Mit dem Alter nimmt das Sexualhormon bei Männern ab - und führt zum Verlust der Libido. Wie Mann gegensteuern kann.

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Testosteron im Sinkflug: Das Geschlechtshormon nimmt bei Männern mit den Jahren schleichend ab. Erstes Anzeichen ist häufig die fehlende Lust auf Sex. Auch starke Antriebslosigkeit kann auf ein Androgendefizit hindeuten.

Fälschlicherweise wird das Absinken des Testosterons häufig als "Wechseljahre beim Mann" bezeichnet, dabei handelt es sich um einen normalen Rückgang des Testosterons von ein bis zwei Prozent jährlich, wie die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) erklärt. Im Gegensatz zu den Wechseljahren der Frau, die plötzlich eintreten, ist dies ein sehr langsamer, kontinuierlicher Prozess. Die Bildung des Hormons lässt über Jahrzehnte nach, wobei es jedoch zu keiner endgültigen Produktionspause kommt.

Diese schleichende Testosteron-Abnahme beginnt bereits mit dem 30. Lebensjahr. Über die Zeit bis ins Alter erreicht der Hormonspiegel dann ein für viele Männer spürbar niedriges Niveau.

Andropause: Sexuelle Lustlosigkeit und Bierbauch

Testosteron steuert die Libido, die Erektion, den Muskelaufbau und auch die Knochendichte. Lässt es nach, erkennt so mancher Mann sich kaum wieder. Weniger Lust auf Sex ist nur ein Anzeichen.

Es kann zu weiteren körperlichen Veränderungen kommen: Häufig wird der Bauchansatz größer, während sich die Muskelmasse an Armen und Beinen verringert. Bei vielen tritt der sogenannte Bierbauch dadurch deutlich hervor.

Auch Grübeleien nach dem Sinn des Lebens oder Depressionen können auf einen Testosteronmangel hindeuten. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Schlafstörungen, Leistungsabfall und Energielosigkeit. Neben dem Verlust der Lust kann es zu weiteren Sexualstörungen wie Impotenz kommen.

Viele betroffene Männer vermissen ihre altbekannte Vitalität und Manneskraft. Zudem können all diese Veränderungen psychische Folgen mit sich bringen: Oft stellen sich Männer Sinnfragen und die sogenannte "Midlife-Crisis" beginnt.

Wann Testosteronmangel krankhaft wird

Nicht alle Männer entwickeln durch eine etwas geringere Testosteronproduktion starke Beschwerden und leiden unter diesen.

Bei zwei bis fünf Prozent der 40- bis 79-Jährigen wird nach Angaben der DGU im Laufe der Zeit ein sehr niedriges Niveau erreicht, das als Androgendefizit oder altersbedingter Hypogonadismus bezeichnet wird.

Gemeint ist damit, dass die Hoden weniger Testosteron als früher produzieren. Kinder zeugen können die meisten Männer dennoch bis ins hohe Alter.

Sport und Krafttraining können Testosteron erhöhen

Die gute Nachricht ist: Männer können dem Sinken des Testosterons gegensteuern. Sein Mangel tritt besonders häufig in Kombination mit Übergewicht und einer insgesamt schlechten körperlichen Fitness auf. Auch Grunderkrankungen wie Diabetes und das metabolische Syndrom begünstigen ihn. Weitere Risiken sind Rauchen sowie ein erhöhter Cholesterinspiegel.

Eine gesunde Lebensweise ist folglich der beste Weg, um das Absinken des Hormons zu verlangsamen. Ein geringes Gewicht mit einem BMI unter 25 und Training können positiv auf die Testosteronbildung wirken. Regelmäßiger Sport, vor allem Krafttraining ist wichtig, da der Muskelaufbau den Testosteronspiegel erhöht.

Testosteronmangel: Bei fehlender Libido und Müdigkeit zum Arzt

Männer, die stark unter Symptomen wie ungewohnter Müdigkeit, depressiven Verstimmungen, einem Verlust der sexuellen Lust oder Impotenz leiden, sollten sich an einen Urologen oder Andrologen (Männerarzt) wenden. Er kann den Hormonstatus abklären.

Dabei gilt, dass Testosteronwerte zwischen acht und zwölf nmol/l genauer kontrolliert werden sollten, so die DGU. Zusätzlich wird der Arzt das Cholesterin untersuchen. Auch eine Messung der Knochendichte ist sinnvoll. Anhand der Blutprobe werden in der Regel zudem Diabetes sowie Stoffwechselstörungen ausgeschlossen.

Um Betroffenen eine gute Behandlung zukommen zu lassen, ist zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Männerärzten, dem Hausarzt, Kardiologen und Diabetologen sinnvoll, wie die DGU empfiehlt.

Ursache für Symptome finden

Generell ist es wichtig, nach einer Ursache für die Symptome zu suchen. Ein Androgendefizit kann für den gesamten Körper weitreichende Folgen haben, da Stoffwechselprozesse beeinflusst werden. "Langfristig leidet das Blutbild und der Knochenstoffwechsel, Übergewicht sowie eine Störung des Zuckerhaushaltes werden begünstigt", informiert die DGU.

Es besteht also ein Kreislauf: Übergewicht und Diabetes können ein Androgendefizit begünstigen, aber ebenso in der Folge eines solchen entstehen.

Hormontherapie kann Beschwerden lindern

Wird ein sehr niedriger Testosteronspiegel festgestellt, kommt eine Testosteronersatztherapie infrage. Das Hormon gibt es als Gel, Kapseln, Lösung, Pflaster oder Spritzen. Alle Darreichungsformen wie die gesamte Therapie bieten Vor- und Nachteile. Eine ausführliche Beratung durch einen Facharzt ist deshalb unbedingt nötig.

Die Hormontherapie kann die Gesundheit und das Wohlbefinden von betroffenen Männern unterstützen. Zudem kann durch sie Folgeerkrankungen vorgebeugt werden. Mögliche Nebenwirkungen sind hingegen Veränderungen an der Prostata sowie ein Absinken von Spermienqualität und Fruchtbarkeit.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: Wann die Gabe von Testosteron im Alter sinnvoll ist
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie: Hormondefizit des alternden Mannes
  • Stiftung Männergesundheit: Männergesundheit 19: Testosteronmangel
  • Ann-Marlene Henning und Jesper Bay-Hansen: Männer
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