- Nachhaltige Fischerei trägt dazu bei, dass sich die Bestände einiger Arten wie Thunfischen erholen.
- Andere sind weiter bedroht, vor allem Haie.
- Denn ein großes Problem ist, dass einige Tiere als Beifang in Fischernetzen landen, wie eine neue Studie aufzeigt.
Die Bestände von Thunfischen und einigen anderen großen Raubfischen haben sich dank nachhaltiger Fischereimaßnahmen in den vergangenen Jahren erholt. Anders sieht es bei viele Haiarten aus. Diese sind weiterhin vom Aussterben bedroht, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Science".
Die Ergebnisse bekräftigen den Wert von Schutzmaßnahmen vor allem für kommerziell gefragte Arten und zeigen gleichzeitig, dass die Maßnahmen auf Haie ausgeweitet werden müssen.
Weltweit gehen Bestände von Fischen und Raubfischen zurück
Mit dem Wachstum von Wirtschaft und Weltbevölkerung wurden Ökosysteme in den vergangenen hundert Jahren vom Menschen ausgenutzt und häufig stark beeinträchtigt bis zerstört. Schätzungen zufolge wurden im 20. Jahrhundert etwa die Hälfte aller kommerziell genutzten Fisch- und Wirbellosenbestände der Ozeane überfischt. Auch die Bestände von größeren Raubfischen wie Schwertfischen und Haien gingen zurück.
Wie groß die Schäden an den ozeanischen Ökosystemen und wie wirksam die ergriffenen Schutz- und Managementmaßnahmen sind, sei häufig unklar, schreiben die Forschenden um Maria José Juan-Jordá vom Meeresforschungsinstitut AZTI in ihrem Artikel. Sie entwickelten nun einen angepassten Rote-Liste-Index, der - basierend auf den Einstufungen und Kriterien in der Roten Liste der Internationalen Weltnaturschutzunion - das Aussterberisiko einer Art für jedes fortlaufende Jahr angibt.
Auf diese Weise ermittelten sie den Gefährdungszustand von sieben Thunfischarten und sechs weiteren Arten großer Raubfische wie Schwertfische und von fünf Haifischarten zwischen den Jahren 1950 und 2019. Die Rote Liste stuft Arten in eine von acht Kategorien ein, von "ausgestorben" bis "ungefährdet". Die Forschenden konzentrierten sich in ihrer Studie auf Raubfische, unter anderem weil diese weit oben in der Nahrungskette stehen und eine kritische Funktion in den Ökosystemen erfüllen.
Zustand der Thunfischpopulationen verbessert sich wieder
Die Autoren definieren eine Art als "nachhaltig bewirtschaftet", wenn ihre durch die Fischerei bedingte Sterblichkeitsrate unter der Sterblichkeitsrate liegt, die den maximalen Ertrag für die Fischerei sichern kann. Danach hat sich der Zustand der Thunfischpopulationen in den 1990er Jahren und seit Ende der 2000er stetig verbessert.
Schwertfischpopulationen fingen erst im letzten Jahrzehnt an, sich zu erholen. Dahingegen hat sich der Zustand der Haifischpopulationen stetig verschlechtert: Ihre Sterblichkeitsrate liegt deutlich über dem höchstmöglichen Fischereiertrag, wodurch sie zunehmend vom Aussterben bedroht sind.
Die unterschiedlichen Gefährdungszustände führen die Wissenschaftler auf die strengeren Bewirtschaftungsmaßnahmen der Fischereiindustrie zurück, welche für Thun- und viele Raubfische gelten. Die "Internationale Kommission zur Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik" hat Fangbeschränkungen für Thunfische festgelegt und überwacht deren Einhaltung. Etwas in dieser Art gibt es jedoch nicht für Haie.
Beifang als großes Problem
Es tragen jedoch noch andere biologische wie fischfangbedingte Faktoren zu dem höheren Aussterberisiko von Haien bei, schreiben Matthew Burgess und Sarah Becker von der University of Colorado Boulder (USA) in einem Kommentar zu der Studie. Die fünf untersuchten Haispezies weisen demnach alle ein langsames Populationswachstum auf. Zudem würden sie oft von Fischerbooten, die eigentlich auf Thun- oder Schwertfische spezialisiert sind, als Beifang aus dem Meer gefischt. Da sich diese Haipopulationen nur langsam vermehrten, seien sie auch sehr anfällig dafür, wenn zahlreiche Individuen ihrer Art als Beifang im Netz landeten.
Zwar seien einige Fortschritte bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Haifischbeständen erzielt worden, doch der lukrative Handel mit Haifischflossen und die damit verbundene illegale Fischerei gefährdeten diese Errungenschaften. Während auch manche große Raubfische wie Marline oft als Beifang gefischt würden und daher stark gefährdet seien, würden vor allem Thunfische gezielt gefischt. Ihre kurze Generationszeit und ihr verhältnismäßig niedriger Marktpreis sind laut den Autoren die Hauptfaktoren für den besseren Erhaltungszustand der Thunfischarten - mehr noch als die kontrollierte Fischerei.
Forschungsteam rät zu verbesserten Management-Maßnahmen
Die Bestände bedrohter Arten können sich durch verbesserte Management-Maßnahmen in der Fischerei verbessern, was langfristig gesehen auch der Fischereiindustrie zugutekommt. Allerdings sei Schutz der besonders gefährdeten Beifang- und Nichtzielarten voraussichtlich schwieriger, weil die Fischerei dafür in bessere Fanggeräte und Fangmethoden investieren müsse. Ein anderer Weg wäre, den Fischereiaufwand zu reduzieren, ohne direkt von diesen Veränderungen zu profitieren. Die Studienautoren kommentieren: "Die Abwägungen zwischen Fischereivorteilen und den Auswirkungen auf das Ökosystem werden schwierige Verhandlungen und Kompromisse zwischen den Interessengruppen erfordern." (dpa/sbi)

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