Kündigung, Krankheit oder Scheidung können einen unerwartet in finanzielle Schieflage bringen. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie aus der Schuldenfalle herauskommen.

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So banal dieser Tipp klingt, so wichtig ist er: Sparen Sie, wo es nur geht. Checken Sie regelmäßig Ihren Kontostand, führen Sie idealerweise ein Haushaltsbuch und behalten Sie so Ihre Ausgaben im Blick. Denn nur wer weniger ausgibt, als er im Monat einnimmt, trägt den Schuldenberg ab.

Begleichen Sie Ihre Fixkosten wie Miete, Strom oder die Gebühren für die Monatskarte immer sofort nach dem Gehaltseingang. So warten am Ende des Monats keine bösen Überraschungen auf Sie.

Auch Rechnungen oder andere Forderungen sollten Sie so schnell wie möglich begleichen. Denn was man sich bei Schulden überhaupt nicht leisten sollte, ist der Luxus von unnötigen Mahngebühren, die beim Überziehen der Frist auf Sie zukommen.

Professionelle Hilfe einholen

Auch wenn es für viele Schuldner peinlich ist: Der Gang zu Experten ist unabdingbar – besonders dann, wenn der Schuldenberg so hoch ist, dass Sie ihn nicht selbst durch Sparen abtragen können.

Gerade bei einem Insolvenzverfahren kommen Sie gar nicht um Expertenhilfe herum. Im Idealfall greifen Sie sofort auf professionelle Unterstützung zu, wenn Sie merken, dass Sie in finanzielle Schieflage geraten.

Doch Vorsicht: Fallen Sie nicht auf windige Anbieter herein. Seriöse Schuldenberater verlangen kein Geld für ihre Leistungen. Nicht selten bieten Kommunen eine kostenlose Beratung an, auch die Verbraucherzentralen helfen Ihnen weiter.

Bereiten Sie sich auf einen Termin vor, indem Sie alle wichtigen Unterlagen zusammenstellen. Dazu gehören Lohn- und Kindergeldbescheide auf der einen, aber auch Mietverträge, offene Rechnungen, Mahnungen, Vollstreckungsbescheide und Pfändungsbeschlüsse auf der anderen Seite. So können die Experten sich leichter einen Überblick über Ihre Situation verschaffen und schneller Auswege aus dem Dilemma finden.

Kredite umschulden

Viele Schuldner kämpfen damit, die hohen Zinsen für einen Kredit oder sogar einen Überziehungskredit zu begleichen. Nicht selten sind die Gebühren für das Darlehen so hoch, dass von dem eigentlichen Kreditbetrag kaum was abgezahlt wird.

In diesem Fall kann eine Umschuldung der Verbindlichkeiten ein großer Vorteil sein: Denn unter Umständen erhalten Sie durch einen neuen Kredit bessere Zinsen. Gerade dann, wenn das bestehende Darlehen vor längerer Zeit zu schlechten Konditionen abgeschlossen wurde, kann es sich jetzt lohnen, nach besseren Angeboten zu schauen.

Ob eine Umschuldung sinnvoll ist oder nicht, ist relativ einfach zu beantworten: Dieser Schritt ist immer dann ratsam, wenn die Zinszahlungen danach niedriger sind als vorher. Rechnen Sie dazu bei mehreren Krediten zusammen, wie hoch die Forderungen sind und welchen Betrag Sie monatlich hinlegen müssen, um die Zinsen zu begleichen.

Schauen Sie auch genau in Ihren Verträgen nach, denn nicht selten müssen Sie Gebühren bezahlen, wenn Sie Ihren Kredit vor Ende der Laufzeit auflösen möchten. Erst jetzt können Sie vergleichen, ob Sie eine bessere Anleihe bekommen.
Weiterer Vorteil einer Umschuldung: Sie erhalten einen besseren Überblick über die Forderungen der Bank, was den ein oder anderen tatsächlich – zumindest psychisch – entlasten kann.

Schuldenvergleich

Sollte der Schuldner durch diesen Tipp nicht von dem Schuldenberg herunterkommen, bietet sich ein Schuldvergleich an. Ziel und Zweck ist es, den Gläubiger bei Angebot einer Teilzahlung zu einem Erlass des Restbetrages zu bewegen.

Diese Art der Schuldenbegleichung ist vom Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen und in § 305 Abs. 1 der Insolvenzordnung geregelt.

Laut der Schuldnerberatung Schickner sind Erlassquoten von 50 Prozent durchaus üblich, in manchen Fällen sind sogar 85 Prozent Erlass möglich. Wichtig ist nur: Sie müssen einen Schuldenbereinigungsplan aufstellen, der regelt, dass alle Gläubiger gleich behandelt werden und keiner bevorzugt wird.
Sie können bei einem Schuldenvergleich nichts verlieren, denn selbst wenn die Gläubiger den Vergleich ablehnen, können Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch mal ein anderes Angebot vorlegen oder beispielsweise in die Privatinsolvenz gehen.

Privatinsolvenz

Sollte alles bisher Genannte nicht funktionieren, bleibt nur der letzte Ausweg übrig, der aber sehr unangenehm ist: die Privatinsolvenz. Sie müssen in der Zeit des Verfahrens viele Auflagen einhalten und sich an jede Menge Regeln halten. Dazu gehört beispielsweise, dass Sie alle persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse offenlegen und einen Jobwechsel sofort melden müssen.

Zudem müssen Sie eine Abtretungserklärung unterzeichnen. Damit geben Sie Ihr Einverständnis, dass Ihr Einkommen für die Schuldentilgung verwendet werden darf – die Grenze ist hier das Existenzminimum. Sie müssen damit rechnen, dass Ihnen nicht mehr als 1.030 Euro im Monat zur Verfügung stehen.

Weitere Pflichten, auch Obliegenheiten genannt, an die Sie sich halten müssen: Sie müssen einer Erwerbstätigkeit nachkommen, 50 Prozent einer eventuellen Erbschaft abgeben, einen Wohnungswechsel melden und Zahlungen an den Insolvenzverwalter leisten.
Immerhin sind die Schulden dann nach etwa sechs Jahren beglichen und Sie können wieder ein sorgenfreies Leben führen.

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