- Eigentlich schlägt ein Bundespräsident eher diplomatische Töne an - zumal bei Auslandsreisen.
- In Seoul spricht Frank-Walter Steinmeier aber Klartext.
- Er hat am Freitag Nordkoreas Raketentests verurteilt und deren Stopp verlangt.
Bundespräsident
Seit Jahresbeginn mehr als 50 nordkoreanische Tests gezählt
Steinmeier sagte, seit Beginn des Jahres sei eine beispiellose Testserie zu beobachten. Die Salven der vergangenen Tage hätten die Lage noch einmal erheblich verschärft. "Diese Eskalation ist inakzeptabel, und allein das Regime in Pjöngjang ist dafür verantwortlich." Yoon sagte, er sei sich Steinmeier einig, "im Falle einer ernsthaften nordkoreanischen Provokation eng miteinander zu kooperieren und eine geschlossene Reaktion der internationalen Gemeinschaft herbeizuführen". Von deutscher Seite wurde darauf hingewiesen, dass damit eine diplomatische Reaktion gemeint sei.
Steinmeier zollte Südkorea großen Respekt für "unermüdliche Bemühungen", den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu setzen. "Nordkorea ist und bleibt zur kompletten, unumkehrbaren und überprüfbaren Beendigung seiner Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen verpflichtet." Das international weitgehend isolierte Land treibt seit langem die Entwicklung von atomwaffenfähigen Raketen voran. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 50 Tests gezählt. Allein diese Woche erfasste Südkoreas Militär mehr als 25 Tests - darunter vermutlich auch eine atomwaffenfähige Rakete mit mehreren tausend Kilometern Reichweite.

Yoon sagte, Deutschland und Südkorea wollten enger zusammenarbeiten, um stabile Lieferketten aufzubauen und die Energiesicherheit zu stärken. Er habe auch Bedenken gegenüber "protektionistischen Tendenzen innerhalb Europas" angesprochen. "Ich habe darum gebeten, dass Deutschland als eines der wichtigsten EU-Mitglieder sich mit besonderem Interesse darum bemühen möge, dass es keine diskriminierenden Maßnahmen gegenüber koreanischen Unternehmen gibt." Steinmeier sprach auch von einer stärkeren Kooperation bei regenerativen Energien und der Gewinnung von grünem Wasserstoff.
Zum Auftakt ihres Besuches in der südkoreanischen Hauptstadt hatten der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender am Gedenkort für die mehr als 150 Opfer der Halloween-Katastrophe vom vergangenen Wochenende Blumen niedergelegt. "Wir trauern mit dem koreanischen Volk", sagte Steinmeier. Der Bundespräsident lud Yoon zu einem Besuch im kommenden Jahr ein. Dann feiern beide Staaten das 140-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen. © dpa