"Hate Speech" im Internet

Für viele ist das Internet das gelobte Land, um seiner Meinung freien Lauf zu lassen. Leider wird diese Freiheit immer weiter ausgenutzt, um andere Mitmenschen gezielt mit hasserfüllten Nachrichten heimzusuchen.

Das Problem mit der Hate Speech

Spätestens seit der Übernahme von Twitter durch den umstrittenen US-Milliardär Elon Musk hat man das Gefühl, dass das Internet immer mehr zu einem rechtsfreien Raum verkommt. Vor allem Verschwörungstheorien, Fake News und Hassrede verbreiten sich epidemisch über die Sozialen Netzwerke im Internet – Tendenz steigend.

Im Schleier der Anonymität des Internets, maskiert mit einem Nicknamen, kann jeder schnell und einfach hasserfüllte Kommentare und diskriminierende Posts im Netz veröffentlichen. Die Hemmschwelle scheint niedrig zu sein, wenn man nicht mit seinem eigenen Gesicht und Namen für seine Aussagen geradestehen muss.

Kinder und Jugendliche folgen oft dem Gruppenzwang

Kinder und Jugendliche lassen sich schnell mal dazu verleiten, Täter von Hassrede zu werden. Sie sind leicht beeinflussbar und noch nicht sensibilisiert genug, um das Ausmaß solcher Äußerungen in ihrer Gänze zu verstehen. So passiert es beispielsweise mal schnell, dass ein Influencer gegen gewisse Gruppen oder Personen Hetze im Internet betreibt, dem sich dann seine treuen, vor allem jugendlichen Anhänger mit Kommentaren und Likes unüberlegt scharenweise anschließen.

Definition von Hate Speech

Eine offizielle Definition von Hate Speech gibt es nicht. Aber man kann den Begriff klar anhand bestimmter Charakteristiken abstecken:
 
  • Es werden diskriminierende, verletzende Aussagen getätigt.
  • Die (Bild-)Sprach fungiert dabei ganz klar als Waffe, um jemanden verbal anzugreifen.
  • Die verbalen Attacken werden teilweise nur unterschwellig angedeutet, z. B. als Witz getarnte Beleidigungen. Oft sind Angriffe aber sehr direkt und eindeutig.
  • In den schlimmsten Fällen kommt es sogar zur Aufrufung von Gewalt gegen andere.

Wer sind die Opfer?

Hate Speech ist ein Ventil für Menschen, die ihre menschfeindlichen und antidemokratischen Ansichten frustvoll rauslassen wollen. Dabei zielen Sie auf bestimmte Personengruppen mit gewissen Attributen ab. Die Ursachen dafür sind:
 
  • Rassismus
  • Hass gegen Religionen oder Weltanschauungen
  • Homo-/Transphobie
  • Behindertenfeindlichkeit
  • Soziale Herkunft
  • Sexismus
  • ...
Auch diejenigen, die jene Personengruppen in Schutz nehmen wollen und sich für sie einsetzen, werden oft Ziel von Hassrede.

Aber woran erkennt man Hassrede überhaupt? Das sind typische Merkmale:
 
  • Verallgemeinerungen
  • Stereotypen
  • Gleichsetzungen, z. B.: Homosexualität = Pädophilie
  • "Wir"/"die"-Sprache

Der richtige Umgang mit Hassrede

Hate Speech ist leider keine Ausnahme mehr. Denn eine Studie von 2020 offenbart, dass ca. 73 Prozent der befragten Internetnutzerinnen und -nutzer schon einmal Zeuge von Hass im Netz wurden. Laut einer Studie von 2022 wurden sogar 24 Prozent der Befragten schon einmal selbst zum Opfer.

Den richtigen Umgang mit Hate Speech zu erlernen ist also wichtig. Und gerade Kinder und Jugendliche sollten über das Thema aufgeklärt und sensibilisiert werden.

So gehen Sie bei Hate Speech vor:

1. Anzeige erstatten

Hate Speech ist zwar bisher nicht juristisch definiert und damit kein direkter Tatbestand. Dennoch gibt es Paragrafen im Strafgesetzbuch, die es ermöglichen, gegen Hetze strafrechtlich vorzugehen. Das ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich und unterliegt gewissen Bedingungen,  z. B. dass Gewaltaufrufe oder Drohungen enthalten sind oder der Straftatbestand der Volksverhetzung gegeben ist. In solchen Fällen können Sie Hate Speech (auch anonym) bei der Polizei anzeigen – je nach Bundesland auch online bei der Internetwache.
 
Anmerkung: Wenn Sie einen Vorfall zur Anzeige bringen wollen, sollten Sie die diskriminierenden Posts mit einem Screenshot dokumentieren. Wichtig sind Infos über die Webseite, Datum und Uhrzeit, und vor allem die URL des Profils und Posts.

2. Melden

Auf den Social-Media-Plattformen können Sie solche hasserfüllten Botschaften einfach und schnell, innerhalb weniger Klicks melden. Seit diesem Jahr sind Betreiber dazu verpflichtet, die gemeldeten Beiträge innerhalb von 24 Stunden zu löschen und an das Bundeskriminalamt weiterzuleiten. Hier haben Sie noch zusätzlich die Möglichkeit, solche Vorfälle zu melden.

3. Mit Gegenrede neue Perspektiven eröffnen

Ergreifen Sie das Wort gegen Hass! Und stehen Sie Betroffenen zur Seite. Bei der sogenannten Counter Speech bieten Sie solchen Haterinnen und Hatern die Stirn. Achten Sie aber dabei auf Ihre Wortwahl: Bekämpfen Sie Hass nicht mit Hass. Das Ziel ist es nicht, sich auf das Niveau der Angreifer herabzusetzen, sondern Betroffenen beizustehen und Ihnen zu zeigen, dass Sie nicht allein sind. Antworten Sie also auf Hassreden mit sachlichen Argumenten und behalten Sie einen ruhigen Ton. Eröffnen Sie anderen dadurch eine neue Perspektive und zeigen Sie allen zwei der wichtigsten Werte unserer Gesellschaft: Solidarität und Empathie. Niemand muss sich Hass alleine stellen.
Wenn Sie den Artikel hilfreich fanden, teilen Sie ihn gerne auch per E-Mail.


Und wenn Ihnen GMX gefällt, geben Sie uns auch gerne positives Feedback auf der Bewertungsplattform Trustpilot!

Themen

Internet

117 Personen finden diesen Artikel hilfreich.

Ähnliche Artikel

WLAN, LAN und WiFi – was ist das alles?

Präzisere Suchergebnisse mit Suchoperatoren

Cyberstalking – was tun?