Altkleider, Verwertung, Recycling, Altkleidersammlung, Textilmüll, wohltätig
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Im Schnitt hängen, stehen und liegen bei jedem Deutschen 87 Kleidungsstücke zu Hause. Socken und Unterwäsche nicht mitgerechnet. Zu dem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Umweltorganisation Greenpeace vom Juli 2022. Das sind übrigens acht Textilien weniger als noch 2015. Doch was tun, wenn man die Teile nicht mehr trägt, sie nicht mehr passen oder einfach überflüssig geworden sind?
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Pro Kopf produziert jeder Bürger in Europa etwa 15 Kilogramm Textilmüll jährlich. 65 Prozent dieser Altkleider, aber auch Heimtextilien landen ohne Umwege direkt in der Müllverbrennung oder auf der Mülldeponie. Zu diesem Ergebnis kam eine McKinsey-Studie. Pro Jahr fallen demnach in Europa rund 4,9 Millionen Tonnen Textilmüll an.
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Dabei könnte, so die Experten des Beratungsunternehmens, aus mindestens einem Fünftel des Textilabfalls neue Kleidung entstehen. Das würde laut Angaben von McKinsey vier Millionen Tonnen CO2 einsparen. Bisher passiert das allerdings nur mit weniger als einem Prozent des Textilmülls, der recycelt und dann eben wiederverwertet wird.
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In Deutschland werden jedes Jahr eine Million Tonnen Textilien oder rund zwei Milliarden Kleidungsstücke aussortiert und in eine Altkleidersammlung gegeben. Was mit guter Absicht und oft im Sinne der Wohltätigkeit geschieht, landet allerdings nicht immer in den richtigen Händen. Was vor allem an einem Überangebot an Altkleidern liegt. Zudem gibt es bei den aufgestellten Containern auch "schwarze Schafe".
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Knapp zehn Prozent der Container werden illegal aufgestellt. So lautet die Schätzung des Dachverbands FairWertung, in dem sich gemeinnützige Altkleidersammler zusammengeschlossen haben. Diese halten sich an einen Verhaltenskodex. Für die Aufsteller der illegalen Container hingegen spielt der gute Zweck oft keine Rolle. Vielmehr werden die Spenden für Profit weiterverkauft.
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Ob legale oder illegale Altkleider: Der Bedarf an Secondhand-Kleidung wird in Deutschland mehr als gedeckt. Deshalb werden Altkleider oft in afrikanische Länder geschickt. Die Flut an billiger Secondhand-Ware aus Deutschland schadet den Textilproduzenten und Händlern vor Ort. Zudem ist Winterkleidung in diesem Klima ungeeignet. Oft landen die Textilien dann auf dem Müll oder werden verbrannt.
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Das geht auf Kosten der Umwelt vor Ort. Handelt es sich um synthetischen Materialien, wird Methan freigesetzt, die Textilien zerfallen in Mikroplastikpartikel und verschmutzen Böden und Gewässer.
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Doch es bleibt sinnvoll, alte Textilien in die Altkleidersammlung zu geben. Ideal dafür sind seröse Container. Erkennbar sind diese am grünen FairWertung-Aufkleber. Auch das "BVSE Qualitätssiegel Alttextilsammlung" signalisiert, dass es sich um eine seriöse Altkleidersammlung handelt. Zudem sollte eine deutsche Adresse und eine Festnetznummer auf dem Container stehen, die telefonisch erreichbar ist.
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Auf der Website altkleiderspenden.de können Sie sich leicht über den Standort Ihres nächstgelegenen Altkleidercontainers informieren. So stellen Sie sicher, dass Ihre alten Klamotten einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden und sich Kriminelle nicht daran bereichern.
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Das Gleiche gilt auch für Sozialkaufhäuser oder Kleiderkammern von Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz und regionalen Hilfsorganisationen. Dort können Sie gut erhaltene Kleidung direkt abgeben. Auf der Website wohindamit.org finden Sie eine Übersicht über soziale Einrichtungen in der Umgebung, die Altkleider und weitere Sachspenden annehmen.
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Da aber so viele Altkleider abgegeben werden, sollten Sie die Organisation vorher unbedingt fragen, ob aktuell Bedarf besteht und in welcher Form die Kleiderspende entgegengenommen wird. Kostenlos als Paket können Sie gut erhaltene Kleidung, Taschen und Schuhe zudem an die Deutsche Kleiderstiftung schicken. Den notwendigen Paketschein können Sie sich ganz einfach online herunterladen.
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Die Altkleider werden in all diesen Fällen aussortiert und auf deren Verwertbarkeit geprüft. Unbrauchbare oder überschüssige Kleidung geht auch hier an Textilverwerter und wird verkauft. Die Erlöse fließen allerdings in wohltätige Projekte, dienen dem Betrieb der Einrichtung und der Beschäftigung von Mitarbeitern zu fairen Löhnen.
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Große Modeketten nehmen getragene Kleidung auch zurück. Falls die Textilien im Laden dann als Secondhand-Ware weiterverkauft werden, erhalten Sie meist einen Rabattgutschein oder Geld. Oft landen die Altkleider jedoch als Billigware in anderen Ländern oder werden zu Putzlappen. Kritiker warnen vor "Greenwashing": Abgetragen werde der Müllberg damit nicht, meinen sie.
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Es gibt noch weitere Optionen, Ihre nicht mehr gebrauchte Kleidung sinnvoll weiterzugeben: Vielleicht mieten Sie sich einen Stand auf einem Flohmarkt, um dort die abgelegte Kleidung zu verkaufen. Wichtig ist, die Secondhand-Ware sauber, gepflegt und attraktiv zu präsentieren. Und Spaß macht der Kundenkontakt und das Verhandeln allemal.
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Sie haben keine Lust, sich einen Tag lang die Beine in den Bauch zu stehen? Auch auf etlichen Online-Plattformen können Sie Ihre gebrauchten Kleider verkaufen. Da oft ein Überangebot herrscht, müssen Sie hier aber oft Geduld mitbringen - und den Platz im Kleiderkasten nicht dringend benötigen.
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Schneller bringen Sie Ihre Teile bei einer Kleidertausch-Party unters Volk. Entweder organisieren Sie einen solchen Swap unter Ihren Freunden - oder Sie besuchen einen offiziellen Kleidertausch: Wo der in Zukunft stattfindet, sehen Sie auf der ReUse-Revolution-Map von Greenpeace. Dort können Sie nach Secondhand-Läden, Leih-, Tausch- oder Reparaturmöglichkeiten sowie Kleidertauschevents suchen.
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Oder wie wäre es, aus Ihren ausgemusterten Textilien etwas Neues entstehen zu lassen: Glatte, feste Stoffe eignen sich zum Beispiel zur Umarbeitung zu Einkaufsbeuteln oder Kissenbezügen. Aus Shirts und Sweatern lassen sich Mützen, Halstücher oder praktische Wäschesäckchen nähen. "Up-Cycling" liegt im Trend.
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Und wenn gar nichts mehr geht, dann können Sie aus dem ausrangierten Hemd einen Putzlappen machen - und das zerrissene T-Shirt wird zum Putztuch. Ein solches "Downcycling" passiert gelegentlich auch mit den Kleidungsstücken, die im Altkleidercontainer landen und nicht weiterverkauft oder anderweitig genutzt werden können.
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Diese Teile werden beispielsweise von großen Walzen zerfasert, durch lange Rohrsysteme geblasen und solange immer kleiner geschreddert, bis Faserkonfetti zurückbleibt. Daraus entsteht Dämmmaterial. Auch das reduziert die Menge an Altkleidern, die im Müll entsorgt und verbrannt werden. Werfen Sie Ihre alten Klamotten also nicht einfach weg, es gibt genügend Verwendungsmöglichkeiten!