• Für die Menschen im Lockdown light ist der sonnige November ein Segen.
  • Wetterexperten mahnen, dass der November in diesem Jahr deutlich zu warm ist.
  • Können wir in diesem Jahr trotz hoher Temperaturen mit weißen Weihnachten rechnen?

Mehr aktuelle News finden Sie hier

So schön die Herbstsonne ist: Für den November ist es viel zu mild. "Der Monat November ist in diesem Jahr extrem zu warm", sagt Wetterexperte Dominik Jung vom Portal "wetter.net". Die mittlere November-Temperatur liege in Deutschland normalerweise bei 4 Grad Celsius nach dem Mittel von 1961 bis 1990 und bei 4,8 Grad Celsius nach dem Mittel von 1990 bis 2019.

"Nur: Derzeit haben wir eine Durchschnittstemperatur von 7,7 Grad", sagt Jung. Der bislang wärmste November war 2015 – mit 7,5 Grad Celsius im Durchschnitt. "Da liegen wir – Stand bis Sonntagabend – immer noch 0,2 Grad drüber. Ein Rekord-November", erklärt der Meteorologe.

Auch Andreas Friedrich, Sprecher des vom Deutschen Wetterdienstes (DWD), bestätigt: Dieser November ist zu warm. "Momentan liegen wir 3,5 Grad über dem Durchschnittsmittel." Das warme Wetter im November lag laut DWD vor allem an den Luftströmungen aus dem Mittelmeerraum, die milde Temperaturen nach Deutschland brachten. "Zeitweise hatten wir ja Temperaturen bis zu 20 Grad Celsius, da wurden neue Rekorde aufgestellt", erklärt Friedrich.

Klimawandel und Erderwärmung führen zu Rekord-Monaten

Nicht nur die Luftströmungen, sondern auch der Klimawandel und die daraus erfolgende Erderwärmung sind laut Experten schuld, dass die Temperaturen hierzulande jedes Jahr steigen, es zu warme Monate gibt und wir uns nach und nach von der Vorstellung von bitterkalten und schneereichen Wintern verabschieden müssen.

Um weiterhin exakte Werte liefern und Vergleiche ziehen zu können, müssen die Vergleichswerte der Meteorologen mit den veränderten Bedingungen neu angepasst werden. Denn die Temperaturen Mitte des 20. Jahrhunderts unterlagen anderen Umständen als 2020.

Bislang vergleichen Wetterexperten ihre aktuellen Wetterdaten mit dem Jahresmittel aus 1961 bis 1990. Doch laut Dominik Jung arbeitet die WMO, die Weltorganisation für Meteorologie, an einem neuen Jahresmittel, das den Zeitraum 1991 bis 2020 umfasst. Derzeit beziehen sich die Meteorologen noch auf das alte Jahresmittel von 1961 bis 1990. Dadurch seien die Vergleichswerte oftmals extrem. Ab nächstem Jahr werde sich das jedoch ändern:

"Wenn dieses Jahr vorbei ist, ist das neue Mittel fertig. Und dann wird es sicherlich nicht mehr so extrem warme Monate im Vergleich geben." Es werde dann in den Wetter-News weniger oft heißen: Der Monat war sehr viel wärmer als sonst. "Vielleicht heißt es dann auch öfter mal wieder, es war kühler als im Vorjahr."

Neue Vergleichsperiode ab 2021

Die Normperiode von 1961 bis 1990 verschwindet dennoch nicht. "Natürlich werden wir die Werte auch weiterhin mit dieser Periode vergleichen", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Denn nur so könnten die Klimaabweichungen -ausgelöst durch den Klimawandel - sichtbar gemacht werden. "Wir werden in unserem Wetter-Rückblick also auf die jüngeren 30-jährigen Klima-Perioden verweisen, aber auch die Zeitspanne 1961-1990 berücksichtigen."

Was sicher bleibt: der Blick auf die gesamte Wetteraufzeichnung. Seit 1881 wird das Wetter in Deutschland aufgezeichnet und mit den aktuellen Daten verglichen. Und mit Sicherheit werde es laut Jung auch in der Zukunft Monate geben, die so warm sind, wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnung.

Ein milder Winter steht bevor

Der November reiht sich also ein in die Riege der zu warmen Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Doch welche Prognose gibt es für den diesjährigen Dezember? "Es sieht nach sehr ruhigem Wetter aus. Der hohe Luftdruck könnte sich im Dezember gut fortsetzen", prognostiziert Wetterexperte Jung.

Bis zum 9. Dezember seien so gut wie keine Niederschläge in Sicht. Der gesamte Dezember könnte hochdrucklastig werden. "Das bedeutet: Unten in den Tälern bleibt es neblig und kalt, auf den Bergen wird es warm und sonnig." Alle Wettermodelle deuten laut Jung auf einen milden Dezember und somit auch auf einen milden Winter hin.

Auch Andreas Friedrich vom DWD hat eine Trendprognose für den Winter: "Unseren Berechnungen zufolge soll dieser Winter 0,5 bis 1 Grad wärmer ausfallen als in den vergangenen Jahrzehnten. Wir bekommen also eher einen milden Winter."

Hoffnung auf weiße Weihnacht?

Heißt, wir müssen auch dieses Jahr auf weiße Weihnachten verzichten? "Die Hoffnung auf weiße Weihnachten gibt es jedes Jahr – und die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt der Meteorologe lachend.

Nur eins von zehn Weihnachtsfesten finde bei Schneefall statt. Weiße Weihnachten sind laut Jung seit jeher eher eine Seltenheit in Deutschland. Das letzte weiße Weihnachtsfest gab es flächendeckend 2010. "Eigentlich wären wir also wieder dran", meint Andreas Friedrich vom DWD. "Doch die Chance ist gering, das Wetter interessiert die Statistik leider nicht."

"Ob es dieses Jahr klappt müssen wir abwarten. Aktuell kann man noch keine Prognose abgeben. Da hilft nur abzuwarten und sich die Lage fünf bis zehn Tage vor dem Fest anzusehen", sagt Dominik Jung. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht hat 2020 ja doch ein Erbarmen mit uns.

Über die Experten:
Dominik Jung ist Diplom-Meteorologe und Experte auf www.wetter.net.
Andreas Friedrich ist Sprecher des Deutschen Wetterdienstes.
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.