Die Nachricht sorgte für bundesweite Aufmerksamkeit: Beim Reitverein Waiblingen gab es einen Herpes-Ausbruch. 27 Pferde erkrankten, ein Pferd starb. Für den Verein nicht nur emotional eine Katastrophe. Doch jetzt können alle langsam aufatmen …
Das Equine Herpesvirus ist gefährlich – und kann sich rasend schnell verbreiten. Das zeigte sich 2021 besonders dramatisch: Fast 100 Pferde waren beim Turnier in Valencia betroffen, 18 Pferde starben. Doch eine schnelle Reaktion der Verantwortlichen kann Pferdeleben retten. Das zeigt sich jetzt beim Reitverein Waiblingen.
Anfang Februar brach dort das Equine Herpesvirus aus. Ein Pferd starb daran, 27 Pferde der 40 Pferde erkrankten, darunter auch sieben Schulpferde. Angefangen hatte es mit einem Pferd, das hohes Fieber hatte. Kaum war die Diagnose da, haben die Verantwortlichen alles zum Schutz der Pferde getan: Der Stall wurde gesperrt, die Pferde isoliert. Zwar konnten sie nicht verhindern, dass weitere Pferde erkrankten. Aber: Da sofort alle Maßnahmen zur Behandlung begannen, konnten selbst die schweren Fälle gerettet werden.
Reitverein: Ein Schulpferd litt besonders
Darunter auch das Schulpony Chupete, wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet. Der 14-jährige Wallach hatte neurologische Ausfälle, Gesichtslähmung. Das Team kümmerte sich rund um die Uhr um den Wallach. Als Chupete wieder stand, hatten alle Tränen in den Augen", so Stefanie Maier, die Vorsitzende des RV Waiblingen. "Er braucht aber noch seine Zeit, und ob es auch wieder für den Reitunterricht reicht, müssen wir sehen."
Dass der Ausbruch am Ende doch einigermaßen glimpflich ablief, liegt auch an der Impfpflicht, die im Stall besteht – davon ist Maier überzeugt. Dabei ist die Impfpflicht umstritten. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hatte sie für Turnierpferde eingeführt – und dann wieder aufgeboben. "Als wir die Impfpflicht eingeführt haben, sind wir davon ausgegangenen, dass der Weltreiterverband und andere Nationen mitziehen werden", so der damalige FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach in einer Mitteilung.
Aber: Laut Ständiger Impfkommission Veterinärmedizin gehört die Impfung gegen Herpes zu den "Core-Komponenten". "Daher bleibt die Empfehlung zur Impfung auch ganz klar bestehen", bestätigt Soenke Lauterbach. "Lediglich die Entscheidung darüber bleibt nun wieder jedem Pferdebesitzer eigenverantwortlich selbst überlassen."
Alle Pferde sind wieder fieberfrei
Und Waiblingen hat sich für die Impfflicht entschieden. Dort kann das Team jetzt langsam aufatmen. Zwar ist der Alltag noch nicht wieder da. Doch es geht den Pferden immer besser, sie sind fieberfrei. Für den Verein ist der Herpes-Ausbruch nicht nur emotional ein Schock, sondern auch finanziell. Deshalb hatte er um Spenden gebeten. "Die Behandlungen der Schulpferde sind teuer, und es werden insgesamt wohl fast zwei Monate, in denen wir keinen Reitunterricht machen können."

Dankbar ist die Vorsitzende über die vielen Spenden, die dem Verein helfen über die schwere Zeit zu kommen. "Die Spender haben den Schulpferden das Leben geschenkt." Die Pferde dürfen übrigens mindestens 21 Tage lang keine erhöhte Temperatur haben, bevor der Reitverein wieder öffnen kann. Noch steht das Quarantänezelt deshalb auf dem Abreiteplatz, einmal in der Woche wird die Viruslast überprüft. © Pferde.de