Dass Menschen unter Narkolepsie leiden können – das ist bekannt. Aber wusstest Du, dass auch Pferde davon betroffen sein können? Hier sieben Fakten zur Schlafkrankheit – von der Ursache bis zu den Symptomen und Behandlungsmöglichen…

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Schlaf ist lebenswichtig – das gilt auch für Pferde. Dabei sind sie wahre Schlafkünstler. Denn: Sie können auch im Stehen richtig tief schlafen. Und dabei entspannen auch die Muskeln. Wie das geht ohne umzufallen? Dafür sorgt die sogenannte Spannsägenkonstruktion der Hinterhand. Das heißt: Das Pferd kann seine Kniescheibe über den Oberschenkelknochen schieben und dort "aufhängen". Dadurch blockiert das Kniegelenk und das Pferd kann ohne Muskelanspannung stehen.

Und noch ein Fakt zum Schlaf: Auch Pferde können unter Schlafmangel leiden. Doch können sie auch an Narkolepsie, der sogenannten Schlafkrankheit, leiden? Ja, sagen Forscher. Hier die wichtigsten Fakten, die Du kennen solltest:

1. Was ist Narkolepsie beim Pferd?

Während Narkolepsie bei Menschen und auch bei Hunden bereits gut erforscht ist, gibt es bei Pferden noch relativ wenig Studien zu dem Thema. Sicher ist mittlerweile: Durch die Schlaf-Wachstörung können Pferde plötzlich ganz oder teilweise zusammenbrechen. Die gute Nachricht: Bei Pferden ist Narkolepsie eher selten. Aber: Sie tritt meist bereits im Fohlenalter auf. Betroffene Fohlen schlafen im Gehen, Trinken, oder Spielen plötzlich ein und können kaum geweckt werden, erläutert etwa das Universitäre Tierspital Zürich.

2. Nicht verwechseln: Narkolepsie und REM-Schlafmangel beim Pferd

Pferde haben, wie wir Menschen, verschiedene Schlafphasen. Eine davon ist die REM-Phase. In der Phase bewegen sich die Augen unter den Lidern schnell hin und her, was auch von außen gut erkennbar ist. Daher auch der Name: REM steht für Rapid Eye Movement, also schnelle Augenbewegung. Das Besondere: In dieser Phase muss das Pferd liegen. Das heißt: Es muss in Brustlage mit aufgestütztem Kopf oder in kompletter Seitenlage liegen. Die REM-Phase ist zwar die kürzeste Schlafphase – aber lebensnotwendig. Fällt die Phase über einen längeren Zeitraum aus, hat das schnell gesundheitliche Folgen. Und die Symptome ähneln der Narkolepsie. Deshalb wird der REM-Schlafmangel auch als Pseudo-Narkolepsie bezeichnet.

3. Wie entsteht Narkolepsie beim Pferd?

Eine genaue Ursache für Narkolepsie ist bislang noch nicht wissenschaftlich belegt. Einig sind sich die Forscher, dass es eine Nervenkrankheit ist. Genauer: Narkolepsie ist eine chronische-neurologische Gehirnerkrankung. Sie wird durch einen Mangel an Orexin ausgelöst. Dieser Botenstoff, der auch als Hypocretinbekannt ist, spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schlaf und Wachsein. In der Humanmedizin konnte bereits nachgewiesen werden, dass bei vielen Narkolepsie-Patienten weniger Orexin im Gehirnwasser nachweisbar ist als bei Menschen, die nicht von Narkolepsie betroffen sind.

4. Auf diese Symptome solltest Du achten

Bei den Symptomen einer Narkolepsie beim Pferd unterteilen die Wissenschaftler vier unterschiedliche Kategorien:

  • Schlafzwang: Das Pferd ist ständig müde, egal ob es ruhig in der Box steht oder sich bewegt. Es kann jederzeit einfach einschlafen – und zwar völlig unkontrolliert. Dabei kann der Schlaf von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten dauern.
  • Kataplexie: Das ist ein Kontrollverlust in der Muskulatur. Pferde verlieren das Gleichgewicht, taumeln, knicken mit den Vorderbeinen ein oder stürzen sogar auf die Seite. Dabei kann es zu schwersten Verletzungen kommen.
  • Gestörter Schlafrhythmus: Normalerweise nimmt die REM-Schlafphase rund ein Viertel des gesamten Schlafs ein. Sie folgt meist der Einschlafphase. Doch bei einem Pferd mit Narkolepsie wird die REM-Phase vorgezogen und gleichzeitig stark verkürzt. Mediziner sprechen dann von einem SOREM – "Sleep onset REM". Weil die REM-Phase zu früh kommt, ist auch der traumlose Schlaf früher. Kurz: Der ganze Schlafrhythmus wird gestört.
  • Schlaflähmung: Beim Einschlafen oder Aufwachen kann das Pferd verschiedene Muskelpartien nicht mehr bewegen. Ausgelöst wird diese "Lähmung" durch einen zu hohen Natriumspiegel im Blut. Die Folge ist eine Überversorgung und dadurch entspannen die Muskeln unkontrolliert. Was dann hilft? Ein leichtes Klopfen auf den Hals. Denn dadurch werden Stresshormone freigesetzt, die den Blutzuckerspiegel wieder in den Normalbereich holen.
Narkolepsie bei Fohlen
Narkolepsie bei Fohlen © Foto: pixabay.de/165106 (Symbolfoto)

5. Die richtige Diagnose

Die Diagnose ist meist langwierig. Denn zuerst einmal sollten alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen werden. So sollten zum Beispiel Epilepsie oder ein erhöhtes Schlafbedürfnis (zum Beispiel durch chronische Schmerzen) ausgeschlossen werden. Für eine Diagnose muss das Pferd in die Klinik, da eine durchgehende Videoüberwachung und Aufzeichnung des Schlafverhaltens wichtig ist. Es ist auch möglich dem Pferd ein Medikament zu geben, dass einen Anfall auslöst oder auch unterdrückt. Aber: Dabei müssen die Nebenwirkungen (zum Beispiel Koliken) beachtet werden.

6. Was tun gegen (Pseudo-)Narkolepsie beim Pferd?

Die schlechte Nachricht vorweg: Narkolepsie ist nicht heilbar. Und eine Therapie mit Medikamenten hat meist sehr starke Nebenwirkungen. Eine Studie hat gezeigt, dass ein Antidepressivum aus der Humanmedizin helfen könnte. Bei Fohlen konnte die Schläfrigkeit am Tag dadurch gesenkt werden. Doch hier sind noch weitere Forschungen notwendig.

Sind Pferde nur leicht betroffen, kann dagegen bereits viel Ruhe und Entspannung helfen. Das heißt: Jede Stresssituation sollte vermieden werden.

Für eine Pseudo-Narkolepsie, also einen REM-Schlafmangel, sind häufig die Haltungsbedingungen Auslöser. Das heißt: Wenn Pferde keine Möglichkeit haben, in Liegen zu schlafen, fällt die REM-Schlafphase über einen längeren Zeitraum aus und führt zu Schlafmangel. Gegen Pseudo-Narkolepsie können also Veränderungen der Haltungsbedingungen helfen.

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7. Narkolepsie – einige Pferderassen sind besonders betroffen

Es ist zwar nicht klar, woran es liegt. Aber Untersuchungen zeigen, dass einige Rassen häufiger von Narkolepsie betroffen sein können. Dazu gehören:

  • Vollblutpferde
  • Traber
  • Isländer
  • Shetland Pony
  • Fell Pony
  • Lippizaner
  • Miniature Horses
  • Appaloosa
  • Quarter Horse

Die Symptome der Narkolepsie wurden erstmals bei drei Suffolk-Fohlen festgestellt. Und: Auch wenn es sich um eine angeborene Erkrankung handelt, konnte eine Erblichkeit noch nicht sicher festgestellt werden.  © Pferde.de