Erling Haaland rettete den BVB gegen den FC Augsburg. Allerdings übertünchte die Leistung des neuen Stürmers ein großes Problem: und das ist die Abwehr.

Eine Kolumne
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Endlich eine gute Nachricht für die leidgeprüften BVB-Fans: Dortmund ist vor dem Spiel gegen Köln gar nicht Liga-Vierter, sondern Zweiter. Die schlechte: Es geht um die Tabelle, die individuelle Fehler vor Gegentoren aufzählt. Schon neun Mal ist dieser Fauxpas der Mannschaft von Trainer Lucien Favre in dieser Saison unterlaufen, das ist gar nicht gut.

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Nur der SC Freiburg (11) war bisher anfälliger. In den vergangenen drei Spielen kam's ganz schlimm, da leistete sich Borussia Dortmund drei solcher Patzer: zwei gegen RB Leipzig, einen gegen den FC Augsburg.

Und das soll für den Titel reichen? Die Antwort lautet: Nein. Hinten ist der Wurm drin, aber niemand findet ihn. 27 Gegentreffer nach 18 Partien sind ein klassischer Mittelmaß-Wert. Und einer, den – bitte festhalten – der BVB in der gesamten Meistersaison 2011/12 nicht erreichte. Damals blieb es von August bis Mai bei 25 Gegentoren.

BVB: Die Abwehr ist alles andere als gut

Die Lage ist also kritisch, und die handelsüblichen Ausreden gelten nicht. Schließlich hat der BVB im Sommer für zwei neue Abwehrspieler (Mats Hummels und Nico Schulz) insgesamt 56 Millionen Euro gezahlt. Da wird man doch ein bisschen Gegenleistung verlangen dürfen. Darf man aber nicht: Wenn die These, dass Geld keine Tore schießt, je gestimmt hat, dann zeigt das Beispiel Dortmund deshalb jetzt – Geld verhindert auch keine.

Die Lage ist dermaßen kritisch, dass sich die Klubführung außergewöhnlich deutlich äußert. Sportdirektor Michael Zorc malte öffentlich ein düsteres Zukunftsbild: Das Abwehrverhalten sei "alles andere als gut", was ihm "Sorgen" bereite. "So können wir unsere Ziele nicht erreichen."

Der 1. FC Köln kommt ungelegen

Ein klarer Appell an den Trainer, der jedoch nicht fürs Ruderrumreißen bekannt ist, und an Abwehrboss Mats Hummels, den Laden endlich in den Griff zu bekommen.

Aber letzterer bekommt ja, das beweisen die Zahlen, sich selbst nicht in den Griff – nur Dan Axel-Zagadou weiß unter den Innenverteidigern zu überzeugen, er hat ligaweit den fünftbesten Wert zu bieten (72 % gewonnene Zweikämpfe). Mit deutlichem Abstand folgen: Hummels (62 %) und Manuel Akanji (60 %), der gehen darf.

Da kommt der 1. FC Köln zur Unzeit. Das Team von Trainer Markus Gisdol hat die letzten vier Spiele gewonnen und dabei zehn Tore geschossen ­– auf Dortmunds neuen Wunderstürmer Erling Haaland kommt viel Arbeit zu.

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