- Zusammen mit Vizekanzler Robert Habeck und verschiedenen Wirtschaftsvertreten reist Olaf Scholz nach Kanada.
- Verhandlungen über Energie- und Rohstofflieferungen stehen im Mittelpunkt.
- Vor allem ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei der Wasserstoff-Technologie wird angestrebt.
In etwa zwei Dutzend Ländern auf vier Kontinenten hat sich Bundeskanzler

Vizekanzler Habeck fliegt mit Olaf Scholz nach Montreal
Das ist aber noch nicht alles: Scholz hat sich für diese Reise Verstärkung geholt. Vizekanzler und Wirtschaftsminister
Zudem wird Scholz erstmals von einer größeren Wirtschaftsdelegation begleitet, angeführt von Industriepräsident Siegfried Rußwurm. Zum Dutzend Spitzenmanager gehören die Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen, Bayer, Siemens Energy und Uniper. Insgesamt fliegen mehr als 80 Passagiere in der Regierungsmaschine mit.
Scholz hofft auf Rohstoffe aus Kanada
Aber wofür betreiben Scholz und Habeck den ganzen Aufwand? Es gibt wirtschaftliche und politische Gründe dafür:
- Bodenschätze: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland, sich in seinen Wirtschaftsbeziehungen breiter aufzustellen. Das gilt akut für den Energiebereich, wo man sich von russischen Gaslieferungen unabhängig machen will. Kanada hat zwar Flüssiggas. Davon kann Deutschland aber erst mittelfristig profitieren, weil für den Transport über den Atlantik noch Pipelines und Terminals fehlen. Bei der Reise liegt der Fokus deswegen auf der Wasserstoffproduktion. Außerdem hat die deutsche Wirtschaft an kanadischen Mineralien und Metallen Interesse, auch an Kobalt, Nickel, Lithium und Grafit, die für die Batterieproduktion wichtig sind.
- Bündnis der Demokraten: Scholz brachte den Reiz, den Kanada für ihn ausmacht, nach seiner Ankunft mit einem Satz auf den Punkt: "Das Land verfügt über ähnliche reiche Bodenschätze wie Russland - mit dem Unterschied, dass es eine verlässliche Demokratie ist." Also eigentlich der perfekte Partner für einen Ausweg aus der Rohstoff-Abhängigkeit von Russland. "Wir teilen nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch einen ähnlichen Blick auf die Welt."
Kanada ist wichtiger Partner in den G7
Scholz hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Zusammenarbeit der Demokratien zu stärken, um im Systemwettbewerb mit Autokratien wie China und Russland bestehen zu können.
Deswegen hat er Japan vor dem wirtschaftlich für Deutschland bedeutenderen China besucht - anders als seine Vorgänger Gerhard Schröder (SPD) und
Mit dem kanadischen Premierminister
Nun wird Trudeau kaum von des Kanzlers Seite weichen. In Montreal, wo er seinen Wahlkreis hat, begannen die beiden ihre Gespräche. Am Dienstag geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole Toronto und schließlich in das entlegene Stephenville, einen kleinen Ort im dünn besiedelten Neufundland.
Wasserstoff-Abkommen soll geschlossen werden
Von dort wollen Kanzler und Premier dann auch etwas Zählbares mitnehmen: ein Abkommen über die Kooperation bei Herstellung und Transport von grünem Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wird und eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielt.
Bei der Nutzung von Wasserstoff entstehen keine Treibhausgase. Doch muss zur Herstellung mit großem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Klimafreundlich ist diese Elektrolyse nur, wenn dafür nachhaltig produzierte Energie verwendet wird, also zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind.
Wind ist in Neufundland reichlich vorhanden, und es gibt genug Platz, um ihn mit Windparks in Energie umzusetzen. Ein fast perfekter Ort für die Produktion von grünem Wasserstoff, der dann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen kann, um etwa in Industrie und Verkehr Kohle, Öl und Erdgas abzulösen.
Aber es fehlen auch für Wasserstoff noch Transportmöglichkeiten. Terminals sollen in Kanada bis 2025 entstehen. Der Besuch des Spitzenduos Scholz/Habeck wird Deutschland kurzfristig also nicht durch die Energiekrise helfen.
Es geht um eine langfristige Bindung. "Schwerpunkt der Reise ist natürlich auf einer Energiepartnerschaft für die Zukunft", sagte Habeck nach der Ankunft in Montreal im ZDF-"Morgenmagazin". (Michael Fischer, dpa/pak/thp)