- Mehr als eine Stunde war es ein gelungener Auftritt der DFB-Elf beim ersten echten Gradmesser in der Ära Flick.
- Im zweiten Durchgang gerät die deutsche Mannschaft aber gegen den Rivalen unter Druck und wendet mit Glück die erste Niederlage ab.
Hansi Flicks Siegesserie ist gerissen, aber der Glaube an eine erfolgreiche Fußball-WM bleibt bestehen. Nach einem lange dominanten Auftritt im Prestigeduell mit Erzrivale Holland war das 1:1 (1:0) in Amsterdam am Ende ein gerechtes Ergebnis. Nach dem 43. Länderspieltor von
Als die Niederländer dann aufdrehten, brauchte die deutsche Mannschaft auch Glück. Kurz nach dem Ausgleich durch Steven Bergwijn (68.) nahm der englische Schiedsrichter Craig Pawson nach Videobeweis etwas glücklich einen Foulelfmeter zurück.
Auch wenn
Erster großer WM-Test für Deutschland
Beim ersten großen WM-Test vor rund 50.000 Zuschauern steckte das deutsche Team auch hochkarätige Ausfälle lange weg. So fehlten aus dem Bayern-Block in Kimmich, Goretzka, Süle und Gnabry vier potenzielle Stammkräfte. Flick kreierte neue Optionen wie die U21-Europameister
"Wir wollen zurück an die Weltspitze", hatte Flick sein Anspruchsdenken vor dem "Gradmesser" gegen den ewigen Rivalen formuliert und einen mutigen Auftritt gefordert. Den bekam der Coach auch von seinem Team geboten. Der frühere Bayern-Coach bekam aber auch vor Augen geführt, dass die deutsche Mannschaft unter Druck durchaus fehleranfällig ist.
Von einem Freundschaftsspiel konnte keine Rede sein. In einem intensiven Spiel agierte die in schwarz spielende DFB-Auswahl zunächst hochkonzentriert. Mit hohem Pressing wurden die für ihre Offensivqualitäten oft gerühmten Holländer ein ums andere Mal am eigenen Strafraum festgesetzt. Oranje lauerte stattdessen - ganz ungewohnt - auf Konter. Das Signal hatte Flick bereits mit seiner Aufstellung gegeben. Der offensiv ausgerichtete Musiala vertrat Kimmich auf der Sechserposition und wusste dabei sehr zu überzeugen.
Der 19-Jährige leitete nicht nur den Führungstreffer ein, sondern löste seine Aufgabe - mal technisch, mal körperbetont - sehr geschickt. Mehr Bayern-Power hatte der Bundestrainer dem deutschen Spiel im Vergleich zum 2:0 gegen Israel verordnet. Im Tor stand wieder Manuel Neuer, dazu kehrten Müller und
Oranje-Abwehrstars boten nicht viele Räume
Trotz aller Bemühungen boten die Oranje-Abwehrstars um Virgil van Dijk nicht viele Räume. Der Lattentreffer von
Und Oranje? Die Gastgeber wirkten oftmals ratlos, was der Miene von Louis van Gaal anzusehen war. Auch der Dortmunder Donyell Malen agierte glücklos. Bei einer guten Konterchance spielte der Angreifer einen zu steilen Pass auf Malacia (19.), einen weiteren Schuss setzte er neben das Tor (35.). Die deutsche Defensive machte es aber auch lange gut. Antonio Rüdiger sorgte in seinem 50. Länderspiel für Stabilität und Neuling Schlotterbeck wusste auch seine zweite Chance innerhalb von vier Tagen zu nutzen. Der Freiburger gehört zu den Gewinnern des ersten Länderspielblocks im WM-Jahr.
Akzente setzte auch der Hoffenheimer David Raum, sogar das erste Länderspieltor war für den Außenverteidiger möglich. Nach einem Traumpass von Sané vergab Raum allerdings freistehend vor dem Freiburger Oranje-Keeper Mark Flekken eine Riesenchance (47.). Aber mit der Führung im Rücken war das deutsche Spiel noch gefälliger, noch prägnanter. Die DFB-Elf wollte das Ergebnis nicht verwalten, sondern suchte die Entscheidung.
Die mangelnde Konsequenz im Abschluss sollte sich aber rächen. Nach einem langen Ball setzte Denzel Dumfries per Kopfball-Rückgabe den eingewechselten Bergwijn in Szene, der den Ball ins Tor hämmerte. Danach hatte der viermalige Weltmeister sogar Glück, dass der englische Schiedsrichter Pawson einen Foulelfmeter für die Holländer zurücknahm (73.). Denn Thilo Kehrer hatte bei seinem Klärungsversuch Memphis Depay durchaus am Bein getroffen. Bei einer weiteren niederländischen Großchance rettet Schlotterbeck auf der Linie (82.). Es war eine knifflige Phase für die DFB-Auswahl, die dem Bundestrainer einige Erkenntnisse geliefert haben dürfte. (dpa/fra)