• In der iranischen Provinz Sistan-Balutschistan haben Sicherheitskräfte offenbar auf Demonstrierende geschossen.
  • Dutzende Menschen sollen gestorben sein, berichtet eine Menschenrechtsorganisation.

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Bei der Niederschlagung von Protesten in der iranischen Provinz Sistan-Balutschistan hat es nach Angaben von Aktivisten am Freitag Tote und Verletzte gegeben. "Dutzende" Menschen seien getötet oder verletzt worden, teilte die in London ansässige Menschenrechtsorganisation Baloch Activists Campaign (BAC) im Onlinedienst Telegram mit. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.

Sicherheitskräfte eröffneten laut BAC in der Provinzhauptstadt Sahedan nach dem Freitagsgebet das Feuer auf Demonstrierende. Auch in den Städten Iranschar, Chasch und Sarawan gingen die Menschen demnach auf die Straße. Der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) zufolge setzten Mitglieder der Islamischen Revolutionsgarde Maschinengewehre ein, um die Proteste niederzuschlagen.

Unterstützung für Kurdistan

Zuvor hatten Aktivisten zu landesweiten Demonstrationen aus Solidarität mit Kurdistan aufgerufen. Die Provinz Kurdistan im Nordosten des Landes und Sistan-Balutschistan im Südosten haben seit Beginn der Proteste besonders viele Opfer registriert. Nach Angaben von IHR sind bisher insgesamt mindestens 416 Menschen getötet worden, davon 126 in Sistan-Balutschistan und 48 in Kurdistan.

"Kurdistan, Kurdistan, wir unterstützen dich" und "Kurden und Balutschen sind Brüder, die nach dem Blut des Führers dürsten", skandierten die Demonstranten in Sahedan, wie Videos zeigten, deren Echtheit nicht überprüft werden konnte. Sahedan ist eine der wenigen mehrheitlich von Sunniten bewohnten Städte im vorwiegend schiitischen Iran.

Die Proteste ereigneten sich einen Tag nachdem der UN-Menschenrechtsrat eine unabhängige Untersuchung des gewaltsamen Vorgehens der Behörden gegen die Demonstranten im Iran beschlossen hatte.

Im Iran wird seit mehr als zwei Monaten gegen die Führung in Teheran protestiert. Auslöser war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Amini war von der Sittenpolizei festgenommen worden, da sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später in einem Krankenhaus. Aktivisten werfen den Behörden vor, Amini misshandelt zu haben. (afp/fab)

US-Flaggen verbrannt: Proteste im Iran nach Tod von Mahsa Amini halten an

Nach dem Tod von Mahsa Amini halten die Proteste im Iran weiter an. Bisher sollen mindestens 57 Menschen getötet worden sein – mehr als 1.000 Personen wurden verhaftet. In zahlreichen Städten weltweit fanden Kundgebungen zur Unterstützung der Proteste statt – in London kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Bei einer Gegendemonstration in Teheran wurden am Sonntag amerikanische und israelische Flaggen verbrannt.