Weltweit sind 160 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen, so die Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF. Im letzten Erhebungszeitraum zwischen 2016 und 2020 gab es einen Anstieg um 8,4 Millionen Kinder in Kinderarbeit. Zudem schätzen Expertinnen und Experten, dass als Folge der Corona-Pandemie Millionen weitere Kinder gefährdet sind.

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Kinderarbeit sind laut Definition Arbeiten, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte.

Es muss also unterschieden werden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen oberhalb des Mindestalters und zwischen Ausbeutung von Kindern, etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen.

Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten.

Zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" zählen die Vereinten Nationen Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldatinnen und -soldaten, Kinderprostitution und -pornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können.

Alle Mitgliedstaaten der ILO haben das Übereinkommen 182 ratifiziert. Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. Jedes Jahr am 12. Juni soll der international begangene Aktionstag die Bekämpfung der Kinderarbeit unterstützen.

Über die Hälfte der Kinder ist unter 12 Jahre jung

Fast die Hälfte der arbeitenden Kinder (79 Millionen) leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, auf den Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Etwas mehr als die Hälfte der Kinderarbeiter und -arbeiterinnen sind unter zwölf Jahre alt. Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika, gefolgt von Asien.

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70 Prozent), jedoch auch viele in der Industrie (10 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (20 Prozent). Weitgehend im Verborgenen arbeiten Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten und -botinnen in privaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.

Großer Anstieg in der Altersgruppe fünf bis elf

Die Zahl der Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren, die besonders gefährliche Arbeit verrichten, Tätigkeiten, die ihre Sicherheit, körperliche oder seelische Gesundheit bedrohen, ist seit 2016 um 6,5 Millionen auf insgesamt 79 Millionen gestiegen.

In Subsahara-Afrika haben Bevölkerungswachstum, wiederkehrende Krisen, extreme Armut und unzureichende soziale Basisschutzmaßnahmen in den letzten vier Jahren zu zusätzlichen 16,6 Millionen Mädchen und Jungen in Kinderarbeit geführt. Selbst in Regionen, in denen es seit 2016 einige Fortschritte gab, wie in Asien und der Pazifik-Region sowie in Lateinamerika und der Karibik, sind diese durch COVID-19 gefährdet.

Die Langzeitfolgen für wachsende Armut und damit verbunden einem Anstieg von Kinderarbeit sind noch nicht genau abzusehen. Und auch im Nahen Osten beobachten UNICEF-Mitarbeitende mit Sorge, dass in Folge der Konflikte in Syrien und Jemen sowohl die Zahl der Kinderehen als auch die Zahl der minderjährigen Arbeitskräfte unter den Flüchtlingen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat.

Auswirkungen der Pandemie und schwerer Krisen spürbar

Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass die Zahl der arbeitenden Kinder als Folge der COVID-19-Pandemie - und anderer Krisen - weiter steigen könnte. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise bedeuteten für viele Familien den Verlust ihrer Existenzgrundlage. Die langen Schulschließungen haben außerdem dazu geführt, dass Kinder aus Mangel an Alternativen in Kinderarbeit gedrängt wurden - nicht alle sind nach Wiederöffnung auf die Schulbank zurückgekehrt.

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Grund für den Anstieg von Kinderarbeit. Weitere Gründe sind eine wachsende Zahl an bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen, zum Beispiel die schwere Dürre am Horn von Afrika. Denn in Zeiten von Vertreibung und Not steigt die Gefahr, dass Kinder arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen.

UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. United Internet, wozu auch die Marken WEB.DE, GMX und 1&1 gehören, sammelt über die Stiftung United Internet for UNICEF Spenden für die Organisation. Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF seit 2006 im Kampf gegen Kinderarbeit.
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