Nach einem sportlich durchwachsenen Start als Trainer beim FC Bayern droht Thomas Tuchel möglicherweise ein konfliktreicher Sommer. Denn die Vergangenheit zeigt: Bei Transfers waren sich Sportvorstand und Trainer beim FC Bayern oft nicht einig.

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Seit Ende März ist Thomas Tuchel Trainer des FC Bayern. Der Start für den 49-Jährigen mitten in der heißen Phase der Saison war denkbar schwierig. Unter seiner Leitung schied der FC Bayern innerhalb kurzer Zeit sowohl aus dem DFB-Pokal als auch aus der Champions League aus. Somit ist nur noch der Gewinn der Deutschen Meisterschaft drin.

Trainer und Verein dürften sich auf die Sommerpause freuen, wenn man sich in Ruhe zusammensetzen und am Kader für die kommende Saison feilen kann. Wie die "Sport Bild" berichtet, soll die große Kader-Analyse Ende Mai nach dem letzten Bundesliga-Spieltag stattfinden.

Dabei soll dem Bericht nach geklärt werden, welche Spielertypen die Münchner in Zukunft brauchen und welche den Verein verlassen müssen. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass es dabei durchaus zu Konflikten kommen kann - auch zu unlösbaren.

Hansi Flick bekam beim FC Bayern zu wenig Einfluss und schmiss hin

Hansi Flick, Bayern-Trainer von November 2019 bis Juni 2021, soll beim FC Bayern frühzeitig hingeschmissen haben, weil er mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic nicht gut auskam.

Der heutige Bundestrainer hätte sich wohl gerne mehr Einfluss in Sachen Transfers gewünscht, der Sportvorstand musste damals aber auch die aufgrund der Corona-Pandemie angespannte Finanzlage im Blick behalten.

Droht ein ähnliches Szenario auch mit Tuchel? Christian Heidel ist von Tuchels Erfolg in Zukunft beim FC Bayern überzeugt. "Ich habe keine Zweifel daran, dass Thomas ein sehr erfolgreicher Bayern-Trainer werden wird", sagte der Sportvorstand von Tuchels einstigem Arbeitgeber FSV Mainz 05 dem Sender Sky vor dem Wiedersehen mit dem jetzigen Coach des FC Bayern an diesem Samstag (15:30 Uhr/Sky) in Mainz. "Die größte Herausforderung werden die nächsten Jahre sein", meinte Heidel.

Der 59-Jährige war von 1992 bis 2016 schon einmal Manager der Rheinhessen und kennt Tuchel aus dessen Zeit beim FSV bestens. Der 49-Jährige hatte nach einem Jahr als U19-Trainer im Sommer 2009 die Profis übernommen und fünf Jahre trainiert.

"Er hat jetzt eine Mannschaft übernommen, die er kaum trainiert, die er nicht zusammengestellt hat", kommentierte Heidel Tuchels aktuelle Situation bei den Bayern nach dem Aus in der Champions League und im DFB-Pokal. "Und trotzdem gehe ich davon aus, dass er mit dieser Mannschaft erfolgreich sein wird. Es muss ja nicht unbedingt am Samstag sein."

Heidel über Tuchel: "Da will er mitreden"

Tuchel sei auch nicht so kompliziert, wie es immer dargestellt werde. "Ich habe ihn mehrere Jahre als Trainer erlebt, die waren völlig stressfrei", betonte Heidel. Er betonte aber auch: "Man muss ihn mitnehmen, auch bei Entscheidungen, insbesondere zum Kader. Da will er mitreden, ob ein Spieler passt oder nicht."

So wie Heidel Tuchel hier beschreibt, ist es durchaus denkbar, dass es beim Thema Transfers mal wieder krachen könnte beim FC Bayern. Tuchel selbst sagte in einem Interview mit dem Streamingdienst DAZN: “Ich werde auf jeden Fall meine Meinung sagen." Er glaube allerdings nicht, "dass wir uns da groß in die Haare kriegen", so der 49-Jährige.

Unter Tuchel-Vorgänger Julian Nagelsmann klang das noch etwas zurückhaltender. Nagelsmann sagte einst: "Ich bin davon überzeugt, dass der Verein das letzte Wort haben sollte, denn im Allgemeinen bleibt der Spieler länger im Verein als der Trainer." Der Verein könne einen Spieler holen und der Trainer müsse dann mit ihm zusammenarbeiten.

Allerdings waren auch hier im Mai 2022 nach der ersten gemeinsamen Saison beim FCB Berichte über Differenzen zwischen Nagelsmann und Salihamidzic aufgekommen. Nagelsmann sei mehr und mehr frustriert über die Zurückhaltung seines Klubs auf dem Transfermarkt, hieß es. Später sollte der Coach dann aber noch zahlreiche Stars für viel Geld bekommen. Es kamen unter anderem Matthijs de Ligt und Sadio Mané.

Seinen ersten Transferwunsch hat übrigens auch Tuchel bereits durchgesetzt. Am Freitag teilte Tuchel in einer Pressekonferenz mit, dass Anthony Barry sein Co-Trainer-Team komplettieren wird. Den Engländer kennt Tuchel von seinem Ex-Klub FC Chelsea.

Verwendete Quellen:

  • tz.de: "Flick und Salihamidzic: Zwei geplatzte Bayern-Transfers führten zum Bruch"
  • transfermarkt.de: "Bericht: Spannungen zwischen Nagelsmann & Salihamidzic – Frust bei Transferthemen"
  • dpa
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