Trotz schwarzer Zahlen bleibt die finanzielle Lage bei der Deutschen Bahn angespannt. Die Boni für die Vorstände fallen dennoch üppig aus.
Bahnchef Richard Lutz hat im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel Geld von seinem Unternehmen erhalten wie ein Jahr zuvor. Dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zufolge lag die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden bei 2,24 Millionen Euro. Sein Grundgehalt lag bei fast 970.000 Euro. Hinzu kam ein Bonus von mehr als 1,26 Millionen Euro.
Infrastrukturvorstand Berthold Huber landete bei einer Gesamtvergütung von 1,41 Millionen Euro (2021: 662.000 Euro), Personalvorstand Martin Seiler verdiente 1,39 Millionen Euro (2021: 659.000 Euro).
Sämtlichen Vorstandsmitgliedern wurde im vergangenen Jahr ein erfolgsabhängiger Bonus gezahlt. 2021 und 2020 erhielten die Vorstandsmitglieder solche Boni den Geschäftsberichten zufolge nicht.
Derzeit verhandelt der Konzern mit der Gewerkschaft EVG über einen neuen Tarifvertrag für rund 180.000 Beschäftigte. Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen.
Finanzielle Lage bei der Deutschen Bahn angespannt
Obwohl das Unternehmen üppige Boni bezahlt, bleibt die finanzielle Lage bei der Deutschen Bahn angespannt. Zwar schrieb der bundeseigene Konzern im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen, wie Bahnchef Lutz bei der Präsentation der Geschäftszahlen mitteilte. Doch unterm Strich stand ein Verlust von rund 227 Millionen Euro.
Dass das Minus nicht größer war, lag an der Logistiktochter DB Schenker, die im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis einfuhr. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) machte Schenker rund 1,8 Milliarden Euro Gewinn. Einen solchen Schub könnte der Konzern wohl auch in den kommenden Jahren gut gebrauchen. Für dieses Jahr rechnet Finanzvorstand Levin Holle auch im operativen Bereich wieder mit einem konzernweiten Minus von rund einer Milliarde Euro.
Doch derzeit ist die Bahn angehalten, einen Verkauf der Logistiktochter zu prüfen. Diesen Auftrag hatte im Dezember der Aufsichtsrat erteilt. Mit den erwarteten Milliardenerlösen soll vor allem der hohe Schuldenstand abgebaut werden. Die Netto-Finanzschulden inklusive Leasing-Verbindlichkeiten sanken im vergangenen Jahr leicht auf 28,8 Milliarden Euro. Für 2023 könnte der Schuldenberg laut Holle auf rund 33 Milliarden Euro anwachsen.
Große Verluste im Güterverkehr
Auch in anderen Sparten lief es im vergangenen Jahr nicht gut. Insbesondere der Güterverkehr bleibt ein Sorgenkind. Die Tochter DB Cargo vergrößerte ihren Verlust vor Zinsen und Steuern um fast die Hälfte auf 665 Millionen Euro.
Dabei ist die Nachfrage sowohl im Güter- als auch im Personenfernverkehr deutlich gestiegen. So rechnet der Konzern für dieses Jahr mit der Rekordzahl von 155 Millionen Fahrgästen in ICE- und IC-Zügen. Der bisherige Höchststand wurde 2019 mit rund 151 Millionen erreicht.
Um so viele Menschen und Güter transportieren zu können, braucht es dringend ein besseres Schienennetz. "Die Eisenbahninfrastruktur ist in einem kritischen Zustand und den Ansprüchen an Qualität und Kapazität nicht gewachsen", betonte Lutz.
Gemeinsam mit Verkehrsminister Volker Wissing verwies er auf zusätzliche Milliardeninvestitionen, auf die sich die Ampelkoalition in dieser Woche geeinigt hatte. Bis 2027 sollen rund 45 Milliarden Euro zusätzlich für die Schiene bereitgestellt werden. Finanziert werden soll das aus der Lkw-Maut. (dpa/mbo)