Die Zinsen sind im Keller, das Sparbuch hat damit ausgedient. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Anlageformen Sie trotzdem punkten können - und die definitiv cleverer sind als sparen.

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In Zeiten von Niedrigzinsen suchen immer mehr Leute nach alternativen Anlageformen als das Sparkonto. Wir zeigen, worauf man beim Sparen achten sollte und was für Geringverdiener, Rentner und mutige Anleger am besten geeignet ist.

Auch Geringverdiener können Geld anlegen - sollten aber einige Dinge beachten

"Geringverdiener müssen rund um die Geldanlage Vorsicht walten lassen, eine solide Planung ist hier oberstes Gebot", erklärt Andreas Englschalk, Honorarberater bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Denn während Haushalte mit höherem Einkommen mitunter nur bis zum nächsten Gehaltseingang warten müssen, um die Nebenkostenabrechnung zu begleichen oder die Autoreparatur zu stemmen, geht es bei Geringverdienern schnell ans Eingemachte. Rutscht man in diesem Moment in den Dispo, rettet einen selbst die beste Geldanlage nicht mehr.

Die Rechnung ist einfach: Zahlt man 8 Prozent für einen Dispo, muss die Geldanlage erst einmal 8 Prozent einbringen.

"Die Devise lautet also: Bevor ich über eine Geldanlage nachdenke, sollte ich einen Blick auf laufende Kredite werfen - ebenso sollte ich ausreichend Rücklagen haben, um auch zukünftig nicht in die Falle der Kreditzinsen zu tappen", rät Englschalk.

Vermeiden Sie Fehler

Um diese Fehler zu vermeiden, ist Flexibilität der wichtigste Faktor einer Geldanlage. Die eiserne Reserve, die etwa zwei bis drei Nettogehälter umfassen sollte, gehört beispielsweise auf ein Tagesgeld.

Der große Gewinn ist hierbei nicht der Zinsertrag, den mir das Tagesgeld bietet, der große Gewinn ist der Kreditzins, den ich zukünftig dank ausreichender Liquidität nicht zahle.

"Wer dieses Sicherheitsnetz eingezogen hat, darf dann aber ruhig auf die Zinsen für seine übrigen Ersparnisse schielen", erläutert Honorarberater Englschalk.

Hierbei sollten Anleger sich - unabhängig von einem kleineren oder größeren Vermögen - an ihrer Anlagementalität orientieren. Das kann das Tagesgeld sein, genauso wie Aktien.

Tanja Maier vom Verein für Bildung, Information und Aufklärung über Sparmöglichkeiten rät Geringverdienern: "Es ist sinnvoll, beim Arbeitgeber nachzufragen, ob dieser vermögenswirksame Leistungen zahlt und diese dann entweder in einen kleinen Fondssparplan fließen zu lassen oder per betrieblicher Altersversorgung aufzustocken und ebenfalls in einen Fondssparplan zu investieren."

Der Vorteil: Damit verringert sich das verfügbare Einkommen nicht, dennoch wird auch Kapital aufgebaut.

Ein weiterer Tipp der Expertin: "Wenn ein Geringverdiener monatlich zusätzlich Geld investieren will, dann sollte er über einen Edelmetallsparplan für die Kaufkraftabsicherung nachdenken."

Welche Anlageformen sind speziell für Rentner geeignet?

Auch Rentner sollten auf ein paar Besonderheiten eingestellt sein. Die vielzitierten zwei bis drei Nettorenten reichen als Rücklage in vielen Fällen nämlich nicht mehr aus.

Gerade wer in den eigenen vier Wänden wohnt oder wem eine Zahnsanierung bevorsteht, sollte auf deutlich größere Beträge kurzfristig Zugriff haben.

Auch hier gilt die Frage nach der Anlagementalität: Wer sich selbst als konservativ bezeichnet, wenig Zeit investieren kann oder will, ebenso wenig Risiken tragen kann beziehungsweise will und sich mit vielen Dingen rund um Geldanlagen schlicht und ergreifend nicht auskennt, sollte daraufhin seine Geldanlage aussuchen.

In diesen Fällen gesellt sich zum Tagesgeld für die allgegenwärtige Reserve vielfach nicht mehr als ein Festgeld. Demgegenüber sollte man einem versierten Investor, der sich seit Jahren beispielsweise erfolgreich und nachhaltig mit Wertpapieren auseinandersetzt, davon nicht gänzlich abraten.

Was bietet sich für mutige Anleger an?

Zwischen konservativen und versierten Anlegern gibt es jedoch noch eine weitere Personengruppe: Die Spekulanten. Ihnen fehlt zumeist die Zeit sowie das Wissen rund um Wertpapiere oder Investitionen in Immobilien. Und an dieser Stelle fangen dann - mal früher, mal später - die Probleme an.

Ein Spekulant kann in den seltensten Fällen die Risiken für sein Geld adäquat abschätzen, was nicht selten in handfesten Verlusten mündet. Fehlt ihm dann die Zeit, um diese Verluste aufzuarbeiten, ist diese Geldanlage auf ganzer Linie gescheitert.

Noch bitterer wird es, wenn das verlorene Kapital irgendwann für die eigene Pflege gebraucht wird. Hier haften im Zweifelsfall die Kinder für die Anlagefehler ihrer Eltern.

Die größten Gefahren drohen momentan genau diesen Anlagetypen. Denn die vergangenen acht Jahre kannten die Märkte weitestgehend nur eine Richtung: nach oben. Seit rund vier Jahren vermelden die Börsen global ständig neue Höchststände - es hat sich eine Art Goldgräberstimmung eingestellt.

Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 kam die Bankenkrise 2008. Wer nicht rechtzeitig den Absprung schafft, kann viel Geld verlieren.

"Natürlich kann man niemandem verbieten, sich diesen Risiken auszusetzen," erklärt Honorarberater Englschalk im Gespräch mit unserer Redaktion und führt fort: "Im heutigen Marktumfeld, zwischen erheblichen Eingriffen durch die Zentralbanken und politischer Unsicherheit rund um den Erdball, sollte man jedoch mehr denn je wissen was man tut." Allein die Hoffnung auf gute Ergebnisse wäre ein denkbar schlechter Ratgeber.

Momentan ist laut Experten also eher der "sicherere Hafen" im Sinne einer konservativen Geldanlage zu empfehlen - nicht wegen hoher Renditechancen, sondern damit man in zukünftigen gesünderen Zeiten nicht zuallererst mit dem Aufarbeiten von Verlusten beschäftigt ist.

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