Deutschlands Wirtschaft ist mit dem starken Abschneiden der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg alles andere als glücklich. Im Gegenteil: Die große Zustimmung für die Rechtspopulisten könne sich negativ auf den "guten Ruf" der dortigen Standorte auswirken, warnt der Arbeitgeberpräsident.
Die Sorge in der Wirtschaft vor negativen Folgen des Wahlausgangs im Osten wächst. "Die relative Stärke der AfD in Sachsen und Brandenburg bereitet uns Arbeitgebern zunehmend Sorge, da die verbalen Äußerungen führender Parteimitglieder geeignet sind, den guten Ruf der auch in diesen Bundesländern international tätigen Wirtschaft zu schädigen", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer.
Verwundert zeigte sich der Wirtschaftsexperte auch über die relative Zufriedenheit bei vielen Politikern über das vergleichsweise schwächere Abschneiden der AfD.
"Dass die klassischen anderen Parteien es als Erfolg ausweisen, dass die AfD jeweils nur zweitstärkste Kraft geworden ist, verkennt die Tatsache, dass deren innerparteilichen Streitereien und gegenseitigen Abgrenzungsbemühungen auf Bundesebene, viele Wähler nach vermeintlich anderen Lösungen suchen lässt."
Industriepräsident warnte schon vor der Wahl vor AfD-Erstarken
Beide Ministerpräsidenten müssten ihren deutlichen persönlichen Wahlerfolg als Auftrag begreifen, eine Regierung zu bilden, die die Wirtschaft kräftige und damit die Lebensperspektiven der Menschen noch stärker verbessere, als es bisher der Fall gewesen sei.
Industriepräsident Dieter Kempf hatte bereits vor den Wahlen vor einem Erstarken der AfD gewarnt. "Es geht darum aufzuzeigen, welche Gefahr ein starker rechter Rand für die international vernetzte deutsche Wirtschaft bedeutet", hatte Kempf gesagt. "Was es bedeutet, wenn wir einerseits über Fachkräftemangel klagen, andererseits aber alles andere als eine Willkommenskultur ausstrahlen."
Unternehmensverbände: "Weltoffenheit und Toleranz unverzichtbar"
Auch die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg zeigen sich besorgt über den Wahlausgang. Für die Firmen seien "Weltoffenheit und Toleranz unverzichtbar", das gelte besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel. Offenbar sei bei einigen Bürgern die Unzufriedenheit groß, erklärte UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck.
Die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre sei nicht überall im Land angekommen. "Hier muss die Politik gegensteuern." Brandenburg brauche nun eine "stabile und handlungsfähige Regierung mit einer klaren Agenda für Marktwirtschaft und mehr Wachstum".
In Sachsen hatten die Wähler der regierenden CDU bei der Landtagswahl einen herben Dämpfer beschert, in Brandenburg erreichte die regierende SPD ihr bislang schlechtestes Ergebnis in dem Bundesland.
Die AfD hingegen fuhr ihre jeweils stärksten Ergebnisse ein. (szu/dpa/afp)