Die wichtigste Versicherung, die jede und jeder haben sollte? Klar, die private Haftpflichtversicherung. Sie zahlt, wenn es blöd läuft und man aus Unachtsamkeit, Schusseligkeit, Nichtwissen oder einfach so einen Schaden verursacht. Ich habe den Haftpflicht-Check gemacht – und viel gelernt.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wir alle kennen das: Es gibt Situationen, da läuft es erst nicht gut und dann geht auch noch alles schief. Unachtsam einen Blumentopf von der Balkonbrüstung gestoßen, der drei Stockwerke tiefer ausgerechnet auf den nagelneuen SUV des Nachbarn fällt und einen Radfahrer zu Fall bringt, der sich prompt verletzt – der Alltag kann tückisch sein. Gut, dass die meisten eine Privathaftpflichtversicherung haben, die dann für die Schäden bei anderen aufkommt. Und noch besser, wenn der Tarif so umfassend ist, dass der Schaden auch wirklich abgedeckt ist.

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Vor ein paar Jahren bin ich knapp an einem solchen Grenzfall vorbeigeschrammt: Die Kita ruft an, das Kind habe sich an der Hand verbrannt. Ich hole es ab und fahre mit dem Rad, das weinende Kind im Kindersitz, Richtung Ärztin – da reißt an einem Auto, das neben dem Fahrradweg steht, der Beifahrer die Tür auf und trifft mein Rad. Das ohnehin verletzte Kind und ich stürzen auf den Gehweg. Glück im Unglück: Einen Arztbesuch später war klar, dass nichts weiter passiert war, das Kind tatsächlich nur etwas Brandsalbe brauchte und lediglich das Fahrrad in die Reparatur musste.

Ich weiß noch, wie viele Steine mir an diesem Tag vom Herzen gefallen sind. Nicht nur mir, auch dem Beifahrer mit seiner unachtsam aufgerissenen Tür. Da er gerade seine Ausbildung abgeschlossen und seinen ersten Job begonnen hatte, war er nicht mehr bei seinen Eltern in der Haftpflichtversicherung – und hatte noch keine eigene abgeschlossen. Die Fahrradreparatur konnte er problemlos aus seiner eigenen Tasche zahlen, aber leicht können bei einem solchen Unfall hohe Schadenssummen zusammenkommen.

"Forderungsausfalldeckung" als Rettung für Unversicherte

Gute Haftpflichttarife springen in einem solchen Fall ein: Wenn der Verursacher des Schadens nicht versichert ist und nicht genug Geld hat, um den Schaden selbst zu begleichen. In diesem speziellen Fall zahlen sie den Schaden, den Versicherte selbst erleiden. Eigentlich ist das eine Abweichung vom Prinzip Haftpflicht – aber eines, das Versicherte vor einer ärgerlichen, möglicherweise sogar ruinösen Lücke schützt.

Das sperrige Wort für diese Absicherung ist "Forderungsausfalldeckung" – und es ist der Grund, warum ich kürzlich in einen anderen Haftpflichttarif bei meinem Versicherer gewechselt bin – denn genau das wollte ich haben. Gerade weil ich den unversicherten Beifahrer, der mich damals vom Rad geholt hatte, noch im Kopf habe.

Doch es gibt auch andere gute Gründe, die eigene Haftpflichtversicherung alle paar Jahre zu überprüfen. Viele Tarife sind in den vergangenen Jahren besser geworden, ohne sich zu verteuern. "Finanztest" hat die Forderungsausfalldeckung zusammen mit einigen anderen Punkten neu in den "Finanztest"-Grundschutz aufgenommen – jene Liste von Leistungen, die ein sehr guter Haftpflichttarif auf jeden Fall bieten muss.

Ob Ihr Tarif mithalten kann, können Sie mit dem "Finanztest"-Schnellcheck überprüfen – vorausgesetzt, Sie haben den genauen Tarifnamen und das Jahr des Vertragsabschlusses zur Hand.

Noch einfacher geht es mit diesen drei Schritten: Sie geben einen ersten Anhaltspunkt, ob Sie sich nach einem anderen Tarif umsehen sollten.

  1. Veränderte Familiensituation: Wenn man heiratet, Kinder bekommt, sich trennt oder die Kinder ausziehen, wenn die Kinder berufstätig werden oder die Altersgrenze für die Mitversicherung überschreiten - immer ein Grund, die Haftpflichtversicherung zu überprüfen. Gibt es bessere Tarife für die neue Lebenssituation, vielleicht sogar günstigere als der bisherige?
  2. Deckungssumme von mindestens 10 Millionen Euro: Alles wird teurer – auch die Schadensregulierung. Alte Verträge haben zum Teil noch Höchstgrenzen von 1 oder 5 Millionen Euro. "Finanztest" betrachtet eine Deckungssumme von 10 Millionen Euro als sinnvoll und ausreichend. Teurere Schäden sind selten.
  3. Neue Risiken: Sie engagieren sich neuerdings ehrenamtlich im Altersheim nebenan? Führen ab und zu den Hund der Nachbarn aus? Oder Sie gönnen sich öfter mal eine Fernreise? Ganz gleich, was Sie neu anfangen: Überprüfen Sie sicherheitshalber, ob die Schäden, die entstehen könnten, im Haftpflichttarif eingeschlossen sind. Vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um den Tarif zu wechseln.

Meine Laune jedenfalls hat sich gehoben, nachdem ich einen besseren Tarif zum gleichen Preis gefunden habe. Und nebenher habe ich sogar noch Stoff für ein Versicherungsquiz gesammelt: Welche Versicherung zahlt, wenn ich mit dem Pferd einer Bekannten ausreite, das Tier durchgeht und einen Unfall verursacht? Wer bis hierhin gelesen hat, ahnt die Antwort.

Über die Autorin:

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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