Geht es nach den Fußballfans, bleibt Bundestrainer Hansi Flick keine Wahl: Niklas Füllkrug, Mario Götze, Youssoufa Moukoko und sogar Marco Reus – alle vier sollen zur WM nach Katar mit.

Eine Kolumne
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Die geballte Angriffspower aus der Bundesliga. Und damit die Abteilung Attacke abgesichert ist, stellen sie Mats Hummels ebenfalls in den 26er WM-Kader. Fußball kann ja so einfach sein.

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Was die repräsentative WM-Umfrage beim Bundesligabarometer.de so überraschend macht: Mit welcher Bestimmtheit die 5.615 befragten Fußballfans ihr Votum abgaben. Füllkrug 70,8 Prozent, Götze 68,8 Prozent, Moukoko 56,9 Prozent, Reus 47,4 Prozent: Das sind schon überwältigende Vertrauensvorschüsse für die Lieblinge der Liga.

Fans wollen drei statt vier Torhüter

Und damit das Quartett Platz findet, reichen den Fans drei statt vier Torhüter: Manuel Neuer, Kevin Trapp, Marc-André ter Stegen, die üblichen Verdächtigen, in genau dieser Reihenfolge. Käme doch ein vierter Torhüter dazu, fiele Karim Adeyemi, auch ein Angreifer, aus dem Kader und nicht der verletzte Florian Wirtz. Der bekam mehr Zustimmung.

Nun gehört es zu den ritualisierten Gedankenspielen vor jedem Turnier, wen der Bundestrainer zur Europa- oder Weltmeisterschaft mitnimmt. Hansi Flick gibt heute seinen Kader bekannt, mit dem er die WM 2022 in Katar zu einem Erfolgserlebnis gestalten will. Und er wird noch ganz andere Aspekte berücksichtigen müssen als die aktuelle Popularität.

Da geht es nicht nur um das notwendige Personal für verschiedene taktische Maßnahmen. Die Belastbarkeit in Stresssituationen spielt ebenso eine Rolle wie Sozialverhalten im Binnenklima, die Ballbehandlung ebenso wie die Robustheit in Zweikämpfen. Die Auswahl ist gut. Aber bietet die Summe an Einzelspielern auch das Extra für einen Titel?

Wie viel Mut hat Hansi Flick?

Schon 1994 hatte der WM-Kader alles an Talent versammelt, um den Titel zu verteidigen – und vergeigte das Turnier mit einem 1:2 gegen Bulgarien. 2018 lieferte der WM-Kader keinen Grund, am Einzug ins Achtelfinale zu zweifeln – und scheiterte in der Vorrunde 0:2 an Südkorea. Die Nationalelf ist wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man kriegt.*

Die öffentliche Diskussion erlaubt zwar keinen Lernmodus, um sich für die Heim-EM 2024 einzuspielen (die WM-Blamage will ausgewetzt werden). Aber Bundestrainer Flick sollte schon den Blick Richtung Zukunft lenken: Die Nominierung des formstarken Mats Hummels zum Beispiel wäre eine Notfall-Entscheidung und kein Perspektiv-Signal. Wie viel Mut hat Flick?

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Man wird sich deswegen ab heute Mittag die Köpfe heiß reden, wer fehlt und wer raus muss. Das gehört dazu, um sich selbst in eine WM-Vorfreude zu bringen. Abgerechnet wird in drei Stufen: am 23. November gegen Japan (14 Uhr), am 27. November gegen Spanien (20 Uhr) und am 1. Dezember gegen Costa Rica (20 Uhr).

*Danke, Forrest Gump!
Pit Gottschalk, ist Journalist, Buchautor und Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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