Boris Becker im Duell mit Michael Chang bei der ATP-WM in Frankfurt am Main 1995
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Boris Franz Becker (r.) kommt am 22. November 1967 in Leimen, einer Kleinstadt vor den Toren Heidelbergs, auf die Welt. Was er 1980 als Sieger des Nationencups in Brühl noch nicht weiß: Er wird das deutsche Tennis gemeinsam mit der Lokalmatadorin Steffi Graf (links neben ihm) ab Mitte der 80er-Jahre prägen wie niemand vor ihm - und bislang auch niemand nach ihm.
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14 Monate sind es von dieser Aufnahme im Training noch bis zu seinem unerwarteten Triumph in Wimbledon: Am 1. Juni 1984 startet die Zusammenarbeit des Talents Becker mit dem Manager und Ex-Tennisprofi Ion Tiriac. Trainer Günther Bosch ist damals bereits im Team. Er hat Boris Breskvar abgelöst.
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Die beiden gebürtigen Rumänen und Freunde Bosch (l.) und Tiriac formen aus dem Ausnahmetalent Becker den bis dahin jüngsten Sieger beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt in Wimbledon. Bosch: "Becker war sehr besessen und sehr gründlich auf dem Platz. Ein Siegertyp, der nicht verlieren konnte."
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Tiriac kümmert sich bei Becker mehr um dessen Vermarktung und Finanzen als ums Training. Zuvor hat er schon den Weltklassespieler Guillermo Vilas betreut.
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Ins Wimbledon-Turnier 1985 startet Becker als Nummer 29 der Welt. Zu seinem Markenzeichen wird - neben der berühmten Faust und dem knallharten Aufschlag - sein unnachahmlicher Hechtsprung. Dieses spektakuläre Element streut Becker nicht nur zur Unterhaltung des Publikums ein. Er erreicht damit tatsächlich unerreichbar erscheinende Bälle. Und nach dem anschließenden Abrollen zeigt er natürlich die Faust.
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Am 7. Juli 1985 hat sich Becker in den Sport-Olymp gehechtet und gespielt. Im Endspiel gegen den zehn Jahre älteren Favoriten aus Südafrika, Kevin Curren, gelingt dem erst 17 Jahre und 227 Tage alten Rotschopf aus Leimen in vier Sätzen eine der größten Überraschungen in der Sport-Geschichte: der Sieg auf dem heiligen Rasen Wimbledons. Im Vorjahr hat es Becker als 16-Jähriger dort bereits bis in die dritte Runde geschafft.
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Am Tag nach dem Triumph bereitet Beckers Heimat dem nunmehr berühmtesten Sohn der Stadt Leimen einen entsprechenden Empfang. Von nun an steht Boris Becker und auch dessen Familie im Lichte der Öffentlichkeit. Und jeder in Deutschland - und auch über die Landesgrenzen hinaus - weiß plötzlich mit der Stadt Leimen etwas anzufangen.
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Die Begeisterung der rund 7.500 Leimenerinnen und Leimener kennt keine Grenzen. Plötzlich kommt eine weltweit bekannte Ikone des weißen Sports und des Sports überhaupt aus der Stadt südlich von Heidelberg.
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Becker lernt - meist begleitet von Trainer und Ziehvater Bosch -, sich auf allen Bühnen zu bewegen. So im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF im November 1985, als die Reporter-Legende Harry Valerien (l.) den Aufsteiger des Jahres und dessen Coach empfängt. Anfangs fällt es Becker bei derlei Auftritten hörbar schwer, sich flüssig zu artikulieren. Seine berühmten Denk- und Sprechpausen ("Äh...") werden rasch aufs Korn genommen und parodiert - und so auch irgendwie ein Markenzeichen.
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Am 6. Juli 1986 wiederholt Becker seinen Triumph in Wimbledon. Diesmal gewinnt er das Finale gegen Ivan Lendl, eine andere Ikone des Tennis - und das glatt in drei Sätzen. Diese Bestätigung der Leistung aus dem Vorjahr macht Becker endgültig zu einem ganz Großen des Sports. Er zeigt der Welt, keine Eintagsfliege gewesen zu sein. Insofern rangiert der Sieg von 1986 sogar über dem von 1985.
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"Bum-Bum-Boris" verkehrt nun in den höchsten Kreisen. Seine Wimbledon-Siege verschaffen Becker eine besondere Beziehung zu England. Dessen gekrönte Häupter trifft er anlässlich eines Empfangs aber auch außerhalb der Insel, wie hier am 2. November 1987 in Bonn. Becker und dessen damalige Freundin Benedicte Courtin (l.) schütteln die Hände von Prinz Charles und Prinzessin Diana.
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Im Civic Center von Hartford schreibt Boris Becker am 24. Juli 1987 erneut Tennis-Geschichte. Nach mehr als sechs Stunden bezwingt die deutsche Nummer eins im Rahmen des Davis Cups US-Legende John McEnroe mit 4:6, 15:13, 8:10, 6:2 und 6:2. Die deutsche Mannschaft schafft in der Abstiegsrunde in einem Hexenkessel einen 3:2-Sieg über Gastgeber USA.
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Erinnern Sie sich an das Eingangsfoto vom Jugend-Nationencup 1980? Neun Jahre später, am 9. Juli 1989, steht das deutsche Tennis mit zwei Wimbledonsiegern auf dem Gipfel. Steffi Graf gewinnt im Alter von 20 Jahren nach 1988 zum zweiten Mal in Folge im Mekka des Tennissports. Und Becker triumphiert mit 22 Jahren zum dritten Mal nach 1985 und 1986. Stefan Edberg, 1988 noch Sieger über Becker, ist diesmal unterlegen, revanchiert sich aber mit seinem erneuten Triumph 1990. Auch 1991 erreicht Becker das Wimbledon-Endspiel, letztmals. Er verliert es gegen Landsmann Michael Stich. Der Centre Court aber wird Beckers "Wohnzimmer" bleiben.
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Becker wird 1991 Nummer eins der Weltrangliste, gewinnt 1992 in Barcelona an Stichs Seite Olympia-Gold im Doppel und am 19. November 1995 in Frankfurt am Main zum dritten Mal nach 1988 und 1992 die ATP-WM. Michael Chang aus den USA unterliegt dem damals 27-Jährigen Becker in drei Sätzen.
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Zwischen dem 17. Dezember 1993 und dem 15. Januar 2001 ist Becker in erster Ehe mit Barbara Feltus verheiratet.
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Das Paar bekommt zwei Kinder. Noah-Gabriel (l.) wird 1994 geboren. Fünf Jahre darauf kommt Elias zur Welt.
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Das deutsche Werbefernsehen verdankt Becker legendäre Spots wie jenen für den Internet-Anbieter AOL aus dem Jahr 2000. Becker sitzt im Bademantel vor dem heimischen Computer und versucht, sich eine Test-E-Mail an sein Handy zu schicken. Als das Vorhaben gelingt, reagiert er mit einem breiten Grinsen: "Nee, näh?"
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Lilly Becker (r.) wird im Juni 2009 Beckers zweite Ehefrau. Die Beziehung hält bis zum Mai 2018. Mit ihr hat er den Sohn Amadeus (geb. 2010).
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Sein Wissen gibt Becker als Trainer unter anderem an Novak Djokovic weiter, so wie hier 2014 in Wimbledon. Djokovic bezwingt damals im Endspiel in fünf Sätzen Roger Federer. Becker und Djokovic trennen sich 2016.
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In seinem "Wohnzimmer" in Wimbledon ist und bleibt Becker ein jederzeit gern gesehener Gast, so wie hier im Juli 2018 während eines Matches seines Ex-Schützlings Djokovic.
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Nicht im Wohnzimmer, sondern - wie Becker später in einer Talkshow gesteht - auf der Treppe zwischen den Toiletten eines Londoner Nobelrestaurants erfolgt die Zeugung des späteren Models Anna Ermakowa (r.). Mutter Angela (l.) gehört zu Beckers verflossenen Liebschaften.
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Anna Ermakowa ist - neben drei Söhnen - Beckers einzige Tochter. Noah-Gabriel (l.) und Elias (r.) stammen wie erwähnt aus der Beziehung mit Barbara Feltus, später Becker.
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Im Jahr 2022 ist Lilian De Carvalho Monteiro (l.) die Frau an der Seite des BBC- und Eurosport-Kommentatoren, der auch mal Teamchef der deutschen Davis-Cup-Mannschaft war.
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2017 wird der einstmals vermögende Sportstar Becker gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt. Er wehrt sich in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" dagegen: "Es ist irrsinnig, zu glauben, ich sei pleite." Es wird aber ein Insolvenzverfahren eröffnet. Im September 2020 wirft der staatliche britische Insolvenzdienst Becker vor, in 19 Fällen seinen Informationspflichten im Zuge des Verfahrens nicht entsprochen zu haben. Dem Insolvenzverwalter soll er eine Vermögenssumme in Höhe von drei Millionen Euro vorenthalten haben.
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Am 8. April 2022 fällt wegen Insolvenzverschleppung das Urteil gegen Becker: schuldig in 4 von 24 Anklagepunkten. Am 29. April 2022 verkündet Richterin Deborah Taylor das Strafmaß: Becker muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Richterin zeigt sich sicher, dass er davon - selbst bei guter Führung - 18 Monate verbüßen muss. Im Oktober 2002 in München ist Becker wegen Steuerhinterziehung noch mit einer zweijährigen Bewährungs- und einer Geldstrafe davongekommen.
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Im Dezember 2022 kommt Becker vorzeitig aus der Haft in London frei und wird nach Deutschland abgeschoben. Dort tritt er am 19. Februar 2023 mit seiner Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro im Rahmen des Filmfests Berlinale in der deutschen Hauptstadt auf. Präsentiert wird der Dokumentarfilm "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" von Alex Gibney. Becker und viele Weggefährten kommen darin zu Wort.
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Becker (l.), hier 2017 neben Moderator Matthias Stach bei den Australian Open in Melbourne, ist auch als Tennis-Experte wieder präsent. Der Sender Eurosport lässt die Legende nicht fallen.
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Und auch als Trainer kehrt Becker zurück. Im Oktober 2023 übernimmt die Legende die Betreuung des Dänen Holger Rune.