Das scheinbar überschaubare 0:1 zum EM-Auftakt gegen Frankreich ist brandgefährlich für die deutsche Nationalmannschaft. Niemand sollte sich einbilden, dass eine knappe Niederlage gegen den Weltmeister durchaus möglich und kein Weltuntergang ist. Das Ergebnis allein ist nicht das Beunruhigende. Sorgen bereitet die Spielweise.
Wenn nach einer guten Stunde der erste Eckball herausspringt, hat man einen sicheren Indikator dafür, dass man seinen Gegner nicht unbedingt in aussichtslose oder verzweifelte Abwehraktionen getrieben hat. Während des Spiels, nicht mal beim Aufbäumen in der zweiten Halbzeit, war eine Handschrift des Trainers zu lesen. Die Franzosen schwitzten nicht wirklich.
Die Harmlosigkeit im Aufbauspiel äußerte sich in zu vielen Sicherheits- und Querpässen, in zu wenigen Rochaden zwischen Flügen und Halbpositionen und in permanenter Abwesenheit im Strafraum. 61,7 Prozent Ballbesitz ist brotlose Kunst, wenn man vor der Kiste nicht zum Abschluss kommt. Die Franzosen hatten doppelt so viele Torchancen wie Deutschland.
Die Niederlage muss sich
Neuer kennt Hummels, kennt
Stattdessen wird Joshua Kimmich auf die rechte Seite bordert, das Mittelfeld İlkay Gündoğan und Toni Kroos überlassen, die Last auf Kai Havertz vorne abgelagert. Wie soll das plötzlich funktionieren?
Kimmich als Taktgeber in der Zentrale, gerne im Wechselspiel mit Kroos, ist unersetzlich. Er hat's bei den Bayern immer und immer wieder bewiesen. Schaut Löw nicht hin?
Die Bayern können sich bei ihrer Personalqualität Kimmich-Experimente auf rechts erlauben. Löw nicht.
Er hat beim entscheidenden Gruppenspiel am Samstag gegen Portugal keine andere Wahl, er braucht eine verlässliche Achse mit Kimmich als Dreh- und Angelpunkt. Ein weiterer ideenloser Auftritt führt nur zur nächsten Blamage bei einem Turnier.