Das Reisen bedeutet auch immer das Verlassen der häuslichen Routine. Eine gepackte Reisetasche, ein offenstehender Rucksack oder ein geöffneter Koffer bieten Fellnasen die einmalige Möglichkeit, ihre Nase in die Dinge zu stecken, die sonst unerreichbar sind. Mit oftmals lebensbedrohlichen Folgen.

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Laut dem Meinungsforschungsinstitut "FORSA" nehmen 42 Prozent aller Hundebesitzer ihr wuffendes Familienmitglied regelmäßig mit in den Urlaub und knapp 20 Prozent zumindest gelegentlich. Und das ist auch gut so.

Denn Fellnasen werden nicht gerne von ihrem Rudel getrennt und trauern ihrem Frauchen und Herrchen nach, wenn diese den Vierbeiner alleine zurücklassen. Doch egal, ob mit oder ohne die Fellschnute, ob losgefahren oder angekommen wird: Verreisen bedeutet auch immer das Verlassen der häuslichen Routine, Hektik, Stress und Unaufmerksamkeit.

Und so kann es passieren, dass die Reisetasche fertig gepackt auf dem Boden steht, der Rucksack noch offen bleibt, der Koffer erst noch darauf wartet, ausgepackt zu werden oder Gegenstände unbeaufsichtigt im Auto liegen bleiben. All dies sind dann perfekte Gelegenheiten für neugierige Vierbeiner, um ihre Nasen in Sachen zu stecken, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben.

Und so sind da auf einmal Utensilien in "Pfoten-Nähe", die Frauchen oder Herrchen zwar für ihre Reise benötigen und für Zweibeiner wichtig sind. Die aber für den tierischen Mitbewohner lebensgefährlich werden können. Die Experten im "Animal Poison Control Center" (ASPCC) haben eine Liste von den Reiseutensilien erstellt, die für Deinen vierbeinigen Freund potenziell giftig sind und auf die Du beim Packen Deiner Reisetasche besonders achten solltest.

Lebensbedrohliche Medikamente in der Reisetasche

In eine gut sortierte Reisetasche gehören oftmals Medikamente, die zwar Frauchen und Herrchen helfen, die aber für neugierige Fellschnuten lebensgefährlich werden können. Dazu gehören:

Inhalatoren: Zerbeißt der vierbeinige Freund zum Beispiel einen "Salbutamol-Inhalator" (wie zum Beispiel Asthma-Spray) kann dies zu erhöhter Herzfrequenz, Herzrhythmus-Störungen, Erbrechen, Hyperaktivität oder Lethargie führen.

Schmerzmittel: Entzündungshemmende Medikamente (Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac) helfen zwar uns Menschen, führen bei Vierbeinern allerdings zu Problemen mit den Nieren und können Geschwüre und Blutungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Schmerzstillende Medikamente (Paracetamol, Dolormin) können zu Leberschäden oder "Methämoglobinämie" führen. Das bedeutet, dass das im Blut vorhandene Hämoglobin, das dem Sauerstofftransport dient, in das für diesen Transport nicht fähige Methämoglobin umgewandelt wird. Es kommt zu einer Sauerstoffunterversorgung.

Vitamin D: Dieses als "natürlich" vermarktete Vitamin kann zu einem erhöhten Kalziumgehalt mit daraus resultierenden Magenverstimmungen im Körper der Fellnasen führen. Eventuelle Mineralablagerungen im Gewebe könnten Nierenschäden verursachen, die schwierige und lange Behandlungen nötig machen könnten.

Diät- oder stimmungsaufhellende Produkte: Diese oftmals frei verkäuflichen Produkte können entweder Koffein oder Inhaltsstoffe wie "5-Hydroxytryptophan" enthalten. Beide Wirkstoffe können schwere, kardinale oder neurologische Symptome verursachen.

Augentropfen und Nasensprays: Einige dieser Produkte enthalten "Oxymetazolin". Dieses Medikament führt bei Fellschnuten selbst bei der Aufnahme von nur geringen Mengen zu Erbrechen, Schwäche, Hecheln, niedriger Herzfrequenz und niedrigem Blutdruck.

Auf diese Dinge musst Du besonders achten.
Auf diese Dinge musst Du besonders achten. © Foto: freepik.com/Image by Freepik (Symbolfoto)

Vorsicht, giftig: Kaugummi, Süßigkeiten und Snacks

In wohl so gut wie keiner von Menschen gepackten Reisetasche fehlen Snacks und Süßigkeiten. Für die Fellnasen ein wirklich "gefundenes Fressen", oftmals mit schmerzhaften Folgen.

Xylit: Xylit, auch als Birkenzucker bekannt, ist ein Zuckeralkohol, der häufig als Süßungsmittel in Kaugummis, Süßigkeiten, Hustenbonbons, Lebensmitteln, Zahnpasta und anderen Produkten verwendet wird. Als Lebensmittelzusatzstoff trägt er die Bezeichnung E 967 und dient als Zuckeraustauschstoff. Wenn Fellnasen Xylit zu sich nehmen, besteht das Risiko von Magen-Darm-Störungen, niedrigem Blutzucker und lebensbedrohlichen Leberschäden.

Studentenfutter, Macadamianüsse und Schokolade: Die Rosinen und Trauben im Studentenfutter können bei einigen Vierbeinern zu Magen-Darm-Störungen führen.

Macadamianüsse verursachen auch oftmals Störungen im Magen-Darm-Trakt oder sind verantwortlich für neurologische Symptome, wie zum Beispiel Schwierigkeiten beim Gehen. Auch eine erhöhte Temperatur ist ein Symptom nach dem Verzehr.

Schokolade – insbesondere dunkle Sorten – führt aufgrund des enthaltenen Theobromin schon in recht kleinen Mengen zu Vergiftungserscheinungen. Diese können sich wie folgt äußern: Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, schwankenden Gang, Atemnot, Kreislaufproblemen bis hin zum Kollaps, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen.

Weitere lebensbedrohliche Dinge in der Reisetasche

Münzen: Wenn auch nur noch selten, sind Münzen immer noch in so mancher Reisetasche zu finden. Die unverdaulichen Münzen können bei Fellnasen zu Störungen im Magen-Darm-Trakt führen, werden aber in der Regel von der Magensäure "verarbeitet" oder nach einigen Tagen wieder ausgeschieden.

Anders verhält es sich mit Münzen, die viel Zink enthalten. Denn nach Aufnahme von zu viel Zink können Hunde unter Aufstoßen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schwäche oder Lethargie leiden. Vorsicht ist beim amerikanischen "Penny" geboten. Dieser enthält bis zu 96 Prozent Zink. Schon das Verschlucken von nur ein bis zwei Penny-Münzen könnte für die Fellnase tödlich enden.

Nikotin: Egal, ob Zigarette, Zigarillo, loser Tabak, Kautabak: Alle Nikotinprodukte sind gefährlich für Hunde und können, wenn sie verschluckt werden, zu einer Nikotinvergiftung führen.

Eine Nikotinvergiftung tritt meistens sehr schnell auf (innerhalb von 15 Minuten). Anzeichen dafür sind: Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, verstärktes Sabbern. In schweren Fällen können zusätzlich Übererregbarkeit, Muskelzittern, erhöhte Herzfrequenz, Krampfanfälle und niedriger Blutdruck auftreten.

Auch E-Zigaretten, deren Nachfüllpatronen oder das Liquid können Nikotin enthalten. Bei diesen Produkten besteht zusätzlich Gefahr durch den Akku. Denn das Verschlucken kann lebensgefährliche Verbrennungen im Mund, Rachen oder Magen verursachen.

Alltägliche Dinge können giftig sein.
Alltägliche Dinge können giftig sein. © Foto: freepik.com/Image by Freepik (Symbolfoto)

Fazit: Lebensbedrohliche Reiseutensilien

Auch wenn Frauchen und Herrchen im gemeinsamen Alltag noch so vorsichtig sind, bedeutet Reisen auch immer das Verlassen der häuslichen Routine. Findet ein wuffender Mitbewohner dann für ihn normalerweise unerreichbare Dinge in einer geöffneten Reisetasche, einem nicht verschlossenen Rucksack oder einem nicht ausgepackten Koffer, ist seine Neugier umso größer. Leider können jedoch für Zweibeiner notwendige Reiseutensilien für die Vierbeiner lebensbedrohlich sein.

Daher sollten Hundebesitzer neben einem "Erste-Hilfe-Koffer" für Fellnasen auch immer eine Liste mit Notfall-Telefonnummern griffbereit haben. Darauf gehören die Telefonnummer des eigenen Tierarztes sowie die von Notfallkliniken, die in der Nähe Bereitschaftsdienst haben.

Je besser Frauchen und Herrchen auf den Notfall vorbereitet sind, desto höher ist die Überlebenschance des wuffenden Mitbewohners.

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