- Argentinien hat die Fußball-WM 2022 gewonnen.
- Zum Abschluss hagelt es erneut Empörung und Kritik.
- Denn Superstar Lionel Messi hat nicht nur in seinem Trikot gefeiert: Er bekam bei der Siegerehrung von Katars Emir einen sogenannten Bischt, ein traditionelles Gewand, umgelegt.
Lionel Messi wirkte irritiert, als er von Katars Staatsoberhaupt das leicht transparente Edelgewand umgelegt bekam. Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Fifa-Präsident Gianni Infantino mussten dem argentinischen Superstar zeigen, wie er seine Hände durch die Ärmel des sogenannten Bischt führen muss. Und plötzlich gehörten die Jubelbilder der Argentinier mit dem goldenen WM-Pokal nicht mehr nur den neuen Weltmeistern – sondern wieder auch dem Gastgeber dieser so stark politisierten Endrunde. Der Ausrichter des nächsten Fußball-Großereignisses ist 2024 Deutschland.
"Da nimmt man dem Spieler einen ganz großen Moment", sagte Ex-Weltmeister
Neben Kritik gab es auch andere Stimmen: So wurde in den sozialen Medien etwa darauf hingewiesen, dass es eine große Ehre sei, jemandem einen Mantel umzulegen. "In der alten arabischen Tradition ist es die höchste Ehre, jemandem seinen Mantel umzulegen. Es bedeutet, dass du willkommen bist, dass du bei uns sicher bist, dass du geliebt wirst und dass du jetzt zur Familie gehörst", schrieb eine Twitter-Userin. Es sei "eine der höchsten Ehrungen in der arabischen Kultur und ich finde es sehr schön".
Philipp Lahm nimmt Deutschland für EM 2024 in die Pflicht
Der letzte Akt der insbesondere in Deutschland hochumstrittenen Katar-Endrunde im Lusail Stadium war nicht unbedingt überraschend. Katar nutzte das Scheinwerferlicht maximal aus. Auf der Ehrentribüne saßen etliche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen und der Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeiter, die Katar zurückweist, war weit weg. Nach der Russland-WM 2018 und der Corona-EM 2021 war die Endrunde 2022 das dritte Fußball-Highlight in Folge, das komplizierte gesellschaftspolitische Debatten provozierte.
In Katar werde Fußball "als politisches Instrument" begriffen, schrieb
Die EM 2024 werde "in einer Demokratie stattfinden, in Deutschland. Dort muss das, was Europa ausmacht, nämlich Freiheit, Vielfalt und Gleichheit vor dem Gesetz, verteidigt werden. Es sind auch die Werte des Fußballs", schrieb Lahm. Große Worte, die auch verpflichten. Während der Endrunde hatte die deutsche Politik mit Katar einen langfristigen Liefervertrag für Flüssiggas abgeschlossen.
Lahm: Deutschland war bei WM 2006 "ein toller Gastgeber"
Der DFB hatte den Zuschlag für die EM vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 vor gut vier Jahren bekommen, damals im Bewerbungsrennen mit der Türkei. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Lahm zuletzt, das WM-Sommermärchen 2006 könne Vorbild sein. "Wir haben uns als toller Gastgeber präsentiert, das Wetter war überragend – da muss schon alles passen", sagte der 39-Jährige. Die Vergabe des Heim-Turniers vor 16 Jahren ist längst auch von Bestechungsvorwürfen überschattet.
Im Rückblick wirkt die Show zur Auslosung der EM-Qualifikation im Oktober in Frankfurt/Main fast schon wie ein zu passender Zufall. Popstar Lena präsentierte ihren aktuellen Song "Looking for Love"; eineinhalb Monate später wurde in Katar heftig gestritten, weil der Weltverband Fifa die "One Love"-Kapitänsbinde einiger europäischer WM-Teilnehmer untersagte. Auch der DFB musste klein beigeben – den Vorwurf, die eigenen Werte nicht ausreichend verteidigt zu haben, wies der Verband zurück. (dpa/tas)