- Als eine befremdliche Machtdemonstration beurteilt DFB-Präsident Bernd Neuendorf das Verbot der One-Love-Binde durch die Fifa.
- Seine Verbitterung über den Vorgang kann Neuendorf am Rande des Trainings des DFB-Teams nur schwerlich verstecken.
- Seine Aussagen im Wortlaut-Interview.
Herr Neuendorf, wie beurteilen Sie die Entscheidung der Fifa, das Tragen der One-Love-Binde zu verbieten?
Bernd Neuendorf: Die Fifa hat eine Aussage zur Diversität und zu Menschenrechten untersagt. Das sind Werte, zu denen sie sich in ihren eigenen Statuten verpflichtet. Das ist aus unserer Sicht frustrierend und ein beispielloser Vorgang in der WM-Geschichte. Es handelt sich aus meiner Sicht um eine Machtdemonstration der Fifa. Das ist befremdlich.
Welche Strafen hat die Fifa denn angekündigt?
Sie hat uns klargemacht, dass wir mit sportlichen Konsequenzen bedroht werden, wenn wir der Aufforderung, die Binde nicht zu tragen, nicht nachkommen. Die Generalsekretärin hat uns deutlich gemacht, dass das Tragen der Binde gegen die Regularien verstößt. Sie hat klar artikuliert, dass wir mit sportlichen Sanktionen rechnen müssen. Das ist genau der Punkt, an dem man sich überlegen muss, ob man bereit ist, das mitzutragen. Wir stehen aber zu unseren Werten und werden die auch weiter während des Turniers vertreten."
Was sagen Sie zu dem Vorwurf, der DFB sei eingeknickt?
Gerade wir als DFB müssen uns dem Vorwurf nicht aussetzen. Wir haben erst vor einer Woche erklärt, dass wir keine Nominierung von Gianni Infantino zur Wiederwahl als Fifa-Präsident vornehmen werden. Das war ein deutliches Signal, dass wir nicht bereit sind, bestimmte Dinge mitzutragen. Da haben wir uns als einer von wenigen Verbänden klar positioniert.
Glauben Sie denn, der englische Kapitän Harry Kane wäre bestraft worden, wenn er die Binde im Spiel gegen Iran getragen hätte? Oder Manuel Neuer gegen Japan?
Es ist keine Frage des Glaubens, es war eine eindeutige Drohung, die ausgesprochen wurde und die wir sehr ernst nehmen müssen. Wir wissen nicht genau, welche Sanktionen ausgesprochen worden wären. Es war die Frage, ob wir unseren Kapitän und die Mannschaft dem Risiko aussetzen wollen, dass sie sportlich sanktioniert werden
Kann man mit der Fifa überhaupt im Dialog bleiben?
Ich habe kein Interesse daran, das Verhältnis zur Fifa nachhaltig zu belasten. Aber wir bleiben klar in der Kritik. Ich werde nicht den Dialog einstellen, ganz im Gegenteil. (sid/ska)