- Explodierende Preise, Energieknappheit, Existenzängste - aus vielen persönlichen Gesprächen weiß Bundespräsident Steinmeier um die Sorgen und Nöte der Menschen in Deutschland.
- Zu Weihnachten verbreitet er trotzdem auch Optimismus - nur in einer Frage nicht.
Bundespräsident
"Ja, dies sind raue Zeiten. Wir stehen im Gegenwind"
"Ja, dies sind raue Zeiten. Wir stehen im Gegenwind", sagte Steinmeier. "Und dennoch: Gerade Weihnachten ist der richtige Moment, auf das zu schauen, was uns Zuversicht gibt. Und das gibt es." Die Ukraine behaupte sich gegen die russischen Angriffe mit großem Mut. Europa stehe zusammen. "Und unser Land wächst in der Herausforderung wieder einmal über sich hinaus. Wir sind nicht in Panik verfallen, wir haben uns nicht auseinandertreiben lassen."
Unser demokratischer Staat mildere die härtesten Belastungen. In den Unternehmen arbeiteten viele daran, gestärkt aus der Krise zu kommen. "Und Sie alle haben mitgeholfen", sagte Steinmeier zu den Menschen in Deutschland. "Ich weiß, wie viel diese Krise Ihnen allen abverlangt, dass viele sich einschränken müssen. Aber unsere Großherzigkeit im Umgang miteinander, die kann uns niemand nehmen." Steinmeier dankte den Menschen für ihr Engagement und ihre Mitmenschlichkeit, die dazu beigetragen hätten, "das Leben für andere ein wenig heller zu machen".
"Wir waren in diesem Jahr zu so viel mehr fähig, als wir uns womöglich selbst zugetraut hatten", sagte der Bundespräsident. Die Menschen hätten beherzt gehandelt, als Hilfe erforderlich gewesen sei. Sie seien füreinander eingestanden. "Ich bin stolz auf unser Land, in dem so viele Menschen anpacken – nicht weil sie müssen, sondern weil sie Verantwortung empfinden für andere und für die Gemeinschaft." Was Deutschland und seine Bürgerinnen und Bürger im Kern ausmache, das Land immer stark gemacht habe, das habe Bestand: "Wir sind kreativ, fleißig und solidarisch. Und daraus können wir die Kraft und die Hoffnung schöpfen für das neue Jahr."
"Friede ist noch nicht greifbar"
Ein rasches Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist aus Sicht des Bundespräsidenten jedoch nicht in Sicht. Zwar sei es der sehnlichste Wunsch, dass wieder Friede herrsche. "Aber dieser Friede ist noch nicht greifbar. Und es muss ein gerechter Friede sein, der weder den Landraub belohnt noch die Menschen in der Ukraine der Willkür und Gewalt ihrer Besatzer überlässt." Bis Friede einkehren könne, sei es ein Gebot der Menschlichkeit, den Angegriffenen, den Bedrohten und Bedrückten beizustehen. "Auch damit setzen wir im Dunkel des Unrechts ein Licht der Hoffnung."
Steinmeier mahnte, dass trotz dieser Sorgen der Kampf gegen den Klimawandel nichts an Dringlichkeit verloren habe. Er brauche uns alle. "Ich wünsche mir, dass die Älteren auch spät im Leben noch einmal bereit sind, sich zu verändern. Und dass die Jüngeren sich engagieren, dass sie kritisch sind – ohne der Sache des Klimaschutzes zu schaden, indem sie andere gegen sich aufbringen."
Gebraucht würden sowohl der Ehrgeiz der Jungen wie die Erfahrung der Alten, sagte Steinmeier. "Denn wir alle haben doch ein gemeinsames Ziel: dass die Jüngeren nicht die "letzte Generation" sind, sondern die erste Generation einer klimafreundlichen Welt." © dpa

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