Uli Hoeneß scheint ein merkwürdiges Verständnis von der Pressearbeit in Deutschland zu haben. Missmutig stellte er am Mittwochabend fest, dass der Torwart Marc-André ter Stegen zwar Unterstützung durch die westdeutsche Presse (sic!) erfahre, sein Manuel Neuer aber nicht von der süddeutschen Presse (sic!). Sein nächster Satz hätte sein können: Das ist ungerecht und gemein.
Was
Uli Hoeneß ging mit Drohung zu weit
Die Schärfe bringt jetzt Hoeneß rein. Weil er vom DFB kein Treuebekenntnis hörte, ließ er keinen Zweifel daran, dass er und sein FC Bayern den DFB ins Visier nehmen und sich auf ihn einschießen werden. "Wir werden den Leuten beim DFB ein bisschen Feuer geben, das können wir." Deutlicher kann man eine Androhung kaum formulieren. Hoeneß ist wütend.
Es ist nun nicht ersichtlich, wen Hoeneß mit den "Leuten beim DFB" meint, ob
Es muss also jetzt jemand aufstehen und dem Bayern-Präsidenten öffentlich sagen: So nicht, Herr Hoeneß! Sonst bleibt der Eindruck zurück, dass der DFB vor dem Branchenprimus kuscht. Joachim Löw oder Oliver Bierhoff, Generalsekretär Friedrich Curtius oder sogar der designierte Präsident Fritz Keller haben hier Farbe zu bekennen. Hoeneß ging mit seiner Drohung zu weit.
Das Sprücheklopfen ist sogar Manuel Neuer peinlich
Die Presse selbst, ob im Westen oder Süden, wird sich kaum vor den Karren des Bayern-Präsidenten spannen lassen und eine Kampagne pro oder kontra
Wenn nicht, dann sollte er wenige Wochen vor seinem Abschied vom Amt die Lektion lernen, dass nicht jeder nach seiner Pfeife tanzt. Es ehrt ihn ja, dass er sich schützend vor seine Spieler stellt. Manuel Neuer hat diese Unterstützung allemal verdient. Aber wenn selbst ihm, dem betroffenen Torwart, diese Sprücheklopferei peinlich ist, sollte Hoeneß nachdenklich werden.
Nicht er stellt die Nationalmannschaft auf, sondern der Bundestrainer. Hoeneß muss nicht mit allen Entscheidungen von Löw einverstanden sein. Aber deswegen ist nicht jede Attacke aus der Chef-Etage des FC Bayern gerechtfertigt. Und genau das muss ihm der DFB klarmachen und sein eigenes Führungspersonal vor Hoeneß in Schutz nehmen.

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