Eine langfristige Anlagestrategie ist auch in unsicheren Börsenzeiten wichtig. Doch selbst mit ihr tappen viele Sparer in teure Fallen. Eine Vergleichsrechnung von "Finanztip" für fünf Anlageformen zeigt: Über die Jahre verschenken Anleger in diesem Beispiel bis zu 30.600 Euro an möglicher Rendite. Fünf Anlageformen im Vergleich.
"Finanztip" hat für eine Musterrechnung einen typischen Sparfall angenommen: Eine Einmalanlage von 10.000 Euro plus 100 Euro monatlich über 20 Jahre. Ein Investment in den weltweiten Aktienmarkt mittels breit gestreuter ETFs bringt nach Annahme von "Finanztip" langfristig sechs Prozent Rendite pro Jahr vor Fondskosten. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die einen Aktienindex nachbilden. Für Zinsanlagen wie Tagesgeld rechnen wir langfristig mit zwei Prozent pro Jahr.
1. ETF bei einem Neo-Broker
- Liefert die beste Rendite: Rund 75.000 Euro liegen nach 20 Jahren Anlagedauer auf dem Konto.
Ein weltweit gestreuter Aktien-ETF mit geringen Gebühren bringt im Vergleich mit den anderen vier Anlageformen langfristig die höchsten Erträge.
"Die Anlage-Dauer bei ETFs sollte allerdings mindestens 15 Jahre betragen", so "Finanztip"-Experte Timo Halbe. Denn: "Wenn es an den Börsen turbulenter wird, führen emotionale Entscheidungen oft dazu, dass Anleger bei fallenden Kursen verkaufen und später teurer zurückkaufen. Dies kann langfristig hohe Verluste verursachen."
Wichtig ist aber die Wahl des richtigen Depots: "Finanztip" empfiehlt einen Neo-Broker mit geringen Gebühren. Neo-Broker sind digitale Unternehmen, die Wertpapierdepots vor allem als Handy-App und zu besonders günstigen Konditionen anbieten.
Angenommen wurde für den Vergleich
- Abzüge: Erwerbskosten 1 Euro, laufende Fondskosten 0,2 Prozent pro Jahr, Sparplankosten 1 Euro pro Ausführung.
2. ETF bei der Filialbank
- Anlagesumme nach 20 Jahren: 73.800 Euro.
Bequem, aber teurer ist es, sein Aktiendepot bei einer Filialbank zu eröffnen: Im Vergleich zum Neo-Broker kostet das Anleger nach 20 Jahren rund 1.200 Euro. Die Vorteile sind die persönliche Betreuung und die einfache Eröffnung, wenn man schon das Girokonto bei der Bank hat. Diese Vorteile sind allerdings häufig verbunden mit höheren Gebühren.
"Viele Anleger unterschätzen, wie sehr sich Gebühren über Jahrzehnte summieren", warnt Timo Halbe. Allein die Kosten für die Depotführung belaufen sich nach 20 Jahren auf 240 Euro. "Wir raten Sparern, genau die Konditionen zu vergleichen. Ein passendes günstiges Depot finden Anleger mit unserem Depot-Vergleich."
Angenommen wurde für den Vergleich
- Abzüge: Erwerbskosten 0,26 Prozent der Anlagesumme, laufende Fondskosten 0,2 Prozent pro Jahr, Sparplankosten 2,5 Prozent der Anlagesumme pro Ausführung und Depotführung 12 Euro pro Jahr.
3. Aktiver Fonds über die Filialbank
- Anlagesumme nach 20 Jahren Anlagedauer: 61.600 Euro.
Hohe Kosten, wenig Mehrwert, so schätzt "Finanztip" aktiv gemanagte Aktienfonds ein. Laut der "Finanztip"-Berechnung reduzieren die hohen Kosten den Endbetrag im Vergleich zum Neo-Broker nach 20 Jahren um rund 13.400 Euro.
"Fondsmanager schlagen selten den Markt, aber die Gebühren schmälern die Rendite meist erheblich", erklärt Halbe. Denn: Durch die höheren laufenden Kosten kann bei einem langfristigen Investment der Zinseszinseffekt weniger stark wirken.
Angenommen wurde für den Vergleich
- Abzüge: 1,4 Prozent laufende Fondskosten pro Jahr, Erwerbskosten 2,5 Prozent der Anlagesumme, Sparplankosten 2,5 Prozent der Anlagesumme pro Ausführung und Depotführung 12 Euro pro Jahr.
4. Mischfonds bei der Filialbank
- Anlagesumme nach 20 Jahren Anlagedauer: 52.800 Euro.
Zu vorsichtig investiert: Hohe Gebühren und ein geringer Aktienanteil bremsen das Wachstum von Fonds, die Aktien und andere Anlagen wie etwa Anleihen mischen.
"Rendite- und Sicherheitsbaustein in einem aktiven Fonds zu vereinen, ist meist wenig sinnvoll. Denn so schlagen die hohen Fondskosten bei beiden Anlagebausteinen zu", sagt Timo Halbe. Gegenüber einem Neo-Broker schmälern diese die Rendite im "Finanztip"-Beispiel um 22.200 Euro.
"Wer neben Aktien auch Geld in einen Sicherheitsbaustein stecken will, setzt dafür lieber auf die Kombination aus günstigen Aktien-ETF und Tages- oder Festgeld." Denn bei Tages- und Festgeld fallen keine Kosten an.
Angenommen wurde für den Vergleich
- Abzüge: Erwartete Rendite vor Kosten 4,5 Prozent pro Jahr (anstatt 6 Prozent pro Jahr, wie bei den vorherigen Anlageformen), 1 Prozent pro Jahr laufende Fondskosten, Erwerbskosten 2,5 Prozent der Anlagesumme, Sparplankosten 2,5 Prozent der Anlagesumme pro Ausführung und Depotführung 12 Euro pro Jahr.
5. Tagesgeld
- Sicher, aber renditeschwach: rund 44.400 Euro nach 20 Jahren Anlagedauer.
Ein Tagesgeldkonto sollte definitiv jeder besitzen, denn es ist schnell verfügbar und bringt dennoch mehr Zinsen als ein Sparbuch oder Girokonto. "Da es aber vergleichsweise wenig Rendite bringt, ist es für den langfristigen Vermögensaufbau ungeeignet", warnt Timo Halbe. Im Vergleich zum Neo-Broker wären das rund 30.600 Euro weniger Rendite.
Die vergleichende Beispielrechnung von "Finanztip" zeigt: Anleger sollten unnötige Gebühren vermeiden und langfristig in breit gestreute ETFs investieren. So sichern sie sich die besten Renditechancen für die Zukunft.
Angenommen wurde für den Vergleich
- Keine Abzüge, aber erwartete Rendite 2 Prozent pro Jahr.
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Verwendete Quellen
- Finanztip: Mit "Finanztip" die besten Depots für Deine ETFs finden
- Finanztip: Der passende ETF für Dein Depot
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