Die Nationalmannschaft muss bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Weißrussland und Estland auf Spielmacher Toni Kroos verzichten - der macht Urlaub. Jetzt liegt es an der jungen Generation um Leroy Sané zu zeigen, was sie kann.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Am 30. Juni wird in Köln der Kinofilm zu Toni Kroos vorgestellt und eine Menge über dessen Triumphe in der Vergangenheit erzählen. Real Madrid, FC Bayern, die Nationalmannschaft: Wann immer Kroos die Fäden zog, stellte sich der Erfolg für seine Mannschaft alsbald ein.

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Über die Aussichten auf den Erfolg in der Zukunft kann auch der Film nur spekulieren. Beweisen muss er sich nicht: In der Nationalelf bleibt Kroos wie Manuel Neuer gesetzt.

Toni Kroos fehlt gegen Weißrussland und Estland

Offenbar werden aber die zwei Gegner in der EM-Qualifikation so gering geschätzt, dass der Bundestrainer Joachim Löw die Dienste des eigentlich unersetzbaren Spielgestalters Toni Kroos für nicht benötigt hält.

Es muss Samstag gegen Weißrussland und am Dienstag gegen Estland auch ohne ihn möglich sein, weitere sechs Punkte in der EM-Qualifikationsgruppe zu sammeln, er macht Urlaub. Deutschland wäre dann trotzdem Gruppenerster.

Dummerweise hat man noch Kroos' Worte im Ohr, wie er vor etwas mehr als einem Jahr die jüngere Spielergeneration in den Senkel stellte. Damals in Berlin, nach einem 0:1 gegen Brasilien, hatte er einen Schlendrian ausgemacht, der Leroy Sané zuerst die WM-Teilnahme kostete und später zur WM-Blamage führte.

"Wir sind nicht so gut, wie einige von uns denken", schimpfte er nach dem Ende von 22 Spielen ohne Niederlage.

Die neue Generation muss zeigen, was sie kann

In jener Elf im März 2018 spielten zwar noch Jerome Boateng und Mario Gomez, und doch schien eindeutig, wen Kroos meinte. Leroy Sané, Julian Draxler, vielleicht Leon Goretzka. Am Ende sind die Namen auch wurscht.

Was die neue Generation taugt, wird man in den nächsten zwei Spielen erfahren. Sie können sich nicht auf den Altmeister zurückziehen, dass er Krisenmomente richtet; er ist ja nicht da. Die sechs Punkte müssen sie schon selbst holen.

Das ist nämlich das Schöne an diesen zwei Gegnern: Gegen die Nummer 81 und 96 der Fifa-Weltrangliste gibt es keine Ausreden. Ende einer langen Saison, müde Knochen, Sommerurlaub: Ja, versteht man alles.

Aber das wird nächstes Jahr, wenn es bei der EM 2020 ernst wird, nicht anders sein. Mit Blick auf das, was kommt, sollte man zeigen, dass man besser ist, als viele von ihnen denken. Notfalls sei Nachhilfe empfohlen. Ab 30. Juni im Kino.

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