• Die Türkei hat eine angebliche Anhängerin der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus Syrien für den Anschlag vom Sonntag in Istanbul verantwortlich gemacht.
  • Bei dem Anschlag starben 6 Menschen, 81 wurden verletzt
  • Die PKK und die syrischen Kurden wiesen jegliche Verantwortung zurück.

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Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die syrischen Kurden haben jegliche Verantwortung für den tödlichen Anschlag von Istanbul zurückgewiesen. "Unser Volk und die demokratische Öffentlichkeit wissen genau, dass wir nichts mit diesem Vorfall zu tun haben, dass wir nicht direkt auf Zivilisten zielen und dass wir Aktionen nicht akzeptieren, die auf Zivilisten abzielen", schrieb die in der Türkei verbotene PKK-Organisation in einer von der Nachrichtenagentur Firat am Montag veröffentlichten Erklärung. Firat steht der PKK nahe, die in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste steht.

Nicht nur die bewaffnete PKK-Organisation, auch ihr politischer Flügel wies die türkischen Anschuldigungen zurück. "Es gibt keinerlei Verbindung zwischen der PKK und der Explosion gestern in Istanbul", sagte ein Sprecher des politischen Flügels. Die PKK hielt ihrerseits der türkischen Regierung in ihrer von Firat verbreiteten Erklärung vor, sie habe "dunkle Pläne" und wolle "Kobane als Ziel" anzeigen.

Türkischer Innenminister macht PKK für Anschlag in Istanbul verantwortlich

Zuvor hatte der türkische Innenminister Süleyman Soylu die PKK für den Anschlag vom Sonntag mit sechs Toten und 81 Verletzten verantwortlich gemacht. Die türkische Polizei gab zudem laut örtlichen Medienberichten bekannt, dass eine PKK-Anhängerin aus Syrien die Bombe in der belebten Einkaufsstraße Istiklal gelegt habe.

Demnach gestand die festgenommene junge Frau die Tat und gab an, im Auftrag der PKK gehandelt und ihre Anweisungen in Kobane im Kurdengebiet im Nordosten Syriens bekommen zu haben. Ein türkischer Vertreter verwies zudem auf die PKK-Jugendorganisation.

Auf Videos sei zu sehen, dass die Frau etwa 40 Minuten lang auf einer Bank auf der Einkaufsstraße gesessen habe und kurz vor der Detonation aufstand, so Justizminister Bekir Bozdag.

Die junge Frau namens Alham Albaschir soll über die von türkischen Soldaten und ihren Verbündeten kontrollierte Stadt Afrin im Nordosten Syriens illegal in die Türkei eingereist sein. Von türkischen Medien verbreitete Polizeiaufnahmen zeigten, wie sie in einem violetten Sweatshirt in einer Wohnung in einem Vorort von Istanbul abgeführt wurde.

Istanbul

Anschlag in Türkei - Video von Festnahme im Netz

Mitten im touristischen Zentrum Istanbuls explodiert eine Bombe und reißt mehrere Menschen in den Tod. In der Nacht wird eine verdächtige Person festgenommen.

Der türkische Innenminister gab die Festnahme von insgesamt 46 Verdächtigen bekannt und kündigte weitere Festnahmen an. "Sie wollten eine Botschaft an uns richten, wir haben sie erhalten und werden darauf mit aller Entschiedenheit antworten", sagte er am Montag mit Blick auf die PKK bei einem Besuch des Anschlagsortes.

Syrische Kurden distanzieren sich von Anschlag

In den Monaten davor hatte Ankara immer wieder angekündigt, dass die Türkei eine militärische Offensive gegen die Kurdengebiete in Nordsyrien starten werde. Vor einem solchen Angriff hatten andere Nato-Länder, darunter die USA, sowie Russland und Iran jedoch die Türkei gewarnt.

Die syrischen Kurden wiesen am Montag ebenfalls jegliche Verbindung zu dem Anschlag von Istanbul zurück. "Wir versichern, dass unsere Kräfte keinerlei Verbindung zu der Explosion von Istanbul haben und wir weisen die Anschuldigungen gegen sie zurück", hob der Kommandeur des von kurdischen YPG-Einheiten angeführten syrischen Militärbündnisses SDF, Maslum Abdi, im Online-Dienst Twitter hervor.

Die YPG werden von den USA unterstützt und spielten bei der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Syrien und auch aus Kobane eine entscheidende Rolle. Ankara hingegen wirft der YPG vor, ein Ableger der PKK zu sein, und stuft sie deshalb ebenfalls als "terroristisch" ein. Die Türkei versucht seit Jahren, an ihrer Grenze zu Syrien im kurdischen Gebiet eine "Pufferzone" einzurichten und die kurdischen Einheiten von dort zu vertreiben.

Türkischer Innenminister lehnt US-Kondolenzwünsche ab

Vor diesem Hintergrund richtete der türkische Innenminister scharfe Worte an die USA, nachdem das US-Konsulat und die Botschaft den Anschlag in Istanbul verurteilt und Opfern Beileid ausgesprochen hatten. Soylu wiederholte seinen Vorwurf an Washington, "Terrororganisationen" in Nordsyrien zu unterstützen und erklärte am Montag: "Wir nehmen die Kondolenzwünsche des amerikanischen Botschafters nicht an, wir weisen sie zurück."

Zuvor hatte unter anderem die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre, die "Gewalttat" verurteilt. "Wir stehen im Kampf gegen Terrorismus Seite an Seite mit unserem Nato-Verbündeten Türkei", erklärte sie weiter für das Weiße Haus.

Aus Deutschland drückte unter anderem Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ihre Anteilnahme aus. "Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul", erklärte die Grünen-Politikerin über Twitter. "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstraße Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden."

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte. "Die Nachricht von der verheerenden Explosion mitten im belebten Istanbul hat mich erschüttert", schrieb Steinmeier laut Mitteilung des Bundespräsidialamtes vom Sonntag. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen, und meine Genesungswünsche gehen an alle Verletzten." Steinmeier betonte: "In diesem Moment des Schocks stehen wir Deutsche an der Seite der Bürgerinnen und Bürger Istanbuls und des türkischen Volkes." (dpa/afp/ari)  © AFP

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