Auf dem Zahnarztstuhl schlägt die Stunde der Wahrheit. Ist der Zahn noch zu retten? Und: Wird es arg teuer? Wer ohnehin mit zitternden Händen zum Zahnarzt geht, kann sich das Leben mit einer Zahnzusatzversicherung zumindest in finanzieller Hinsicht leichter machen. Ich habe ausprobiert, wie man in der unüberschaubaren Fülle der Angebote einen günstigen und zugleich guten Tarif findet.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zum Zahnarzt zu gehen ist an sich schon unangenehm genug, noch dazu, wenn man ein Zahnarzt-Angsthase ist wie ich. Besonders schlimm war es vor einigen Jahren: Nicht nur, dass mir vom Desinfektionsgeruch in der Praxis immer ein bisschen mau wird. Zusätzlich bombardierte mich der Zahnarzt auch noch mit so vielen Fachbegriffen, dass ich schon mitten in seinen Erklärungen den Faden verloren hatte. Unter "Parodontose" konnte ich mir noch etwas vorstellen, "überkronen" kam auch noch an, aber spätestens bei "Hemisektion" hatte er mich verloren. Nur eins wusste ich die ganze Zeit über: Das wird nicht nur schmerzhaft, sondern auch teuer.

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Mein Versuch, mir kurzerhand noch eine Zahnzusatzversicherung zu besorgen, scheiterte schnell. Versicherungen, die bereits angekündigte Behandlungen bezahlen, sind teuer und bieten nur eingeschränkte Leistungen. Da ist selbst ein Ratenkredit zur Finanzierung des Zahnersatzes oft günstiger.

Seitdem habe ich dazugelernt und mir für meine Zahnarztbesuche einen Spickzettel gemacht, damit ich den Dentisten-Sprech leichter entschlüsseln kann. "Finanztest" hat die wichtigsten Begriffe zusammengetragen und erklärt außerdem, was die Kasse zahlt, was nicht – und wie man sich gegen überhöhte Kosten wehren kann.

Zahnzusatzversicherung: Wir bringen Licht in den Tarif-Dschungel

Und noch etwas habe ich getan: eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen. Das ist zwar keine der Versicherungen, die unbedingt nötig sind, anders als etwa eine Berufsunfähigkeits- oder Privathaftpflichtversicherung. Aber wenn man mit porösen Zähnen geplagt ist und – für eine 50-jährige Person - 10 bis 78 Euro pro Monat entbehren kann, ist sie sehr beruhigend. Vor allem, wenn man auf dem Zahnarztstuhl ohnehin zum nervlichen Wrack wird.

Fast so mau wie beim Zahnarzt wurde mir auch, als ich mich zum ersten Mal nach einer Zahnzusatzversicherung umgesehen habe. 289 verschiedene Tarife hat die Stiftung Warentest in ihrem jüngsten Test gezählt. Jeder einzelne davon umfasst andere Leistungen. Zwar schafft die große Mehrheit der Tarife ein "Gut" oder "Sehr gut" – aber immerhin 55 sind nur "befriedigend" oder schlechter, darunter auch teure Tarife – wer soll da durchsteigen?

Welcher Zahnersatz-Typ sind Sie?

Zum Glück gibt es Methoden, um das Chaos zu lichten. Dafür müssen Sie eigentlich nur wissen, was Sie in puncto Zahnersatz wollen. "Finanztest" hat drei Grundtypen entworfen, für die sich jeweils unterschiedliche Tarife eignen.

  • Typ 1 "Rundum sorglos" hat höchste ästhetische Ansprüche an Zahnersatz. Alle Füllungen und Kronen sollen in Zahnfarbe gehalten sein, kein Metall irgendwo hervorblitzen. Die Versicherung soll auch mehrere Inlays oder Implantate (fast) vollständig übernehmen, dafür muss Typ 1 aber aber tiefer in die Tasche greifen als die beiden anderen Typen. Für 30-Jährige gibt es günstige sehr gute Tarife ab einem Monatsbeitrag von 28 Euro, für über 60-Jährige sind 55 bis 60 Euro fällig.
  • Typ 2 "Gut und günstig" möchte eher Keramik in natürlicher Zahnfarbe statt Metall im Mund, auch ein Implantat darf es sein – das Ganze aber möglichst für einen überschaubaren Versicherungsbeitrag. 43-Jährige bekommen so eine Police ab 9 Euro, für 73-Jährige gibt es sie immerhin noch für 30 Euro pro Monat. Dafür zahlt Typ 2 im Fall einer größeren Behandlung trotz Versicherung meist einen höheren Eigenanteil als Typ 1.
  • Typ 3 "Kasse genügt" ist mit dem Kassenstandard zufrieden, wenn dafür der Versicherungsbeitrag dauerhaft niedrig ist. Seine Zahnzusatzpolice benötigt nur den Eigenanteil der Kassenversorgung – also etwa eine Brücke statt eines Implantats. Pro Monat kostet diese Art der Absicherung einen 33-jährigen Menschen im günstigsten Tarif nur 3 Euro monatlich. 63-Jährige können sich hier immerhin noch für 11 Euro pro Monat versichern.

Die Zahnzusatzversicherung in Aktion

Was bedeutet das in Cent und Euro für die Behandlung? Bei einem Inlay zum Beispiel, einer harten, maßgefertigten Füllung in Zahnfarbe für ein größeres Loch im Zahn, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ihre Standardversorgung Amalgamfüllung, das sind gerade mal 51 Euro der 724 Euro Gesamtkosten. Manche Zahnzusatzversicherungen vom Typ 3 "Kasse genügt" springen hier nicht ein, andere zahlen bis zu 460 Euro dazu. Typ "Gut und günstig" bekommt je nach Tarif 360 Euro bis 673 Euro von seiner Zusatzversicherung. Und für Typ 1 "Rundum sorglos" steuert die Versicherung die vollen 673 Euro Zuzahlung bei.

Über die Autorin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Finanztest und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin Finanztest gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und Finanztest sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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