Ein Profiverein hat das gute Recht, einen Spieler - warum auch immer - aus dem Kader zu bannen und zum Verkauf anzubieten. Das Geschäftliche regelt meistens der Arbeitsvertrag. Liegt arbeitsrechtlich kein Vergehen vor, darf der Spieler zumindest den Großteil des vereinbarten Gehalts beanspruchen.
Ein moralisches Recht auf den Arbeitsplatz sollte der Spieler besser nicht einfordern. Zu oft musste die Bundesliga erleben, dass ein Spieler, wenn irgendwo anders das große Geld lockte, wenig Vertragstreue offenbarte. Dumm ist nur, wenn es der Verein ist, der keine Lust mehr zeigt.
Die nächsten Tage werden zeigen, wo das eigentliche Problem zwischen Adam Szalai und seinem Arbeitgeber Mainz 05 liegt. Nur eines ist sicher: Grundlos stellt der Verein seinen 32-jährigen Mittelstürmer ein Jahr vor dem Vertragsende nicht kalt.
Der Trainer sollte die Spieler bei Laune halten
Die Spieler wissen nämlich um ihren Marktwert und treten in vielen Fällen so auf. Sie wollen bei Laune gehalten werden. Darin liegt ja das eigentliche Geschick eines guten Trainers: dass er die Balance zwischen Anforderung und Wohlgefühl in der Mannschaft hält. Sonst ist er selbst bald weg.
Trotzdem schickte man jetzt Adam Szalai in die Verbannung und riskierte einen Aufstand im Team. Angeblich waren es sportliche Gründe, warum man die drastische Personalmaßnahme durchsetzte. Die Mitspieler wollen das nicht glauben und verweigerten Trainer Achim Beierlorzer die Zusammenarbeit.
Der Spielerstreik beim Training ist ein unmissverständliches Signal: Mainz 05 ist in Schieflage. Mit ihrer Solidarität zu Szalai drücken die Mitspieler auch ihre eigene Sorge aus: Sie könnten die nächsten sein, die aufs Abstellgleis geraten. In der Not zeigen sogar Egoisten Empathie.
Mainz 05 hat seine Position nicht nachvollziehbar dargestellt
In der Coronakrise schauen halt ein paar Vereine, die kein üppiges Festgeldkonto pflegen, etwas genauer hin, ob sie für ein durchschnittliches Spielergehalt von zwei Millionen Euro im Jahr den angemessenen Gegenwert oder zumindest Verständnis für die wirtschaftliche Lage erhalten.
Dieselben Spieler, die sich nun als Ware empfinden, sind dieselben, die über ihre Berater jeden Euro aus den Vereinen quetschen. Nein, nicht alle Spieler. Aber leider zu viele. Man braucht dazu nicht einmal einen geldgierigen Piranha, um für Verstimmung zu sorgen.
Der Fehler von Mainz 05 liegt darin, die eigene Position im Fall Szalai nicht nachvollziehbar dargestellt zu haben. Nicht nur die Öffentlichkeit will Aufklärung. Offenbar auch die Mannschaft. Sonst wäre es wohl kaum zu einem Streik gekommen. Nun sind alle Seiten beschädigt.
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