Für Kinder ist es gar nicht so leicht, sich Spiele der deutschen Nationalmannschaft anzuschauen. Hansi Flick, beziehungsweise die Enkelkinder des Bundestrainers, haben nun eine Debatte um die späten Anstoßzeiten angefacht.
Zumindest
Viele Kinder liegen um 20:45 Uhr im Bett, vor allem während der Schulzeit. Flick monierte zuletzt: "Ich habe schon Enkelkinder und werde oft von deren Mitschülern und Mitschülerinnen gefragt: Warum spielt ihr immer so spät?"
Wer entscheidet über die Anstoßzeit?
Gute Frage: Warum ist das so? Oder anders gefragt: Warum ändert der Gastgeber der Heimspiele das nicht? Das ZDF zumindest, das am Samstag überträgt, antwortet auf die Frage nach dem Anpfiff: "Ansetzungen und Anstoßzeiten der Nationalmannschaftsspiele liegen in der Hoheit des DFB bzw. der UEFA, die die Rechte an den Spielen sämtlicher europäischen Verbände zentral vermarktet." Ähnlich äußerte sich ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Anstoßzeiten seien in der Hoheit von DFB sowie des Rechteinhabers UEFA und der Vermarktungsagentur CAA Elven, "die die Länderspiele zentral vermarkten. Dort müssten die Entscheidungen getroffen werden."
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) erstellt in der Tat einen Plan für die zahlreichen Partien auf dem Kontinent, wenn es um die Nations League oder die Qualifikation für die EM oder die WM geht. Nur gibt es wegen der Heim-EM im kommenden Jahr eine Ausnahmesituation: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat derzeit ausschließlich Testspiele, der DFB kann sich Gegner suchen und mit denen dann Spielorte und Daten innerhalb des Rahmenkalenders festlegen. Aber nicht die Anstoßzeiten.
Wirre Rechtelage
Die Lage ist eher unübersichtlich und durch ein Dreiecksverhältnis geprägt. Die TV-Rechte für die deutschen Partien liegen - anders als früher auch für die Tests - bei der UEFA und wurden von der Agentur CAA Eleven verkauft. Bisher gibt es für den deutschen Markt nur einen bestätigten Kontrakt mit RTL. Der Sender verkündete im Mai vergangenen Jahres einen bis 2028 geltenden Vertrag. Zu den erworbenen Rechten gehört die Hälfte eines Paketes mit Partien der Nations League, der Qualifikationsspiele sowie der Tests.
Anders sieht es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern aus, die nach dpa-Informationen die andere Hälfte des Gesamtpaketes mit mindestens 60 DFB-Länderspielen erworben haben. Noch immer fehlt jedoch eine offizielle Bestätigung von ARD und ZDF zu der Vereinbarung über die Übertragungsrechte mit der UEFA und CAA Eleven.
Gleichwohl hat das ZDF bereits im vergangenen Jahr drei Spiele übertragen und sendet auch am Samstag. Dem Vernehmen nach funktioniert das durch Einzelvereinbarungen mit der UEFA und CAA Eleven.
Kommen frühere Anstoßzeiten?
Wie geht es nun weiter? "Außer den jüngsten Äußerungen von Hansi Flick und Rudi Völler sind uns keine konkreten Überlegungen des DFB bekannt, die Spiele der Nationalmannschaft künftig früher anzusetzen", heißt es beim ZDF. "Sollte es dazu Überlegungen und Vorschläge des DFB geben, setzen wir uns damit konstruktiv auseinander." Auch die ARD ist laut Balkausky "in diesem Zusammenhang natürlich wie stets bereit, sich konstruktiv mit etwaigen Überlegungen und Vorschlägen des DFB auseinanderzusetzen".
Und RTL? Der Sender will sich - genau wie die UEFA - zu der Thematik nicht äußern. Klar ist aber, dass frühere Anstoßzeiten erfahrungsgemäß zu weniger TV-Zuschauern führen - und geringere Reichweiten führen zu geringeren Werbeeinnahmen.
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Die Sender haben nach dpa-Informationen Verträge, die einen Anpfiff in der Prime Time vorsehen. Bei einer Änderung und einem Anstoß vor dieser besten Sendezeit müsste über die zu zahlende Lizenzsumme neu verhandelt werden.
Neuendorf hatte zuletzt gesagt, der DFB befinde sich weiterhin in "schwierigen" Gesprächen. "Da sind viele Player involviert." Er sei aber zuversichtlich, "dass wir es punktuell hinbekommen". Das Thema habe er sich "ins Pflichtenheft" geschrieben. Bei den Spielen im Juni wird sich zeigen, ob der DFB-Boss einen Haken in seinem Heft machen kann. (dpa/Michael Rossmann/ska)

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