Sunvans T42 ist nicht irgendein Bulli-Ausbau. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man einen echten VW-Bus-Camper entwirft oder ein paar Möbel in einen VW-Bus reinschraubt. Ersteres ist hier passiert.
Zwei Punkte sind dabei wichtig: Raumausnutzung und Praktikabilität, was einerseits ein großer handwerklicher Aufwand ist, andererseits viel Erfahrung und Tüftelei bedarf. Womit wir über den schwäbischen Begriff des Tüftelns zum Entstehungsort des Sunvan gelangen.
Ausbau-Tradition bei Sunvan
Sunvan ist eine ehemalige Marke von Köhler Reisemobile. Peter Köhler gehört zu den langjährigen Busausbauern einer Generation, die stets des Tüftelns willig war, die selbst im Bus reist und urlaubt. Da er das nun lebensleistungsverdient deutlich mehr machen mag (urlauben), hat er seine Firma verkauft. Der neue Besitzer ist Herr Nägele, der seine Firma Nägele Campervans genannt hat, die Marke Sunvan soll aber nach außen mehr strahlen und einen höheren Bekanntheitsgrad bekommen als noch zuvor. Nicht Nägele, sondern Sunvan soll in die Köpfe der Leute.
Der T42 Sunvan ist eine Baureihe, die es schon länger gibt, die aber stets weiterentwickelt wurde und nun in der hier getesteten Form eine Symbiose aus klassischen Tugenden des Campingbusbaus und zeitgemäßen Mitteln bildet. Klassisch ist die ausgefeilte und handwerklich hochsolide gefertigte Möbelzeile sowie allgemein der Grundriss, modern, die Lösung mit den Einzelsitzen sowie die schnell herausnehmbare Sitz-Bett-Kombination für viel Stauraum.
Sunvan T42
- Gurte/Schlafplätze: 4/4
- Zul. GesamtgewichT: 3.010 kg
- Länge/Breite/Höhe: 4,90/1,97/2,03 m
- Testwagenpreis: 79.990 Euro
Küche
Wer das Leben in einem VW-Bus kennt, weiß, wie wichtig Ordnung ist, weil es nie genug Platz gibt und die Gefahr des permanenten Hin-und-her-Räumens stets gegeben ist, und dies gilt es zu vermeiden. Zentraler Punkt für den Camper ist der Platz neben der Küchenzeile. Hier sitzt man oft, zum Ankleiden, zum Zähneputzen, zum Kochen, zum Lesen. Die Küche bietet hier direkt den Herd und die Besteckschublade. Der schnelle Zugriff ist gesichert. Darunter sogar ein großer Auszug. Meist sind bei Busküchen hier nur Fächer mit Klappen montiert, hier gibt es eine tiefe Schublade für Lebensmittel oder Töpfe und Geschirr.
Die Koch-Spül-Kombination ist aufgrund der durchgängigen Wanne praktisch, weil sie sich einfach reinigen lässt, mit einem Wisch wird das Putzwasser vom Herd ins Becken bugsiert. Herd wie Becken haben getrennte Abdeckungen, so lässt sich die eine schließen und als Ablage nutzen. Hinter den Ablagen ist das VW-Schiebefenster verbaut. Ein ausstellbares Campingfenster wäre hier eine Möglichkeit; das hätte Vorteile bei Regen, denn zum geöffneten Schiebefenster regnet es rein. Sie sehen allerdings von außen eleganter aus, das mögen die Kunden, sagen manche Busausbauer.
Als Kühlschrank kommt ein 40-Liter-Kompressorgerät zum Einsatz, praktisch vor den Füßen platziert, vom besagten Sitzplatz aus gesehen. Diese Schränke sind gut, haben im Vergleich zu von oben beladbaren Kühlboxen aber den Nachteil, dass weniger reinpasst und die Kälte schneller rausfällt.
In einem kompakten Bus ist die Küche meist auch das Bad. Sprich: Hier findet die Katzenwäsche statt. Praktisch dafür ist, dass der Wasserhahn aus seiner Halterung herausgezogen werden kann und als Außendusche neben dem Fahrzeug fungiert. Ein Spiegel fehlt im Inneren, der könnte an dem Möbel nachgerüstet werden. Keine neue Erfindung, aber immer wieder gut ist der unterste Stauraum im Küchenmöbel, in den eine portable Toilette hineinpasst. Diese landläufig als Porta Potti bekannten Kleintoiletten funktionieren genauso wie Kassettentoiletten in großen Wohnmobilen. Oben die Schüssel mit Wasserspülung und unten der Fäkalienbehälter. Für nachts Pipi machen und im Stau für Notfälle eine Offenbarung.
Schlafen
Damit das dann im Privaten bleibt, gehören zu einem echten Campingbus die Vorhänge. Die blauen Stoffbahnen mögen etwas antiquiert wirken, sind aber beim Campen absolut zweckdienlich. Weil sie flexibel zu öffnen oder schließen sind. Zum Beispiel morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen rein blinzeln, dann kann man sie einen Spalt öffnen, das Licht aufs Gesicht scheinen lassen und zum Ausschlafen noch mal schließen. Okay, genug der Romantik.
Um da überhaupt hinzukommen (ins Bett), werden die Einzelsitze umgelegt. Sie lassen sich verschieben und herausnehmen. Das funktioniert. Es sind Easy-Leg-Sitze in Kombination mit einem Boden-Schienen-System, beides von der Firma Schnierle – beides weitverbreitet. Nun werden die Sitze umgelegt, was etwas Kraft benötigt, um Platz zu schaffen fürs Bett. Es besteht aus einem Lattenrost und losen Matratzenteilen, alles hinter den Sitzen vor der Heckklappe aufgestapelt. Und der Rost ist zusammengeschoben. Er liegt rechts wie links auf einer Führungsschiene und ist mit Spannstiften fixiert.
Werden diese gelöst, lassen sich die mit Bändern zusammengehaltenen Holzlatten nach vorne ziehen, währenddessen sie sich schmetterlingshaft entfalten und zu einem 1,90 Meter langen Bettunterbau werden. Dann schnappen die Stifte wieder in Rastpunkte, Matratzen drauf, fertig. Dieses Bettenbauprinzip ist eine Alternative zur klassischen Schlafsitzbank mit Umlegetechnik. Nachteile sind der notwendige seitliche Kasten im Schiebetürausschnitt und das etwas fummelige Zurückschieben des Rostes. Da will jede Latte auf die nächste gelegt werden.
Beladen und Technik
Großer Vorteil: Der Rost ist schnell ausgebaut. Die Sitze auch, und es entsteht Stauraum. Für Fahrräder, Tauchausrüstung, Kinderwagen. Wer die unteren Sitze nicht benötigt, kann sie zu Hause lassen und das Bett in Form des Rostes und Matratzen trotzdem mitnehmen – eine gute Option. Ein Teil des Kleidermoduls kann daheim bleiben, nämlich das ganze obere Element. Wer es nicht benötigt, muss es nicht mit herumfahren. Das Mobiliar selbst hat rechts wie links kompakte Fächer und in der Mitte große für Kleider, hinter einer in engen Räumen praktischen Lamellenrolle. Ein Clou ist der Kleiderschrank, denn im unteren Möbel lässt sich eine Klappe öffnen, so haben Jacken nach unten Platz zum Hängen.
Zum Wesen der meisten Busse gehört das Aufstelldach. Dieses hier ist das Modell 290 von SCA. Es ist ein modernes Dach aus GFK mit sicheren Verschlüssen. Doch deren Kugelköpfe müssen vom Monteur gut eingestellt sein, sonst wird ihre vorteilhafte Bedienung zum Geduldsspiel. Der Zeltbalg lässt sich vorn weitflächig öffnen, hat aber auch seitliche Fenster mit Mückennetzen. Das 290 ist von der Qualität und Ausstattung ein absolut passendes Dach zum Sunvan T42. Und wen die Abdeckung des Durchstieg nervt, der lässt sie halt daheim.
Die Technik des Sunvan passt ebenfalls. So zum Beispiel das Wassersystem. Es ist praktikabel. Es hat keinen fest verbauten Tank, für Frisch- und Abwasser gibt es je einen 12-Liter-Kanister, die sind gut tragbar, auffüllbar und zu reinigen. Festverbaute Tanks haben den Nachteil, nach einer gewissen Standzeit wieder aufwendig gereinigt werden zu müssen. Das Wasser führt zur bereits erwähnten Waschbeckenarmatur.
Geheizt wird mit einer Dieselheizung, deren Warmluft über drei Ausströmer mehr als ausreichend im Fahrzeug verteilt wird. Warm wird es, auch wenn der Sunvan keine Isolierung hat, ganz im Gegenteil, meist sogar mit bloßem Blech bläulich glänzt. Das kann man so machen, das kann man so mögen. Die Heizung bekommt den Van warm, wenn sie läuft. Wer mag, sollte sich eine Filzverkleidung ans Blech kleben lassen. Bei neueren Modellen aus gleichem Hause findet sich da was. Das ist gemütlicher.
Das Licht kommt meist von gut integrierten, fast, im positiven Sinne, versteckten LED-Bändern. Mal direkt von oben wie über der Küchenzeile, mal mehr indirekt wie in einer Sicke des Kleiderschranks. Eine 80-Ah-AGM-Batterie ist serienmäßig verbaut, die sorgt für ein bis zwei Tage Autarkie. Wer mehr will, braucht als Erstes eine Solaranlage.
Letzte Worte zum T6.1? Der ist am Ende seines Modellzyklus. Ein gutes Auto, ein beliebtes Auto, auf das es noch einen Run gab bei den letzten Bestellungen. Bestellt haben die Ausbauer. Also bei Interesse dort nachfragen. Nachfolger werden ID. Buzz, Multivan und eine VW-Ford-Kreuzung. Wer keinen neuen VW T6.1 mehr bekommt: Bei Sunvan nicht so schlimm, die bauen auch Gebrauchte aus. Der Möbelbau ist dabei der gleiche. Und der ist über fast jeden Zweifel erhaben. Hier geht es nicht um die feinste Handwerkskunst, sondern um Wertarbeit, der man es ansieht, der man es beim Campen anmerkt, und das sicher über viele Jahre.
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie mit manuellem GfK-Aufstelldach, 1 Schiebefenster, 3 feste Einscheiben-Glasfenster
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung, 3 Ausströmer, (2 x Sitzgruppe, 1 x Rücksitz), Kaltwasseraußendusche, Steckdosen 12 V/230 V/USB, LED-Beleuchtung
- Basisfahrzeug: VW T 6.1 Transporter, Kastenwagen, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1968 cm3, Leistung 110 kW/150 PS, Drehmoment 340 Nm, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,4/11,5/17,5 s; Elastizität 60–80/100, 80–100 km/h (Automatik) 4,2/9,6/5,4 s, Testverbrauch 9,3 L/100 km.
Das fiel uns auf
(+) In der linken Möbelzeile gibt es ein Fach, in das eine Chemietoilette passt. Aus Erfahrung sehr praktisch.
(+) Das obere Schrankteil lässt sich mittels dreier Rändelschrauben einfach demontieren und abheben.
(+) Sitze und Bett sind schnell rausgebaut. Dann entsteht Ladefläche für Leute, die Equipment lieben.
(+) (-) Das Handling des Lattenrostes beim Ausbau bedarf Erfahrung, aber stets auch etwas Geduld.
(-) Die Abdeckung des Dachzulieferers SCA nervt beim Montieren und beim Demontieren: Wohin damit?
(-) Die Aufnahmen der optionalen Heckschublade sollten ohne Werkzeug bedient werden können.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 69.900 Euro (VW T 6.1 Transporter, 110 kW/150 PS) inklusive Überführung und TÜV

Testwagenpreis: 79.990 Euro
- ✘ Siebengang-DSG-Automatik: ✔ 6.000 Euro
- Solarmodule 200WP: ✔ 1.700 Euro
- Markise: 1.100 Euro
- Filzverkleidung Fahrgastraum: ✔ 2.000 Euro
- 4motion-Allradantrieb inkl. Differenzialsperre: 5.000 Euro
- ✘ Sonstige Ausstattung: Ravennablau-Metallic, LED-Scheinwerfer, Multifunktionslenkrad, Armlehnen beide Sitze, Ablagefach Radkasten, Tempomat: ✔ Serie
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Wohnen: 3,7 Punkte
- Beladen: 4,2 Punkte
- Technik: 3,6 Punkte
- Fahren: 3,9 Punkte
- Preis & Service: 3,8 Punkte

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