Der Osterhase ist nicht der Einzige, der in deutschen Gärten Eier versteckt hat. Tatsächlich hatte er lange Zeit tierische Konkurrenz: Früher übernahmen ganz andere Tiere diese Aufgabe – vom Fuchs bis zum Storch.
Wenn an Ostern bunte Eier im Garten versteckt sind, ist für die meisten Kinder klar: Das war der Osterhase. Doch wer glaubt, der Hase sei schon immer für das Verstecken der Ostereier zuständig gewesen, liegt falsch. Tatsächlich hatte der Eier-Lieferant früher regional ganz unterschiedliche Gestalten.
Der Osterhase taucht erstmals im Jahr 1682 in schriftlichen Quellen auf. Der Arzt Johannes Richier aus Frankfurt erwähnte den Osterhasen in seiner Dissertation "De ovis paschalibus – Über die Oster-Eier" und beschreibt den Brauch, der vor allem in Süddeutschland weit verbreitet war. Richier beschreibt den Osterhasen in seiner wissenschaftlichen Arbeit als "eine Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet".
Regionale Vielfalt: Vom Hahn bis zum Fuchs
Doch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Hase längst nicht überall für die Eier zuständig, wie eine vom Leibniz-Institut für Länderkunde veröffentlichte Karte aus dem Atlas der deutschen Volkskunde von 1937 zeigt. Die Karte beruht auf Befragungen aus dem Jahr 1932.
Die damals befragten Kinder glaubten demnach neben dem Osterhasen etwa auch an Fuchs, Hahn, Storch, Kuckuck – oder an rote sowie grüne Hasen. Auch das Christkind wurde zum Teil für das Bringen der Eier verantwortlich gemacht.

Wer die Eier gebracht haben soll, ist regional verschieden: In Bayern und im Thüringer Becken gaben die Kinder vermehrt den Hahn an, im Teutoburger Wald sowie im Erzgebirge hingegen den Fuchs. Im Spreewald glaubten sie vermehrt an die Henne, im Harz an den Auerhahn und im Thüringer Wald an den Storch oder den grünen Hasen.
Der Atlas der Deutschen Volkskunde
- Der Atlas der Deutschen Volkskunde ist als Datenquelle kritisch zu betrachten. Das Fach der Volkskunde sei damals stark mit dem Nationalsozialismus verwoben gewesen, weshalb sich die heutige Kulturwissenschaft umbenannt habe, um sich von diesem Erbe zu distanzieren.
- Für die Befragung mussten binnen kürzester Zeit 20.000 Gewährsleute (meistens Lehrer oder Pfarrer) per Fragebogen befragt werden. Ihre Antworten seien von den persönlichen Eindrücken ihrer Mitmenschen geprägt.
Warum der Osterhase die anderen Tiere verdrängte
Dass sich der Hase schließlich als Eierbringer durchsetzte, hängt vermutlich mit seiner Symbolkraft zusammen. Bereits in der Antike wurde er aufgrund seiner hohen Reproduktionsrate als Symbol der Lebenskraft und Fruchtbarkeit angesehen. Außerdem ist er ein typischer Frühlingsbote, der in dieser Jahreszeit besonders aktiv ist.
Vielleicht liege es aber auch daran, dass sich Hasen nach dem Winter auf Futtersuche bis in die Gärten trauten, mutmaßt die Kulturwissenschaftlerin Karin Bürkert. Sie ist die akademische Oberrätin am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen und schrieb für das Wissenschaftsportal "Nationalatlas aktuell" des Leibniz-Instituts für Länderkunde. "Weil sie dann so flink wieder weg waren, konnte man den Kindern gut erklären, warum sie sie beim vermeintlichen Eierverstecken nicht gesehen haben."
Die Popularität des Hasen wurde auch durch die zunehmende Kommerzialisierung des Osterfestes verstärkt: Der Hase ließ sich einfach vermarkten – als Schokolade, als Plüschtier, als Motiv auf Karten und Verpackungen. So verdrängte er nach und nach seine tierischen Mitbewerber.
Eine erschöpfende Antwort gebe es allerdings nicht, sondern ausschließlich viele verschiedene Mythen, Erzählungen und Herkunftsgeschichten, die sich mit der Zeit zu einer Leiterzählung verdichteten, meint Bürkert. Gewiss sei nur, dass der heutige Osterhase erst im 20. Jahrhundert populär wurde.
Verwendete Quellen
- forschung-und-lehre.de: Osterhase, Hahn oder Henne?
- wissenschaft.de: Wer bringt die Ostereier?
- darumostern.de: Woher kommt der Osterhase und seit wann legen Hasen Eier?
- aktuell.nationalatlas.de: Wer glaubt denn noch an den Osterhasen …
- mdr.de: Vor hundert Jahren brachten auch Hahn, Fuchs und Storch die Eier