- Vögel, Amphibien und Säugetiere: Tausende Tiere sind vom Aussterben bedroht.
- Eine neue Bewertung zeigt jetzt, wie es um Reptilien steht.
- Und sie zeigt auch, dass die Jagd auf besonders gefährdete Arten das wohl größte Problem darstellt.
Rund 21 Prozent aller Reptilien sind vom Aussterben bedroht. Das hat eine Bewertung von mehr als 10.000 Reptilienarten ergeben, für die mehr als 900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter Daten geliefert haben. Reptilien, zu denen Echsen, Schlangen, Krokodile und Schildkröten gehören, sind damit stärker gefährdet als Vögel, von denen 13,6 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht sind. Zugleich sind sie aber weniger stark gefährdet als Säugetiere (25,4 Prozent) und Amphibien (40,7 Prozent). Die Studie des internationalen Teams um Bruce Young von der Non-Profit-Organisation NatureServe in Arlington (Virginia, USA) ist in der Fachzeitschrift "Nature" erschienen.
Schildkröten und Krokodile sind besonders gefährdet
"Umfangreiche Risikobewertungen für Vögel, Säugetiere und Amphibien sind seit weit über einem Jahrzehnt verfügbar", schreiben die Forscher. "Reptilien wurden hingegen bisher nicht umfassend bewertet". Deshalb haben sie die Beurteilung der vierten großen Gruppe der Landwirbeltiere in Angriff genommen. Das Team um Young verwendete für seine Analyse die Risikobewertungskriterien der Weltnaturschutzunion IUCN. Alle Reptilienarten, die in die Kategorien "gefährdet", "stark gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht" eingeordnet sind, gingen in die Gesamtzahl der vom Aussterben bedrohten Arten ein.
Am stärksten gefährdet sind demnach Schildkröten mit 57,9 Prozent aller Arten und Krokodile (50 Prozent). Die Forschenden erklären dies vor allem damit, weil Menschen Jagd auf sie machen. Aber auch vom Menschen eingeschleppte Arten sind eine Bedrohung: Allein invasive Säugetiere auf Inseln gefährdeten 257 Reptilienarten (2,8 Prozent). Weitere Bedrohungen für Reptilien sind die Landwirtschaft, die Verstädterung und das Abholzen von Wäldern.
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Gezielte Schutzmaßnahmen sind notwendig
Von den in Wäldern lebenden Reptilienarten sind der Studie zufolge sogar 26,6 Prozent vom Aussterben bedroht - mehr als in anderen Ökosystemen. Auch bei den übrigen Landwirbeltieren seien Waldbewohner besonders stark bedroht. Laut den Forschenden helfen deshalb Schutzmaßnahmen wie Naturschutzparks nicht nur Vögeln, Säugetieren und Amphibien, sondern auch Reptilien.
Aber das reiche nicht aus. "Da Reptilien so vielfältig sind, sind sie in einer Vielzahl von Lebensräumen einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt", wird der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Neil Cox von IUCN-Conservation International (Washington, DC, USA) in einer Mitteilung seiner Institution zitiert. Eine weitere Autorin, Monika Böhm von der Zoological Society of London (Großbritannien), sagt: "Wir müssen jetzt das, was wir aus dieser globalen Bewertung von Reptilien gelernt haben, nutzen, um gezielte Schutzmaßnahmen vor Ort einzuleiten, den Erhaltungszustand dieser großartigen Kreaturen zu verbessern und das Rot umzukehren."
Besonders viele bedrohte Reptilien gibt es der Studie zufolge in Südostasien, Westafrika, Nordmadagaskar, in den nördlichen Anden und der Karibik. In australischen Trockengebieten, in den Wüsten Kalahari, Karoo und Sahara, im nördliches Eurasien, in den Rocky Mountains und im nördlichen Nordamerika seien hingegen nur sehr wenige Arten gefährdet. Seit dem Jahr 1500 sind bereits 31 Reptilienarten ausgestorben. (sbi/dpa)