Wenn es draußen kälter und früher dunkel wird, zünden wir zuhause gerne Kerzen an. Doch herkömmliche Kerzen sind problematisch für die Umwelt. Wir stellen Alternativen vor: ökologische Lichtquellen und nachhaltigen Bio-Kerzen.

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Meistens bestehen Kerzen aus Paraffin, einem Produkt aus dem Klimakiller Erdöl. Aber auch, wo "Bio-Kerze" draufsteht, musst du genau hinsehen. Oft genug haben diese Leuchten es in sich: nämlich Palmöl. Einwandfreie, ökologische und nachhaltige Bio-Kerzen sind nicht leicht zu finden und manchmal auch nicht ganz billig. Wir zeigen dir, welches Lichtlein am besten bei dir brennen sollte!

Problematisch: Kerzen aus Erdöl & Palmöl

Zunächst gibt es zwei Arten von Kerzen, die du meiden solltest: solche aus Erdöl und solche aus Palmöl. Beide schaden langfristig der Umwelt und damit auch dir.

Kerzen aus Erdöl (Paraffin)

Die meisten handelsüblichen Kerzen bestehen aus Paraffin. Der günstige Rohstoff hat den Vorteil, dass er wegen seines niedrigen Schmelzpunkts rasch abbrennt. Aber: Paraffin ist ein Nebenprodukt aus Erdöl-Raffinerien. Die Folgen des weltweiten Erdölabbaus sind uns von den Bildern von Tankerunglücken und anderen Ölkatastrophen nur allzu vertraut.

Hinzukommt: Öl ist endlich. Lichter aus Erdöl sind deshalb per se nicht nachhaltig, weil sie überhaupt nicht nachhaltig hergestellt werden können. Der Öl-Ausstieg, den wir als Gesellschaft dringend benötigen, kann auch bei etwas Kleinem wie einem Teelicht beginnen.

Kerzen aus Palmöl (Stearin)

Eine vermeintlich saubere Alternative sind Kerzen aus Stearin. Stearin wird zwar aus nachwachsenden Rohstoffen (pflanzlichen oder tierischen Ursprungs) gewonnen und ist biologisch abbaubar. Aber leider ist dieser Rohstoff meist Palmöl, seltener sind Kokosöl, Rapswachs, Rindertalg und andere Fette. Das Manko von Palmöl: Für die Plantagen werden riesige Flächen tropischen Regenwalds vernichtet.

Hier ist also Vorsicht geboten: Bei allen nicht weiter gekennzeichneten Stearinkerzen musst du leider davon ausgehen, dass es sich um Palmölkerzen handelt. Weniger problematisch ist es, wenn eine Kerze aus Bio-Palmöl aus nachhaltigem Anbau besteht.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat für ihren Kerzencheck 2021 genau erhoben, welche Hersteller in welchem Umfang darüber informieren, woher das Palmöl für ihre Kerzen stammt. Gut schneiden beispielsweise ab: Norma, Lidl, Aldi Süd und Aldi Nord; schlechte Zensuren gab es hingegen für Höffner, Roller, Nanu Nana, Woolworth und Depot u.a.

Lies zu den Problemen hinter Palmöl auch:

Für dich als Verbraucher:in hat Stearinwachs allerdings den Vorteil, dass es länger brennt als Paraffinkerzen sowie weniger rußt und tropft. Kerzen, die als Stearinkerzen ausgewiesen sind, müssen zu mindestens 90 Prozent aus Stearin bestehen.

Eine ökologische Alternative: Kerzen aus Biomasse

Kerzen aus nachwachsender Biomasse – oft einfach als "Bio-Kerzen" bezeichnet und beworben – sind eine gute und gesunde Alternative zu Kerzen auf Erd- oder Palmölbasis.

Sie sind in vielerlei Hinsicht eine gute Idee: Für ihre Herstellung werden keine fossilen Rohstoffe, sondern ausschließlich Fette und Öle aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet, die als Reste in der Nahrungsmittelindustrie anfallen.

Auch die Nase musst du nicht rümpfen: Das recycelte Kerzenwachs brennt geruchsneutral ab. Für Kerzen aus Biomasse spricht auch ihr günstiger Preis.

  • Kerzen & Teelichter aus Biomasse gibt es online u.a. bei Waschbär ("Öko-Teelicht", "Öko-Kerze") oder Hans Natur.

Bio-Kerzen aus Bienenwachs, Sojawachs oder Raps

Neben Kerzen aus nachwachsender Biomasse gibt es weitere Rohstoffe, aus denen nachhaltigere Bio-Kerzen hergestellt werden. Hier eine Auswahl samt möglicher Bezugsquellen.

Kerzen aus Bienenwachs …

… sind ein wunderbar duftendes Naturprodukt, das allerdings nicht billig ist. Aus gutem Grund: Das Wachs wird von den Bienen in Form winziger Plättchen ausgeschwitzt. 1,2 Millionen davon ergeben 1 Kilo reines Wachs. Das entspricht der Jahresproduktion eines Bienenvolkes. Also lieber seltener eine Bienenwachskerzen anzünden – und diese dann richtig genießen und wertschätzen! "Bienenwachskerzen" dürfen übrigens nur so genannt werden, wenn die Brennmasse auch wirklich ausschließlich aus dem unvermischten Naturmaterial besteht.

Zu kaufen gibt es Kerzen aus Bienenwachs zum Beispiel bei Amazon, Teelichter aus Bienenwachs gibt’s im Avocadostore oder bei Waschbär.

Hier erfährst du mehr Hintergründe zu Bienenwachs:

Kerzen aus Sojawachs (gentechnikfrei) …

… zum Beispiel die Kerzen der Marke Munio Candela, sind nicht gerade billig, aber dafür besonders schön anzusehen und oft handgegossen. Daher sind sie vielleicht eher als Geschenk als für den täglichen Gebrauch geeignet.

Kaufen kannst du Sojawachs-Kerzen bei Avocadostore oder Amazon.

Kerzen aus Raps (gentechnikfrei) …

… gibt’s zum Beispiel von der Firma Stuwa bei Alnatura, online bei Avocadostore oder Amazon.

Gut zu wissen: Ende 2020 hat Verbraucherzentrale Hamburg den Drogeriemarkt Rossmann erfolgreich wegen Irreführung abgemahnt. Rossmann hatte "Teelichter aus Rapswachs" (unter der Marke "Rubinlicht") vertrieben und mit der Aussage "Wachs aus nachwachsenden Rohstoffen" geworben. Doch die Teelichter bestanden nicht (nur) aus Rapswachs, sondern zu 30 Prozent aus Paraffin (siehe dazu oben)!

Alternative: Kerzen selber gießen!

Eine andere klimafreundliche Methode: Kerzen selbst machen bzw. gießen aus alten Kerzenresten. Denn Wiederverwerten ist immer besser als Wegwerfen und Neukaufen. Wir zeigen dir, wie es geht:

Wer keine Kerzenreste hat, kann eigene Kerzen auch aus Wachsgranulat ("Kerzensand", Wachspastillen) herstellen. Du findest geeignetes Wachsgranulat u.a. hier bei Amazon oder bei Ebay.

Heiße Tipps rund um die Kerze

  • Du darfst Kerzen nie unbeaufsichtigt brennen lassen.
  • Beim Abbrennen von Kerzen wird Sauerstoff verbraucht, was die Raumluft verschlechtert. Nicht nur in Coronazeiten ist deshalb regelmäßiges und gründliches (Stoß-)Lüften besonders empfehlenswert.
  • Es lohnt sich, auch kurz frische Luft ins Zimmer zu lassen, bevor du die erste Kerze anzündest – und nachdem du die letzte ausgemacht hast.
  • Mehrere Kerzen solltest du nur mit ausreichendem Abstand aufstellen, da sich sonst die Brandgefahr erhöht. Unter anderem aus diesem Grund sind Teelichtöfen umstritten.
  • Wird der Docht zu lang, kürz ihn ein wenig (auf ca. 1 bis 2 cm), da die Kerze sonst anfängt, zu rußen.
  • Die Schadstoffbelastung, die von Kerzen ausgehen kann, ist zu vernachlässigen, wenn du ausreichend lüftest und die Kerze sauber abbrennt. Ende 2016 hat die Stiftung Warentest Stumpenkerzen untersucht und dabei keine bedenklichen Werte gefunden.
  • Die Kerzenindustrie besitzt einen eigenen Qualitätsstandard, den du am "RAL-Gütezeichen Kerzen" erkennst, das allerdings nicht sehr bekannt ist. Kerzen mit diesem Siegel halten besonders strenge Grenzwerte ein und sind von geprüfter Qualität.
  • Bei Duftkerzen solltest du auf die verwendeten Duftstoffe achten: Nicht jeder verträgt jeden Inhaltsstoff. Grundsätzlich solltest du Duftkerzen lieber sparsam nutzen und hinterher gründlich lüften. Kluge Alternative: Du machst deine Duftkerze(n) selbst – dann kannst du genau bestimmen, welche Duftstoffe hineinkommen. Lies hier mehr: Duftkerze im Glas: Selber machen aus alten Kerzenresten

Teelichter: Gut zu wissen!

Bei Teelichtern solltest du nicht nur darauf achten, aus welchem Wachs bzw. Rohstoff sie bestehen (siehe oben), sondern auch darauf, dass du sie möglichst ohne Aluminium-Schälchen kaufst. Aluminium ist ein zu wertvoller Rohstoff, um als Wegwerfprodukt ver(sch)wendet zu werden.

Am besten verwendest du schöne Teelichtgläser, die du immer wieder neu mit hüllenlosen Teelichtern füllen kannst. Hüllenlose Öko-Teelichter von Biokema gibt’s u.a. bei Hans Natur. Hier liest du im Artikel:

Und was braucht es bei stimmungsvollem Kerzenlicht noch? Die passende gemütliche Kuscheldecke.

Übrigens: Auf unserer Gutschein-Plattform findest du aktuelle Rabattcodes für Waschbär, Hans Natur und viele weitere Shops.

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