Lebensmittelhersteller werben immer wieder mit vielversprechenden Slogans wie "Dauerhaft mehr Inhalt" oder "Verbesserte Rezeptur". Wie bei den meisten Werbeversprechen gilt allerdings auch hier: Es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) hat sich aktuell einige Produkte und deren Werbeversprechen genauer angeschaut. Denn bei Produkten, auf denen mit Kennzeichnungen geworben wird, dass zum selben Preis nun "Mehr Inhalt" oder "Noch mehr Geschmack" drinsteckt, lohnt sich ein kritischer Blick.
Nicht selten versteckt sich hinter solchen Angaben eine heimliche Preissteigerung oder eine neue Rezeptur, bei der teurere gegen günstigere Zutaten ersetzt werden, was letztendlich zu einer verminderten Qualität führt. Verbraucherschützer sprechen bei diesem Vorgehen von "Skimpflation".
Kurz erklärt: Was ist "Skimpflation"?
- Der Begriff "Skimpflation" ist ein Wortspiel aus "skimp" (englisch für "geizen" oder "sparen") und "Inflation" und bezeichnet eine Form der Inflation, bei der Unternehmen die Qualität ihrer Produkte reduzieren, ohne den Preis zu senken.
"Skimpflation": Altes Produkt, neue Zutaten?
Die Molkerei Weihenstephan hat im jüngsten Fall bei allen Sorten ihrer "Fruchtquarks" den Namen in "Cremig & Quarkig" geändert. Als Verbraucher erst mal kein Grund zu vermuten, dass sich im Becher etwas grundlegend anderes befindet. Doch die neue Zutatenliste offenbart, dass der bislang enthaltene Speisequark durch Frischkäse ersetzt wurde, wie das Portal Lebensmittelklarheit berichtet.

Die sogenannte Käseverordnung unterteilt die Kategorie Frischkäse in die Standardsorten Speisequark, Schichtkäse, Rahmfrischkäse und Doppelrahmfrischkäse. Speisequark, der aus angesäuerter Milch hergestellt wird, zählt zwar zu den Frischkäseprodukten, weshalb sich beide Lebensmittel stark ähneln. Im Unterschied zum Quark ist Frischkäse allerdings kompakter in der Konsistenz, da er länger abtropft und dadurch weniger Flüssigkeit enthält.
Für Speisequark gelten dabei bestimmte Mindestanforderungen hinsichtlich Eiweiß- und Trockenmassegehalt. Werden diese Mindestwerte nicht eingehalten, wird das Produkt als Frischkäse eingestuft.
Woran erkennt man "Skimpflation"?
- Inhaltsstoffe vergleichen: Bei Lebensmitteln werden statt hochwertiger Zutaten billigere und minderwertigere Zutaten verwendet.
- Aufschriften und Werbeversprechen wie "Mehr Inhalt" oder "Neue Rezeptur" kritisch hinterfragen.
- Alte und neue Preise gemessen an der Füllmenge oder dem Grundpreis vergleichen.
Laut Verbraucherzentrale sollte Weihenstephan deutlicher auf die veränderte Rezeptur hinweisen und das Produkt nicht mit dem Wort "quarkig" bewerben, da dies die Verbraucher täusche.
Mehr Tassen bei weniger Füllmenge?
Im Falle der "Tassimo Hot Chocolate" von Milka verspricht die Verpackung zwei Tassen extra – bei selbem Preis. Doch wer genau hinschaut, wundert sich: Wie können bei einem von 240 auf 160 Gramm reduzierten Gewicht des Produkts 10 statt 8 Portionen herauskommen?
Der Hersteller JDE (Jacobs Douwe Egberts) schreibt dazu in einer Stellungnahme: "(...) Dank unserer neuen Rezeptur ist das Pulver ergiebiger. Daraus ergibt sich eine neue Füllmenge. Die Anzahl an enthaltenen T-Discs haben wir von 8 auf 10 erhöht, die Getränkelänge (Tassenportion) bleibt unverändert und auch die unverbindliche Preisempfehlung bleibt gleich. (...) So konnten wir durch die Rezepturänderung etwa den Zuckergehalt (-58%) sowie Kalorien (-45%) und Fett (-9%) pro Tasse bei gleichbleibendem Kakaoanteil reduzieren. (...)"
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Die Konsumenten bekommen aber nicht nur weniger Pulver zum selben Preis, was einer Preiserhöhung von 50 Prozent entspricht. Die in der Stellungnahme erwähnte und als positiv verkaufte Rezepturänderung zeigt sich nur bei einem ganz genauen Blick in die Nährwertangaben. Dass dem Schokopulver nun Süßstoff – und zwar umstrittene Ersatzstoffe wie Acesulfam (E 950) und Sucralose (E 955) – zugesetzt wird, führt zwar dazu, dass das Pulver ergiebiger ist – wirklich gesünder ist daran aber nichts.
Mehr drin, aber auch höherer Preis
Auch Unilever liefert Anlass zur Verbraucherkritik: Im Fall von Nudel-Fertiggerichten der Marke "Knorr Spaghetteria" wirbt der Hersteller mit "Jetzt mehr drin. Mehr Geschmack"; und tatsächlich wurde die Füllmenge der Sorte "Pasta Carbonara" von 155 auf 172 Gramm erhöht, das sind etwa 11 Prozent mehr. Allerdings wurde auch der Preis angehoben und stieg um 30 Prozent von 1,39 Euro auf 1,99 Euro.
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Zudem wurde laut Zutatenliste bei vielen Sorten der Anteil wichtiger Inhaltsstoffe reduziert. Je nach Sorte ist nun unter anderem weniger Sahnepulver, weniger Rindfleisch, weniger Mozzarella oder weniger Spinat enthalten.
Verwendete Quellen
- gesetze-im-internet.de: Käseverordnung
- vzhh.de: "Mehr drin"-Versprechen auf Lebensmitteln: Was steckt dahinter?
- lebensmittelklarheit.de: Skimpflation: Quark beworben, aber durch Frischkäse ersetzt