KI und Nachhaltigkeit: Ist ChatGPT schlecht für die Umwelt?

Nutzen Sie auch ChatGPT? Dann haben Sie sich vielleicht auch schon einmal gefragt, wie es mit dem Energieverbrauch steht. Was passiert bei einer Suchanfrage, wie viel Wasser wird benötigt, wie viel CO₂ wird freigesetzt? Ist KI überhaupt mit Nachhaltigkeit vereinbar oder einfach nur ein fieser Stromfresser? Wir machen einen kurzen Fakten-Check und geben Tipps wie Sie mit ChatGPT nachhaltig prompten.
  Von Nicole – Lesedauer: 5 Min.

 
Künstliche Intelligenz wie ChatGPT ist längst Teil unseres Alltags und in vielen Bereichen im Einsatz: Ob für Suchanfragen, beim Formulieren oder Strukturieren von Texten und E-Mails, bei der Erstellung von Businessplänen oder bei der Reiseplanung.

Doch mit der wachsenden Nutzung (Milliarden Prompts pro Tag) kommt berechtigterweise die Frage auf: Wie nachhaltig ist KI eigentlich bzw. kann sie es überhaupt sein? Welche Auswirkungen hat die verbreitete Nutzung von ChatGPT, Midjourney und anderer Künstlicher Intelligenz auf unsere Umwelt und unser Klima? Ein genauer Blick zeigt: Die Antwort ist ziemlich komplex und hängt von vielen Faktoren ab.
Links eine Hand, die wie eine grüne Wiese aussieht und den Zeigefinger einer anderen Hand im Roboterstil zustreckt
KI und Nachhaltigkeit: miteinander vereinbar?
Schauen wir mal auf die einzelnen Umweltaspekte:

Wie viel Energie verbraucht ChatGPT?

Sam Altman, dem CEO von Open AI, zufolge benötigt eine Anfrage bei ChatGPT im Schnitt ca. 0,3 Wattstunden (Wh). Das entspricht etwa dem Stromverbrauch eines Backofens in einer Sekunde oder dem 2-3-minütigen Energieverbrauchs einer LED-Lampe. Klingt erst mal nicht viel, ist aber auf die Gesamtmenge aller Anfragen weltweit doch extrem viel:

Einer aus dem Jahr 2025 veröffentlichten Studie zufolge sprechen wir von 39.98 Million kWh pro Tag. Nur zum Verständnis: Das ist genügend Strom, um 8 Millionen Handys aufzuladen oder das Empire State Building 540 Tage mit Strom zu versorgen.

Anderen Quellen zufolge liegt der Stromverbrauch pro Suchanfrage übrigens deutlich höher. So spricht die britische Datenwissenschaftlerin Hanna Ritchie von ca. 2-3 Wattstunden pro Prompt
 
Zur Einordnung: Eine Suchanfrage bei Google benötigt in Relation zu einer Anfrage bei ChatGPT nur etwa ein Zehntel der Energie. Google und Co. beantworten natürlich aber auch immer nur eine Frage und keine komplexe Fragestellung.

Training von KI als gigantischer Stromfresser

Der Energiehunger steigt massiv, wenn die Anfrage beim Chatbot ChatGPT komplexer oder schwieriger ist und mehrere Rückfragen nötig sind.
Übrigens: Nicht mit eingepreist in die Rechnung einer ChatGPT-Anfrage ist der Energieaufwand, der für das Training bzw. die Erstellung der KI initial notwendig war (bzw. für die Weiterentwicklung neuer Versionen nötig ist). Für die Entwicklung von GPT-4 wird ein Stromverbrauch von über 60 Millionen Kilowattstunden genannt.

Wie viel CO₂ wird bei einem ChatGPT-Prompt freigesetzt?

So wie beim Energieverbrauch so gilt auch beim CO₂-Ausstoß: Eine einzelne Anfrage ist harmlos, die Masse jedoch macht den Unterschied.
Was die konkreten Zahlen angeht, so ist auch hier die Art der Nutzung entscheidend, und auch hier variieren die Zahlen. Als Faustregel könnte man sich aber merken:

Bei kleineren Suchanfragen liegt der CO₂-Ausstoß eher im Bereich Zehntelgramm, bei großen, komplexen Anfragen an ChatGPT gehen sie in den Grammbereich.
Schätzungen zufolge verursacht ein KI-Prompt ein Vielfaches der Emissionen einer normalen Suchanfrage.

Wie hoch die tatsächlichen CO₂-Emissionen jedoch im Endeffekt sind, hängt stark vom Stromanbieter/Strommix des jeweiligen Rechenzentrums ab. Wird Strom aus fossilen Energien genutzt, fällt die Klimabilanz schlechter aus als bei Rechenzentren, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Wie viel Wasser wird für eine Suchanfrage mit ChatGPT benötigt?

Auf den ersten Blick nicht direkt ersichtlich, aber: Ja, die Nutzung von KI verbraucht auch Wasser! Der Wasserverbrauch, der durch KI entsteht, resultiert aber nicht direkt aus der Nutzung selbst. Vielmehr ist es die Kühlung von Rechenzentren, in denen die Modelle von ChatGPT und Co. betrieben werden. Denn große Server erzeugen viel Abwärme und müssen konstant gekühlt werden. Und dies geschieht häufig: mit Wasser.

Studien schätzen, dass eine einzelne KI-Anfrage mehrere Milliliter Wasser verbrauchen kann. Zum Vergleich: Das ist weniger als ein Schluck aus dem Wasserhahn, aber deutlich mehr als bei einer nromalen Google-Suchanfrage.

Jedoch gilt auch hier: Bei den Milliarden von Anfragen pro Jahr summiert sich der Wasserverbrauch zu Millionen Litern Wasser. Und dies kann vor allem in Regionen mit Wasserknappheit zu großen Problemen führen.

Ist KI nur umweltschädigend oder doch auch nachhaltig?

So ressourcenintensiv KI in der Summe auch ist: Sie hat gleichzeitig enormes Potenzial, Umwelt und Klima zu entlasten. ChatGPT & Co. können direkt und indirekt auch dabei helfen, Ressourcen zu sparen! Allerdings nur, wenn sie gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Die wichtigsten Hebel im Überblick:

Reduzierter Material- und Papierverbrauch

Die Automatisierung von Texten, aber auch Zusammenfassungen und Protokolle reduzieren Ausdrucke und doppelte Dokumente.
Die digitale Wissensaufbereitung ersetzt Handbücher, Schulungsunterlagen und interne PDFs.

Der Effekt: weniger Papier, Druck, Versand.
 

Zeit und damit Energie sparen

ChatGPT erleichtert und beschleunigt die Recherche, erstellt Textentwürfe und schnelle Analysen können Arbeitsprozesse erheblich verkürzen. Ein weiterer Vorteil im Arbeitsleben:

Man kann sich besser auf Meetings vorbereiten und sich das Wesentliche in der passenden Tonalität zusammenfassen lassen.

Der Effekt: Der Stromverbrauch von Endgeräten, Servern und Büros wird reduziert.
 

Effizientere Prozesse, weniger Fehlversuche, weniger Korrekturschleifen

KI hilft beim Planen und Prüfen (z. B. von Code, Texte, Konzepte) und reduziert Nacharbeiten, Korrekturschleifen und unnötige Iterationen.

Der Effekt: Weniger Rechen-, Produktions- und Arbeitsaufwand sind nötig.
 

5 Tipps für nachhaltiges Prompten

Sie möchten wissen, wie man möglichst ressourcenschonend ohne schlechtes Gewissen bei ChatGPT promptet? Hier finden Sie fünf wertvolle Tipps:

1. Bewusstsein für eine verantwortungsvolle Nutzung schaffen

Nein, man muss sich nicht schlecht fühlen, wenn man ChatGPT nutzt. Dennoch hilft es sicher, sich immer darüber im Klaren zu sein, das ChatGPT Ressourcen verbraucht. Und das allein ist schonmal der erste wichtige Schritt in Richtung verantwortungsvolle Nutzung.

2. Möglichst klar und präzise prompten

Der oberste Grundsatz! Lieber ein gut durchdachter Prompt, als fünf kurze Prompts hintereinander. Überlegen Sie sich also schon vorab, was genau Sie erfragen wollen. Je genauer und differenzierter Sie nämlich Ihre Anfrage formulieren, desto weniger Nachfragen und Korrekturen und desto weniger Rechenaufwand sind nötig.

Tipp: Geben Sie z. B. immer auch direkt mit, für welche Zielgruppe Ihr Text geschrieben werden soll und in welcher Tonalität und Länge.

3. Gezielter Einsatz von KI

Auch wenn es bequem scheint und es sicher viele tun: Bitte erfragen Sie nicht jede Kleinigkeit bei ChatGPT. Für einfache Recherchearbeit, Rechenaufgaben oder Suchanfragen tut es auch eine klassische Suchmaschine (im Schnitt nur ein Zehntel des Energiebedarfs von ChatGPT) oder ein Taschenrechner. Das schont Ressourcen!

4. Wiederverwendung von ChatGPT-Ergebnissen

Ein KI-Ergebnis lässt sich häufig mehrfach nutzen – etwa als Basis für Präsentationen, Social-Media-Posts oder interne Dokumente. Wiederverwendung spart neue Anfragen und damit Energie.

Tipp: Legen Sie einzelne Projekte an, so finden Sie Informationen in alten Chatverläufen schneller wieder.

5. Erhöhung der Komplexität: nur, wenn nötig

Wie wir beim Thema Stromverbrauch von ChatGPT bereits gelernt haben: Sehr lange Texte, mehrere Varianten oder umfangreiche Analysen erhöhen den Ressourcenverbrauch erheblich und vergrößern den Carbon Footprint Ihres Chats mit ChatGPT.

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