Die Landtagswahl in Brandenburg dürfte spannend werden. SPD und AfD liefern sich in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und manchen Spitzenkandidaten droht bei einer Niederlage das Ende ihrer politischen Karriere.
In Brandenburg wird am Sonntag kommender Woche ein neuer Landtag gewählt. In Umfragen liegt die AfD vorn, gefolgt von der SPD auf dem zweiten und der CDU auf dem dritten Platz. Erstmals seit 1990 könnte die SPD damit ihre führende Position verlieren.
Grüne, Linke und Freie Wähler wiederum müssen um den Wiedereinzug in den Landtag bangen, für die FDP sieht es erneut schlecht aus. Dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) dürfte hingegen auf Anhieb zweistellig der Sprung in den Landtag gelingen.
Ein Überblick über die Spitzenkandidaten von SPD, AfD, CDU, Grünen, Linkspartei, Freien Wählern, FDP und BSW:
Dietmar Woidke (SPD)
Für
Ob der 62-Jährige Diplomagraringenieur aus der Lausitz, der als pragmatisch und volksnah gilt, das Ruder noch im letzten Moment herumreißen kann, ist unklar. Dabei hat er die mit Abstand höchsten Beliebtheitswerte unter Politikern in Brandenburg. So scheint es nur folgerichtig, dass der gesamte Wahlkampf auf Woidke zugeschnitten ist. "Wer Woidke will, wählt SPD", lautet einer der Wahlslogans.
Hans-Christoph Berndt (AfD)
Berndts politisches Engagement begann 2015, als in seinem Brandenburger Dorf Geflüchtete untergebracht werden sollten. Mit dem von ihm gegründeten Verein Zukunft Heimat, der mittlerweile wie Berndt selbst vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wird, organisierte der Zahnarzt zahlreiche asylfeindliche Demonstrationen vor allem im Süden Brandenburgs.
Im Jahr 2018 trat er in die AfD ein, mittlerweile ist er Fraktionschef. Auch wenn die AfD stärkste Kraft werden sollte, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass der im Jahr 1956 geborene Berndt wie von ihm erhofft Ministerpräsident wird. Denn alle aussichtsreichen Parteien schließen eine Koalition mit der AfD aus.
Jan Redmann (CDU)
Redmann, seit 2019 Fraktions- und seit 2023 Parteichef der märkischen Union, hat Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt. Nach vielen Jahren klarer Übermacht der SPD in Brandenburg schienen die Chancen im direkten Zweikampf um den zweiten Platz nach der AfD diesmal lange Zeit besser denn je zu stehen. Zuletzt sahen die Umfragen die CDU allerdings klar auf dem dritten Platz hinter den Sozialdemokraten.
Über Brandenburg hinaus bekannt wurde Redmann wenige Wochen vor der Wahl durch einen Fehltritt – und seinen Umgang damit. Die Polizei erwischte den 44-Jährigen gebürtigen Brandenburger mit 1,3 Promille auf einem E-Scooter, was ihn den Führerschein kostete. Doch statt zu hoffen, dass die Sache unentdeckt bleibt, ging Redmann nur zwölf Stunden später selbst damit an die Öffentlichkeit. Für dieses Krisenmanagement erntete er viel Anerkennung.
Antje Töpfer und Benjamin Raschke (Grüne)
Die Grünen treten wie gewohnt als Spitzenkandidatenduo an. Die gebürtige Ludwigsfelderin Töpfer ist seit 2022 Staatssekretärin unter der Grünen-Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher. Zuvor arbeitete die 56-jährige Wissenschaftlerin lange in Berlin, davon sieben Jahre im Bundeslandwirtschaftsministerium. Im Kreistag Havelland war sie Fraktionsvorsitzende, sonst hatte sie bislang keine nennenswerten politischen Ämter inne.
Mehr Erfahrung bringt der ebenfalls aus Brandenburg stammende Raschke mit. Der 41-Jährige war einst gemeinsam mit der amtierenden Bundesaußenministerin Annalena Baerbock Landesvorsitzender und ist seit 2019 Fraktionschef der Grünen im Landtag. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren trat er mit Nonnemacher im Spitzenkandidatenduo an, sie holten mit 10,8 Prozent das bislang beste Grünen-Ergebnis in Brandenburg. Dieses könnte sich dieses Mal mehr als halbieren.
Sebastian Walter (Linke)
Auch für den 34-jährigen Walter ist es schon das zweite Mal, dass er als Spitzenkandidat für eine Landtagswahl in Brandenburg antritt. Seit 2019 ist er Mitglied im Landesparlament, seitdem auch Fraktions- und seit 2022 zusätzlich Kolandeschef neben der Juristin Katharina Slanina.
Walter, der als guter Redner gilt, engagiert sich schon seit seiner Jugend für die Linke. Nach dem Studium wurde der gebürtige Eberswalder mit 26 Jahren Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund – bis er hauptberuflich in die Politik wechselte.
Péter Vida (Freie Wähler)
Der 40-Jährige Vida ist schon seit 2014 Mitglied im Brandenburger Landtag. Der Bernauer mit ungarischen Wurzeln kämpft dort mit dem Wählerbündnis Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler lautstark für den ländlichen Raum, was ihm viel Zustimmung in seinem Heimatwahlkreis Barnim II einbringt.
Dies könnte auch dazu führen, dass Vida es auch dieses Mal wieder ins Parlament schafft, auch wenn das Bündnis wie in Umfragen vorausgesagt die Fünfprozenthürde nicht schaffen sollte. Denn in Brandenburg gibt es eine sogenannte Grundmandatsklausel, wonach eine Partei, die in einem Wahlkreis ein Direktmandat gewinnt, auch dann Sitze entsprechend ihrem Stimmenanteil im Landtag bekommt, wenn sie an der Hürde scheitert.
Zyon Braun (FDP)
Jüngster und zugleich wohl aussichtslosester Spitzenkandidat bei der diesjährigen Landtagswahl ist der 30-jährige Braun. Der gebürtige Templiner ist von Beruf Bankfachwirt und trat mit 20 Jahren in die FDP ein. Seit 2021 ist er Landesvorsitzender der Freien Demokraten in Brandenburg, seit April auch im FDP-Bundesvorstand.
Mit schrillen Plakaten und Aktionen sorgt er im Wahlkampf für vergleichsweise viel Aufmerksamkeit, doch die Umfragen besagen, dass die FDP klar unter der Fünfprozenthürde bleiben dürfte. Die Partei schaffte zuletzt 2009 den Einzug in den Brandenburger Landtag.
Robert Crumbach (BSW)
Mehr als 40 Jahre lang war der 61-jährige Arbeitsrichter Robert Crumbach SPD-Mitglied. Doch dann nahm er zu Jahresbeginn Kontakt zum neu gegründeten BSW auf – und wurde prompt dessen Landesvorsitzender und Spitzenkandidat.
Crumbach arbeitete seit den 90er Jahren als Arbeitsrichter in Brandenburg. Angesichts zweistelliger Umfragewerte könnte das BSW eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung der AfD in einer neuen Landesregierung spielen, entsprechend selbstbewusst tritt er im Wahlkampf auf. (afp/bearbeitet von fab)
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