Wie behält man den Überblick über seine Ausgaben und plant seine Finanzen ohne viel Aufwand? Eine Lösung bieten Haushaltsbuch-Apps fürs Handy. Bei mir sorgt eine App seit Jahren für Überblick – und für guten Schlaf.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Alle, die mich durch diese Kolumne kennengelernt haben, werden sich nicht weiter wundern, dass ich ein großer Fan von Haushaltsbüchern bin. Ganz anders im echten Leben: Viele Bekannte, die meine ungeordneten Papierstapel und meine verzweifelten Suchexpeditionen nach wichtigen Dokumenten kennen, sind ziemlich erstaunt, dass ich meine täglichen und monatlichen Ausgaben einwandfrei im Griff habe – und sogar in meiner Budget-App jahrelang zurückverfolgen kann.

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Überblick über die Finanzen behalten

Die Erklärung ist einfach: Ich finde es zutiefst beruhigend, einen Überblick über meine Finanzen zu haben. Dafür investiere ich jeden Abend zwei bis drei Minuten, um die Ausgaben des Tages in die App einzutragen – eine Gewohnheit, die mir inzwischen so in Fleisch und Blut übergegangen ist wie das abendliche Abschließen der Wohnungstür. In der App kann ich sehen, ob ich diesen Monat bisher über- oder unterdurchschnittlich viel ausgegeben habe und wofür genau.

Ich kann absehbare größere Ausgaben vorausplanen, etwa den Urlaub im nächsten Sommer und dafür sparen. Oder einfach Geld zurücklegen für unvorhergesehene größere Ausgaben – wer jemals ein nicht mehr taufrisches Auto in die Werkstatt gebracht hat, weiß, wovon ich spreche.

Seit fast zehn Jahren mache ich meine Budgetplanung per Handy-App – und schaffe es damit zum ersten Mal, tatsächlich dranzubleiben. Das war nicht immer so.

Als Studentin habe ich die Briefumschlag-Methode benutzt, die mittlerweile als "Cash stuffing" viral ging. Dabei steckt man alles Geld, das man für den Monat zur freien Verfügung hat, in einen Umschlag (oder in mehrere, aufgeteilt nach verschiedenen Kategorien) und bezahlt den Rest des Monats nur daraus. Ist der Umschlag leer, hat man Pech gehabt; ist am Ende des Monats noch Geld drin, gibt es ein rauschendes Fest (oder man spart es für den nächsten Monat auf, je nach Lebensphilosophie).

Vor zwanzig oder dreißig Jahren hat diese Methode noch einigermaßen funktioniert, aber in Zeiten von Onlineshopping und Kartenzahlung wird es zunehmend mühsam, jedes Mal Bares aus dem Umschlag zu nehmen, wenn man schon elektronisch bezahlt hat.

Zwischen Briefumschlag und App probierte ich es eine Weile mit einer Excel-Datei, aber das war noch mühsamer: Jeden Abend extra den Rechner hochfahren, um die Ausgaben einzutragen? Bei mir hat es nicht geklappt. Das Ergebnis: Jahrelang pendelte mein Girokonto erratisch zwischen Guthaben und dramatischer Überziehung hin und her, weil ich fällige Abbuchungen nicht auf dem Schirm hatte. Das Jahresende war meist besonders kritisch, wenn ich nach einem Blick auf den Kontostand großzügig Weihnachtsgeschenke einkaufte, kurz danach aber Kfz- und Hausratversicherung abgebucht wurden.

Eine App dagegen hat man immer dabei – und abends auf dem Sofa das Handy meist eh zur Hand. Einige Anwendungen nehmen einem sogar eine Menge Arbeit ab, indem sie die Transaktionen, die über Girokonto und Kreditkarte laufen, automatisch auslesen und kategorisieren. Im Test von 13 Haushaltsbuch-Apps für Android und iPhone klappte das Auslesen gut, das Einordnen in Kategorien mehr oder weniger. Zwei Apps erhielten das Qualitätsurteil "Gut" – beides Apps, die eine Verknüpfung mit Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeldkonto oder Wertpapierdepot ermöglichen.

Automatische Einordnung von wiederkehrenden Ausgaben

Ich habe lange überlegt, ob ich meine Budget-App mit meinem Konto verbinden soll. Der Vorteil, vor allem zum Start: Die App liest automatisch wiederkehrende Ausgaben wie Versicherungen, Rundfunkgebühren, Strom und Miete aus und ordnet sie in Kategorien ein. Wer keine Ordnung in seinen Unterlagen hat - so wie ich -, spart sich damit viel Sucherei.

Der Nachteil: Man gewährt der App Zugang zu hochsensiblen Kontodaten. Das erfordert Vertrauen, dass die Anbieter den Datentransfer lückenlos gegen Hackerangriffe absichern. Die "Finanztest"-Untersuchung hat meine Sorgen weitgehend zerstreut: Die getesteten Anbieter, die eine Kontoverbindung anbieten, halten durchweg die Vorschriften der Europäischen Zahlungsdienstrichtlinie ein. Der Schutz vor unerlaubtem Zugriff ist also gegeben.

Der Test zeigt auch: Die eine App, die für alle passt, gibt es nicht. Einige spielen ihre Talente voll aus, wenn es darum geht, mehrere Konten gleichzeitig im Überblick zu behalten, andere sind besonders übersichtlich und handlich, was die tägliche Erfassung der Ausgaben angeht.

Zum Glück gibt es von allen Apps kostenlose Versionen, mit denen man ausprobieren kann, ob man mit der Handhabung zurechtkommt und ob die Funktionen ausreichen. Ich habe schon mehrfach neue Budget-Apps installiert und ein paar Tage genutzt – nur um dann zu meiner bisherigen App zurückzukehren. Beim Haushaltsbuch gilt eben: Gewohnheit ist (fast) alles.

Über die Autorin:

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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