vor, wenn etwa jemand argumentiert, niemand mit gesundem Menschenverstand werde ernsthaft für eine Änderung der Firmenpolitik plädieren.

"Wer jetzt die gegenteilige Meinung hat, der scheint zu jenen Menschen zu gehören, denen dieser Menschenverstand abgeht." Mit dieser Taktik wird der Gesprächspartner in seiner möglichen Gegenposition erschüttert noch bevor er überhaupt ein Wort geäußert hat.

Dr. Matthias Nöllke, Autor des Buches "Machtspiele" ergänzt: "Eine von vielen Formen der Manipulation ist auch, sich hinter Autoritäten zu verstecken. So sagt zum Beispiel ein Kollege zum anderen: 'Das will der Chef so' oder 'das ist so Vorschrift'. Und so wird jede weitere Kommunikation unterbunden."

Eine andere Methode der Manipulation sei, Kollegen oder Mitarbeitern einen kleinen Gefallen zu tun. Nöllke: "Dieser Gefallen dient aber nur als Türöffner. Denn Sie geraten jetzt unter Druck, sich zu revanchieren. Eine Bitte können Sie dem anderen nun kaum abschlagen."

Auch die so genannte Normfalle gehört zu den bekannten Manipulationstechniken: "Wenn Ihr Chef zum Beispiel stillschweigend zu erkennen gibt, dass er beide Augen zudrückt, wenn Sie gegen irgendeine Vorschrift verstoßen, dann machen Sie sich erpressbar. Denn es besteht jederzeit die Möglichkeit, dass die Normfalle zuschnappt, dass Ihre Pflichtverletzung offenbar wird und Sie bestraft werden können", berichtet der Münchner Autor Matthias Nöllke.

Um solchen und anderen Manipulationstechniken nicht auf dem Leim zu gehen, rät er: "Wichtig ist, dass Sie die verschiedenen Methoden erkennen und beim Namen nennen können. Wenn Sie das wissen, können Sie sich bewusst entscheiden, ob Sie sich auf das Spiel einlassen, es durchkreuzen oder sich wehren."

Auch Thomas Wilhelm empfiehlt einen bewussten Umgang mit Manipulationsversuchen: "Haben Sie die manipulatorische Absicht Ihres Gegenübers durchschaut, können Sie besser reagieren und bewusst Abwehrtechniken einsetzen." Zu diesen Abwehrtechniken gehört zum Beispiel das Ignorieren. "Sie gehen einfach nicht auf den Manipulationsversuch ein. Dabei können Sie dem Gesprächspartner durchaus signalisieren, dass Sie den Versuch wahrgenommen haben", so Wilhelm.

Eine andere Möglichkeit zu reagieren sei, Fragen zu stellen: "Durch Fragen erweisen Sie Ihrem Gesprächspartner Wertschätzung und beziehen ihn aktiv in das Gespräch ein. Außerdem gewinnen Sie wichtige Informationen, die Ihnen helfen, Ihre Gesprächstaktik anzupassen und herauszufinden, was dem Gesprächspartner wichtig ist."

Helfen solchen Strategien nicht, ist es sinnvoll, so Wilhelm, 'aus der Situation herauszutreten': "Unterbrechen Sie das Gespräch und sprechen Sie den Manipulationsversuch offen an. Diese Strategie macht dann Sinn, wenn es mehrere Manipulationsversuche gab oder diese besonders drastisch waren."

Hilft auch das nicht, empfiehlt Wilhelm, im Notfall das Gespräch abzubrechen. "Diese Ausstiegsoption sollten Sie besonders dann in Erwägung ziehen, wenn Sie sich selber schützen müssen, zum Beispiel, wenn Sie jemand massiv beleidigt oder Sie offensichtlich angelogen werden."

Matthias Nöllke gibt zu Bedenken: "Es ist wichtig, Manipulationen nicht zu verharmlosen. Allerdings sollten Sie auch nicht hinter jeder Verhaltensweise eine Manipulation wittern. Das erschwert den Umgang mit anderen Menschen, ob im Beruf oder im Privatleben."

Literaturtipps:

Matthias Nöllke: Machtspiele, Die Kunst, sich durchzusetzen, 240 Seiten, 19,80 Euro, ISBN: 978-3-448-08053-7

Andreas Edmüller, Thomas Wilhelm: Manipulationstechniken. Erkennen und abwehren, 128 Seiten, 5., überarbeitete Auflage, 6,90 Euro, ISBN: 978-3-448-07747-6

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.