Weihnachten steht vor der Tür - und damit die Zeit, in der traditionell am meisten gespendet wird. Welche der vielen Organisationen seriös mit den Geldern umgehen, ist nicht leicht zu entscheiden. Mit einigen Tipps verschaffen Sie sich jedoch einen guten Überblick.

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Das Jahr 2023 kann nach Angaben des Deutschen Spendenrats zwar nicht an das Superspendenjahr 2022, das Jahr des Angriffs Russlands auf die Ukraine, anknüpfen. Rund 5,7 Milliarden Euro spendeten die Deutschen im vergangenen Jahr. Aber das Niveau dürfte ähnlich hoch sein wie in den Jahren vor der Coronakrise. Von Januar bis August dieses Jahres gab es Spendeneinnahmen von mehr als 2,8 Milliarden Euro. Das sind dem Spendenrat zufolge zwar 18 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, aber nur drei Prozent weniger als 2019.

Wer sich unsicher ist, ob die Zuwendung auch wirklich bei den Bedürftigen ankommt, kann mit einfachen Mitteln herausfinden, ob die Organisation wirklich seriös ist. Diese Tipps gibt unter anderem die Verbraucher Initiative Spenderinnen und Spendern.

Gezielt spenden

Spenden sollten auf wenige Organisationen konzentriert werden, die vertrauenswürdig sind. Wer vielen Hilfswerken spendet, wird als aktiver Spender registriert und bekommt umso mehr Werbung.

Auf Gütesiegel achten

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt ein Spendensiegel, das mehr als 200 Organisationen tragen. Es belegt, dass ein Hilfswerk mit den ihm anvertrauten Geldern sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht. Auf der Webseite des DZI kann die Gegenprüfung vorgenommen werden, ob die Einrichtung auch wirklich gelistet ist. So können Sie sicherstellen, dass sich Ihr Anbieter nicht mit fremden Federn schmückt.

Auch der Deutsche Spendenrat lässt Mitgliedsorganisationen durch Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nehmen und verleiht ein für drei Jahre gültiges Spendenzertifikat. Beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe legen sich alle 144 deutschen Mitglieder, darunter Brot für die Welt oder der Arbeiter-Samariter-Bund, auf einen Verhaltenskodex fest.

Gemeinnützige Anerkennung

Hat die Organisation eine gemeinnützige Anerkennung oder nicht? Auch das ist ein guter Indikator. Zudem können Sie Ihre Spende nur steuerlich geltend machen, wenn das der Fall ist.

Unterlagen der Organisation prüfen

Seriöse Spendenempfänger stellen sich auf ihrer Webseite ausführlich und transparent vor. Dem zur Verfügung gestellten Jahresberichten sollte man etwa entnehmen können, welcher Teil der Spendengelder in den eigenen Projekten, der Verwaltung und der Werbung landet. Welche Projekte unterstützt werden, sollte unbedingt angegeben sein.

Spendenportale

Die Stiftung Warentest untersuchte im vergangenen Jahr sechs Spendenportale im Internet wie Betterplace.org und Gofundme. Das Fazit: Das geht zwar schnell und unkompliziert, aber Spendenwillige bekommen dort selten Unterstützung bei der Auswahl eines Projekts und wenig Auskunft über die genaue Verwendung der Gelder. Die Verbraucherexperten raten daher eher zu einer konkreten Spendenorganisation statt zu einem Spendenportal.

Geldspenden effizienter als Sachspenden

Geldspenden können von den Hilfsorganisationen meist flexibler eingesetzt werden als Sachspenden. Zudem weist der Spendenrat darauf hin, dass Sachspenden oft zu einem höheren Verwaltungsaufwand führen, etwa wegen der Transporte. Viele Waren können günstiger vor Ort gekauft werden. Sachspenden sind dann zu empfehlen, wenn seriöse Organisationen wie etwa Kleiderkammern gezielt darum bitten.

Nicht unter Druck setzen lassen

Niemand sollte sich dem DZI zufolge beim Spenden unter Druck setzen lassen - weder durch aufdringliche Werber auf der Straße noch durch zu emotionale Spendenbriefe. "Plakative, stark emotionalisierende Texte und mitleiderregende oder sogar die Menschenwürde verletzende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung", betont das DZI.

Auch der Deutsche Spendenrat rät zur Vorsicht bei aggressiver Werbung oder extrem gefühlsbetonten Bildern. Dem Spendenaufruf sollte genau zu entnehmen sein, wie und für wen die gesammelten Spenden eingesetzt werden. Auch von prominenten Namen sollten sich Spendenwillige nicht blenden lassen.

Vorsichtig sollten Spendenwillige laut der Verbraucherzentrale Brandenburg auch dann sein, wenn zur Spende eine Unterschrift für eine Fördermitgliedschaft gewünscht wird. Denn damit gingen Betroffene langfristige finanzielle Verpflichtungen ein, die über die einmalige Spende hinausgingen.

Warnung vor Betrügern

Gerade bei großen Katastrophen treten auch sogenannte Trittbrettfahrer auf - beispielsweise Organisationen, bei denen ein Großteil der Spenden in der Verwaltung versickert oder sogar in privaten Taschen landet. Infrage kommende Organisationen sollten deshalb zunächst auf Seriosität überprüft werden, etwa durch Anfrage bei der DZI-Spenderberatung.

Vorsicht bei Internetaufrufen

Besonders Spendenaufrufe im Internet verleiten oft zu einer vorschnellen Überweisung - entsprechende Ketten-E-Mails haben nach Einschätzung der Experten in aller Regel einen unseriösen Hintergrund. Spendenaufrufen in sozialen Netzwerken wie Facebook sollte in jedem Fall misstraut werden, wenn unbekannte Menschen oder Organisationen als Begünstigte genannt werden.

Besser ohne Zweckbindung

Zweckgebundene Spenden sollten die Ausnahme bleiben. Denn sie engen den Entscheidungsspielraum der Hilfswerke stark ein und können oft nicht dort eingesetzt werden, wo es den dringendsten Bedarf gibt. Wer natürlich konkret für Opfer einer bestimmten Katastrophe spendet, kann bei seriösen Organisationen sicher sein, dass das Geld auch dorthin fließt.

Kompetenz und gute Kontakte vor Ort

Nicht zuletzt sollten sich Spender vor der Überweisung vergewissern, dass die jeweilige Hilfsorganisation auch die nötige Kompetenz für effiziente Hilfe in der betreffenden Region besitzt. Sie sollte sich mit den Bedingungen vor Ort auskennen, dort nachweislich über gute Kontakte verfügen und sich mit den Behörden und anderen Hilfsorganisationen gut abstimmen. Auch kleinere Hilfswerke können sich erfolgreich einbringen, wenn sie gute Verbindungen vor Ort haben oder ganz spezielle Unterstützung anbieten.

(AFP/dpa/mak)

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