Ein neues EU-Gesetz soll kriminellen Welpenhändlern das Handwerk legen. Doch Tierschützer kritisieren: Katzen bleiben außen vor, Hobbyzucht und Onlinehandel bieten weiterhin Schlupflöcher. Jetzt kam es im Agrarausschuss des EU-Parlamentes zur Abstimmung.
In Brüssel wurde ein neuer Anlauf genommen, den illegalen Handel mit Hunden und Katzen einzudämmen. Der Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments hat einer Verordnung zugestimmt, die unter anderem eine europaweite Chip-Pflicht für gezüchtete Tiere vorsieht.
Ziel ist es, die Rückverfolgbarkeit und damit den Schutz von Tieren zu verbessern. Tierschutzorganisationen wie "Vier Pfoten" sprechen von einem Meilenstein – und zugleich von einer verpassten Chance. Tierschützer kritisieren, dass das Gesetz nicht flächendeckend genug ist.
Tierhandel: Milliardenmarkt mit Schattenseiten
Der illegale Handel mit Hunden und Katzen boomt. Laut "Vier Pfoten" können 79 Prozent der in Europa angebotenen Hunde nicht auf ihre Herkunft zurückgeführt werden. Der Bedarf allein an Hunden in der EU hat laut Schätzungen einen Marktwert von rund 4,6 Milliarden Euro jährlich. Besonders der Onlinehandel floriert – und bietet Kriminellen leichtes Spiel, berichtet die "Kleine Zeitung".
Welpen werden oft unter grausamen Bedingungen gezüchtet, krank verkauft, nicht geimpft oder gar aus dem Kofferraum übergeben. Die neue Verordnung – im EU-Parlament unter dem Namen "Cats and Dogs Proposal" geführt – will dem entgegenwirken.
Die zentrale Maßnahme: Eine Chip- und Registrierungspflicht für gezüchtete Hunde und Katzen sowie eine EU-weite Datenbank zur Rückverfolgbarkeit. "Kleinere" Zuchtbetriebe sollen von der Chip-Pflicht jedoch ausgenommen sein.

Tierschutzorganisationen kritisieren Schlupflöcher
Obwohl das Gesetz grundsätzlich begrüßt wird, hagelt es Kritik an den zahlreichen Ausnahmen. Veronika Weissenböck von "Vier Pfoten" spricht von "mutlosen Abgeordneten", die in Brüssel zu viele Schlupflöcher für Hobbyzüchter und Onlinehändler offen gelassen hätten. Besonders Katzen bleiben schlecht geschützt. Schon im Vorfeld der Abstimmung wurde gewarnt: Die ursprünglich geplante Registrierungspflicht für alle Katzen wurde gestrichen – betroffen sind jetzt nur Zuchtkatzen.
Auch der Deutsche Tierschutzbund sieht darin ein großes Versäumnis: Ohne lückenlose Kennzeichnung sei der illegale Handel kaum zu stoppen, Millionen streunender oder ausgesetzter Katzen blieben ungeschützt.
Der österreichische EU-Abgeordnete Thomas Waitz (Grüne) übt ebenfalls scharfe Kritik: Für ihn ist das Gesetz "zahnlos", da etwa der Zoohandel von den Bestimmungen ausgenommen bleibt. Zudem wurden Mindestvorschriften für die Unterbringung und Fütterung von Tieren aufgeweicht – etwa für Jagdhunde, die nun mit weniger Platz auskommen müssen.

Was passiert als Nächstes?
Nach der Zustimmung im Landwirtschaftsausschuss steht jetzt die Abstimmung im EU-Plenum an – voraussichtlich noch vor der Sommerpause. Danach müssen sich Parlament, EU-Kommission und Mitgliedstaaten auf eine finale Version einigen. Ob es dabei zu Nachbesserungen kommt – etwa zur Einbeziehung aller Katzen – bleibt offen. © Deine Tierwelt